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Pippi Langstrumpf & Co. – die schönsten Kinderbuch-Klassiker
Pippi Langstrumpf, der Räuber Hotzenplotz & Co. sind die Helden unserer Kindheit – und die Helden unserer Kinder. Wir haben bei einer Expertin nachgefragt: Was ist an diesen Kinderbuch-Klassikern so faszinierend? Was genau ist eigentlich ein Kinderbuch-Klassiker? Und sind die Klassiker schlechthin, also Märchen, heute noch zeitgemäß? Darüber haben wir uns mit Prof. Dr. Anita Schilcher, Inhaberin des Lehrstuhls für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Regensburg, unterhalten. Die Expertin für Kinder- und Jugendliteratur und selbst Mutter hat uns zudem Tipps gegeben, welche Kinderbücher sie für Kinder vom Bilderbuch-Alter bis zum Ende der Grundschule empfiehlt und was man beim Lesen mit Kindern beachten sollte.
ELTERN: Was genau ist eigentlich ein Kinderbuch-Klassiker?
Prof. Dr. Anita Schilcher: Diese Festlegung ist etwas schwierig. Eine Möglichkeit ist, unter Klassikern all jene Bücher zu verstehen, die Long- und Bestseller sind. Also Bücher, die sich über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg kontinuierlich auf dem Markt halten. Eine andere ist, nach literarischen Kriterien auszuwählen, d.h. Bücher zu wählen, die als literarisch gelungen gelten. Oft kommt bei den Klassikern beides zusammen.
Was unterscheidet Klassiker von Büchern, die heute erscheinen und morgen schon wieder vergessen sind?
Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Aber viele Klassiker entstammen der fantastischen Kinderliteratur. Meistens sprechen sie Kinder genauso an wie Erwachsene. Zwei weitere Merkmale können eine gelungene sprachliche Gestaltung und eine witzige Idee sein – wie etwa beim "Grüffelo", den ich auf jeden Fall schon zu den Klassikern zählen würde. Was noch typisch ist: Sie zeigen meist das Bild einer idealen Kindheit, wie Erwachsene sie sich vorstellen. Die Hauptfigur kommt oft aus einer irgendwie anderen Welt und ist weit weg von den Pflichten der Erwachsenen. Pippi Langstrumpf ist dafür ein gutes Beispiel.
Wünschen sich Kinder, wie diese Helden zu sein – also zum Beispiel ein Leben wie Pippi Langstrumpf zu führen?
Sie träumen davon, wie toll es wäre, auch so jemanden wie Pippi zu haben. Interessant ist, dass sich die Kinder in erster Linie nicht mit dieser abweichenden Hauptfigur identifizieren, sondern mit ihren Freunden – hier Tommy und Annika. Sie träumen davon, wie toll es wäre, auch so jemanden wie Pippi zu haben.
Was ist für Kinder das Tolle an Klassikern?
Bei Klassikern ist der Wiedererkennungswert der Figuren enorm. Denn die Figuren aus Klassikern trifft man auch über die Bücher hinaus immer wieder, etwa im Theater oder im Kino. Da Klassiker langlebig sind, können Kinder nicht nur untereinander, sondern z.B. auch mit ihren Großeltern und Eltern über die Geschichten reden.
Häufig lieben wir als Erwachsene Kinderbuch-Klassiker mindestens genauso wie die Kleinen. Wie lässt sich das erklären?
Das ist eines der Erfolgsrezepte von Klassikern: Sie sprechen Kinder und Erwachsene an. Zum Beispiel das Krokodil mit dem tickenden Wecker in "Peter Pan": Kinder finden es spannend und witzig, dass im Bauch des Tieres ein Wecker tickt. Erwachsene denken dabei an die verrinnende Lebenszeit – wie Captain Hook, für den das Ende des Tickens den Tod bedeutet. So bestimmen eigentlich die Erwachsenen, welche Bücher zu Klassikern werden. Denn sie sind ja meist diejenigen, die die Bücher kaufen.
Die Klassiker schlechthin sind Märchen. Denken Sie Märchen zu lesen ist heute noch zeitgemäß? Und nicht zu gruselig?
Märchen bieten genügend Signale dafür, dass sie nicht realistisch sind (z.B. sprechende Tiere, Hexen oder andere Zauberwesen). Deshalb würde ich sie nicht als zu gruselig bezeichnen. Märchen können Kindern beim Erwachsenwerden helfen, sie auf ihrem Weg stärken und ihnen Zuversicht geben. Der "Däumling" zeigt dies z.B. ganz deutlich: Er wird vom kleinen "Däumling" zum gewitzten Helden. Und immer ist es das jüngste und kleinste Kind, das am Ende Erfolg hat.
Wie alt sollten Kinder sein, um Märchen kennenzulernen?
Märchen sind ab vier, fünf Jahren angemessen. In diesem Alter durchleben Kinder die ersten Ablösungsprozesse, und die können durch Märchen unterstützt werden, da sie auf einer anderen Ebene Ablösungs- und Veränderungsprozesse thematisieren. Aber es gilt: Die individuellen Vorlieben der Kinder müssen beachtet werden! Wenn ein Kind ängstlich oder ablehnend reagiert, sollte man das akzeptieren und etwas anderes vorlesen.
Was waren und sind Ihre persönlichen Lieblings-Kinderbuch-Klassiker?
Hmm... "Wo die wilden Kerle wohnen", viele Verfilmungen von Astrid Lindgrens Büchern, die ich mit meiner ganzen Familie gesehen und geliebt habe und eher fantastische Bücher wie "Narnia", "Peter Pan", "Die unendliche Geschichte", "Momo". Und auch "Jim Knopf" und "Der Grüffelo"!
Herzlichen Dank für das Interview, Frau Schilcher!
Tipp: Einige Kinderbuch-Klassiker, die 60 Jahre und älter sind, stehen heute in der Kritik, mit einem unzeitgemäßen Sprachgebrauch rassistische oder frauenfeindliche Stereotype zu reproduzieren. Eltern können das beim Vorlesen bestimmter Passagen explizit thematisieren und ihrem Kind erklären, aus welcher Zeit der Autor oder die Autorin stammt und was sich im Laufe der Zeit verändert hat.
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