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Ich muss es zugeben: Ich habe es gewusst. Beim ersten Date hatte ich die Schneeballschlacht zwar noch als Hollywood-Romantik missverstanden, aber spätestens als er mir beim zweiten Date erzählte, dass er gerne Spongebob schaut, war mir klar: Der Kerl, auf den ich stehe, ist nur körperlich erwachsen. Sein Inneres pendelt sich minütlich qua Zufallsprinzip immer wieder neu irgendwo zwischen 3 und 40 ein. Wann man welche Version man von ihm bekommt? Glückssache. Ich fand das lange sehr süß, wie konsequent er sich das innere Kind bewahrt hatte.
Dann kamen unsere Söhne.
Kannst du nicht einmal erwachsen sein?
Wenn wir zu zweit sind, ist alles soweit gut. Er hat natürlich auch dann diese leicht kindischen Züge, die sich in Form von Drittklässler-Witzen oder Wäsche auf dem Boden äußert, aber das ist wirklich in Ordnung. Interessant wird es, wenn die Kinder mitmischen. Ich sag mal so: Ich bin dann ein Team. Die Jungs und mein Mann bilden das zweite Team. Die drei wichtigsten Lektionen, die ich mittlerweile gelernt habe: 1. Lass niemals einen Vater mit zwei Kindern und einer Kreditkarte einen Spielwarenladen betreten. 2. Der Satz "Putsch doch die Kinder nicht so auf" scheint ein Geheimcode zu sein, den nur Frauen verstehen und 3. Alleinerziehend zu sein, ist manchmal ganz schön schwer.
Ist er vielleicht klüger als ich?
Manchmal frage ich mich, wer von uns den anderen zu dem gemacht hat, was er jetzt ist. Musste er gegen eine Spaßbremse arbeiten? Bin ich nur eine Spaßbremse geworden, weil sonst alles aus dem Ruder gelaufen wäre? Ich weiß es wirklich nicht. Ist so ein Ei-und-Henne-Ding vermutlich. Neidisch bin ich auf sein Peter Pan Leben trotzdem ein bisschen. In zwanzig Jahren wird er definitiv mehr Lachfalten haben als ich, wenn das so weitergeht.
Alles eine Frage der Einstellung
Seit ich über die Lachfalten nachgedacht habe (das ist echt eine gute Motivation!), habe ich den Spieß umgedreht. Ich versuche nicht mehr, meinen Mann zum Erwachsenwerden zu bewegen. Wird eh nix. Stattdessen gebe ich mir größte Mühe, von ihm die Sache mit der Lachfalten-Zukunft zu lernen. Ich übe, Sofakissen auf dem Boden als Der-Boden-ist-Lava-Spielfeld zu betrachten anstatt als Unordnung. Ich versuche, Bettgehzeiten nicht mehr ganz so ernst zu nehmen, wenn die gute Laune uns eben einfach mal um 20 Uhr übermannt. Und ich denke mehr über den Spaßkator und weniger über sinnvolle Pädagogik nach. Wenn unsere Söhne uns später irgendwann ein bisschen kindisch finden, dann sollen sie das ruhig tun. Ich werd ihnen dann mit meinen Lachfalten entgegenkichern und ihnen vorschlagen, Kindergeld zu beantragen. "Ist wie Pflegegeld. Nur lustiger", sage ich dann. Und ich bin mir sicher, dass ich glücklich sein werde.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.