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Ruhepausen und entschleunigende Momente sind für ein gesundes Leben körperlich wie mental unabdingbar. Das haben wir als Eltern und Erwachsene verinnerlicht. Doch auch Kinder sind in diesen Zeiten Stress ausgesetzt, merklich oder unbewusst. Um eine kleine Oase der Ruhe und Entschleunigung zu kreieren, kann Meditation für Kinder helfen.
Was ist Meditation?
Bei der Meditation handelt es sich um eine Achtsamkeitsübung. Im Sitzen, Liegen oder Gehen wird das Denken, das aktive Springen von Gedanke zu Gedanke, niedergelegt und der Geist beruhigt. Es stellt sich eine tiefe Entspannung ein, die entschleunigt und zur Ruhe kommen lässt.
Begleitet wird das Meditieren durch die Konzentration auf den natürlichen Atem. Es wird eine Art Schwebezustand hervorgerufen, in dem auftauchende Gedanken wahrgenommen und wieder losgelassen werden. Meditationen sind eine schöne Möglichkeit, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und nicht mit den Gedanken in der Vergangenheit zu verharren oder über die Zukunft nachzudenken. Studien belegen, dass regelmäßige Achtsamkeitsmeditation Angststörungen, Paniksymptome und depressive Verstimmungen reduzieren kann.
Ist das Meditieren für Kinder geeignet?
Für die meisten Erwachsenen ist es kein Problem, 15 oder 30 Minuten ruhig zu sitzen oder zu liegen und ihren Geist und Atem zu beobachten. Kindern kann es hingegen schwerfallen, sich auf etwas zu konzentrieren, das sie nicht direkt sehen oder anfassen können. Doch da die Kleinen ebenso von der Achtsamkeitspraxis profitieren können wie Erwachsene, gibt es viele verschiedene Meditationen für Kinder, die auf die persönliche Entwicklung und Aufmerksamkeitsspanne abgestimmt sind.
Die meisten Meditationen für Kinder gehen deshalb zu Anfang nie länger als fünf Minuten. Du kannst dein Kind bereits im Kindergartenalter an die Meditation heranführen und altersgerechte Übungen ausprobieren.
Meditation für Kinder: Vorteile
- Überforderung mit Meditation lindern: Kinder entdecken täglich viel Neues und stehen immer wieder vor bisher unbekannten Aufgaben. Zu viele Reize können manchmal zu Überforderung führen. Meditation für Kinder kann helfen, bewusste oder unterbewusste Stresssymptome durch Entspannung zu lindern und den kleinen Körper wieder zu entspannen. Eine im "Journal of School Psychology" veröffentliche Studie stellte fest, dass sich durch Meditation die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder verbesserte.
- Verbesserung der schulischen Entwicklung durch Meditation: Eine achtwöchige Untersuchung an einer italienischen Grundschule mit Sieben- bis Achtjährigen fand heraus, dass regelmäßige Meditationen (dreimal in der Woche) Aufmerksamkeitsprobleme reduzieren und kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten von Kindern verbessern. Die Forscher:innen betonten, dass eine regelmäßige Meditationspraxis bereits in den ersten Schuljahren ein wirksames und vorbeugendes Instrument zur Verbesserung der schulischen Entwicklung sei.
- Anzeichen von ADHS mit Meditation verringern: Eine 2012 im Journal of Child and Family Studies veröffentlichte Studie untersuchte während eines achtwöchigen Achtsamkeitstrainings für Kinder mit ADHS im Alter von acht bis zwölf Jahren und einem parallelen Training für die Eltern die Auswirkungen von Meditation auf ADHS. Das Ergebnis: Die Eltern beobachteten nach Ende des Achtsamkeitsprogramms weniger ADHS-Anzeichen bei ihren Kindern. Sie stellten bei sich zudem eine Verringerung des elterlichen Stresses fest.
- Durch Meditation Pausen im Alltag schaffen: Eine Meditation für Kinder kann im Alltag eine herrliche Pause und eine willkommene Abwechslung schaffen. Wenn dein Kind Gefallen an der Meditationspraxis findet, könnt ihr euch eine gemeinsame Auszeit nehmen und zusammen meditieren. Diese Routine steigert eure Konzentrationsfähigkeit und stellt Verbundenheit zwischen euch her.
- Durch Meditation die Quelle der Kraft und Energie nutzen: Durch Meditation verlangsamt sich der Herzschlag und auch der Atem wird gleichmäßig und tiefer. Nach herausfordernden Situationen kann dein Kind aus der gemeinsamen Meditation neue Energie und Kraft schöpfen.
Kinder an die Meditation heranführen
Wenn du deinen Sprössling an die Meditation für Kinder heranführen möchtest, kannst du ihm vorher erklären, was ihn erwarten wird. Schaffe eine ruhige Atmosphäre, in der sich dein Kind wohlfühlt und nutze einen Raum, mit dem es Entspannung und Wärme verbindet.
Je entspannter und ruhiger auch du selbst bist, desto leichter nimmt auch dein Kind die ruhige Umgebung wahr und kann sie in sich aufnehmen. So schaffst du ganz bewusst und ohne viele Worte eine sichere Umgebung für die Meditation.
Vielleicht möchtest du dein Kind allein entscheiden lassen, ob es an der Meditation teilnehmen will. Dafür kannst du dich in eine Meditationshaltung begeben, beispielsweise in den Schneidersitz oder dich auf den Rücken legen und warten, ob dein Kind neugierig wird, was du da gerade tust. Zeigt es Interesse, mitzumachen, kannst du erklären, was du vorhast und dass es sich gerne anschließen kann. So machst du dein Kind Schritt für Schritt mit der Meditationspraxis vertraut und kannst eine Routine entwickeln.
Meditation für Kinder: 3 verschiedene Arten
Damit Kinder gerne meditieren, muss die Praxis Spaß machen. Wir haben die drei schönsten Meditationsarten für Kinder zusammengestellt:
- Fantasiereise
- Meditation mit Steinen
- Bewusstes Atmen
Für welche du dich auch entscheidest, allen geht dieselbe Vorbereitung voraus. Schaffe eine angenehme Atmosphäre, in der ihr ungestört seid. Bastelt zum Beispiel ein Türschild, an dem Geschwister oder Familienmitglieder erkennen, dass ihr meditiert und nicht gestört werden möchtet. Das gemeinsame Anbringen des Türschildes vor der Meditation zeigt deinem Kind, dass es nun zur Ruhe kommen darf. Auch das Anschlagen einer Klangschale, eines Glases oder das Anzünden einer Kerze kann die regelmäßige Meditation einleiten.
- Fantasiereise: Eine schöne Meditation für Kinder, sie sich auch perfekt vor dem Einschlafen eignet, ist die Fantasiereise. Findet dafür gemeinsam eine angenehme Sitz- oder Liegeposition und erkläre, was als Nächstes passieren wird. Beginne mit dem Erzählen einer friedvollen und lebendigen Fantasiereise, in der du alle Sinne deines Kindes mit einbeziehst und es direkt ansprichst. Beschreibe einen Lufthauch, der durch das Haar weht, den Geruch von Gras oder den Geschmack von Zitronen. Die Fantasiereise muss sich nicht über mehrere Orte ziehen. Wähle vielleicht eine Umgebung, die dein Kind kennt und mit der es positive Emotionen verbindet. Zu Beginn genügen bereits drei bis fünf Minuten Meditation. Bemerkst du, dass dein Kind gerne länger in der Fantasiereise verblieben möchte, kannst du die Dauer Schritt für Schritt verlängern. Wenn dein Kind nach der Fantasiereise nicht sofort einschlafen soll, kannst du es sanft wieder in die Gegenwart begleiten, indem du das Ende einläutest. Benutze neben deinen Worten wieder die Klangschale oder ein Glas und schlage es sanft an. Gib deinem Kind nun Zeit, die Augen wieder zu öffnen und zurückzufinden.
- Meditation mit Steinen: Haltet bei eurem nächsten Spaziergang oder im Garten nach interessanten Steinen Ausschau. Lasse dein Kind einen Stein auswählen und nehmt ihn mit an einen ruhigen Ort, an dem ihr ungestört seid. Macht es euch gemütlich und betrachtet den Stein ausgiebig. Frage dein Kind, wie er sich in der Hand anfühlt, wie er riecht, welche Oberfläche er hat und warum es ausgerechnet diesen Stein ausgewählt hat. Wenn es den Stein fest mit der Hand umschließt, was spürt dein Kind dann? Wärme? Frage es, woran es diese Wärme erinnert. Pikst er leicht in der Hand? Frage, wann sich dein Kind in letzter Zeit unwohl gefühlt hat oder Angst verspürte. Durch die Wahrnehmung des Steins kann es sich dir in einer sicheren Umgebung öffnen. Was auch immer es antwortet, habe ein offenes Ohr und schenke ihm deine volle Aufmerksamkeit. Ergibt sich daraus ein Problem, das es zu besprechen gilt, nehmt euch nach dem Ende der Meditation Zeit. Gewähre deinem Kind so viel Raum, wie es braucht, um seine Empfindungen zu kommunizieren.
- Bewusstes Atmen: Als besonders entschleunigend und beruhigend gilt die Atemmeditation. Sucht auch hier wieder einen ruhigen Ort auf und legt euch auf den Rücken. Damit es auf dem Boden nicht zu kalt wird, kannst du eine Decke ausbreiten oder eine Yogamatte ausrollen. Streckt die Beine von euch und legt die Hände auf euren Bauch. Leite dein Kind an zu spüren, wie sich der Bauch bei jedem Atemzug hebt und senkt. Zur besseren Visualisierung kannst du ein Kissen unter den Kopf deines Kindes legen, sodass es seine Hände sieht. Beobachtet, wie sich eure Hände im Rhythmus des Atems heben und senken. Frage dein Kind, ob es die Augen schließen möchte, um die Bewegung auch mit geschlossenen Augen zu beobachten. Kann es den einströmenden Atem auch an den Nasenflügeln oder an den Lippen wahrnehmen? Zu Anfang kannst du die Atemmeditation bereits nach drei bis fünf Minuten beenden. Findet dein Kind Gefallen an der Atemmeditation, kannst du sie Mal für Mal länger werden lassen.
Meditationen wie die Fantasiereise, das bewusste Atmen oder die Meditation mit Steinen sind schöne Übungen, die Kinder zur Ruhe kommen lassen. Die regelmäßige Entspannung durch das spielerische Meditieren schafft eine kindgerechte Ruhezone im Alltag, in die sich die Kinder mit wachsendem Alter auch ohne Hilfe der Erwachsenen begeben können. Wer das Beruhigen der Gedanken bereits in Kinderjahren lernt, profitiert ein Leben lang von der Meditation.
Wenn du nun deinen Liebling an die Meditation heranführen möchtest, können wir dir empfehlen, es mit Leichtigkeit zu tun. Erwarte nichts von deinem Kind, sondern beobachte, wie es auf die Idee, zusammen zu entspannen, reagiert. Schlage ihm vielleicht auch mehrere Arten vor, aus denen deine Tochter oder dein Sohn wählen kann.
Das Wichtigste ist, dass ihr Zeit miteinander verbringt. Kein Kind ist wie jedes andere. Möglicherweise ist der Sprössling deiner besten Freundin ein großer Fan des Meditierens und gibt sich den Übungen achtsam für mehrere Minuten hin. Dein Kind jedoch kann kaum länger als eine Minute still sitzen. Vielleicht mag es aktive Meditationen wie die Meditation mit Steinen viel lieber, weil es da etwas zu entdecken gibt. Setze dich und dein Kind nicht unter Druck, sondern sieh es doch als tolle Möglichkeit, mehr über dein Kind zu lernen.
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Verwendete Quellen:
- The Impact of Guided Meditation on Children’s Behaviour, Mental Health and Well-being, Tania Maree Slaviero, Swinburne University, 2017.
- Mindfulness-based interventions in schools – a systematic review and meta-analysis, Charlotte Zenner, Solveig Herrnleben-Kurz, Harald Walach, 2014.
- Research Review: The effects of miindfulness-based interventions on cognition. and mental health in children and adolescents – a meta-analysis of randomized controlled trials, The Journal of Child Psychology and Psychiatry, 2019.
- Achtsamkeit für Kinder: Wie Sie Ihren Kindern Stärke, Mut und innere Ruhe vermitteln und sie zu glücklichen und gelassenen Menschen erziehen, Magic Kids, 2021.