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Großeltern und Enkel Eine innige Beziehung

Großeltern und Enkel: Kleines Mädchen spielt mit ihren Großeltern
© bbernard / Shutterstock
Warum die Großeltern heute so wichtig sind. Was Kinder an ihnen lieben. Und wie die jungen Eltern gut mit ihnen auskommen

Beim ersten verzückten Großeltern-Blick auf das Baby ist es sonnenklar – da hat sich gerade entscheidend etwas geändert. Mama und Papa sind jetzt Oma und Opa. Und zurück in unserem Leben.

Jetzt ist die 3. Familiengeneration da!

Unser Leben. Das war das Leben des verliebten jungen Paares, das händchenhaltend die Feier zur Pensionierung des Schwiegervaters überstand. Das Leben der Architektin, die hoch auf dem Baugerüst den Anruf der Mutter ohne schlechtes Gewissen wegdrückte. Das Leben des 35-jährigen Bergwanderers, der die Mahnungen der Eltern, beim Aufstieg doch bitte einen Helm zu tragen, augenrollend ignorierte. Mutter, Vater, Schwiegereltern. Egal ob geliebt, ob nervig, ob in der Nähe oder eher auf Distanz – in unserem selbstständigen, erwachsenen Leben spielten sie eine Nebenrolle. Aber jetzt halten sie unser Baby im Arm, sie sind verliebt.

Und wieder da. Das fühlt sich gut an, warm, vertraut. Aber auch ein wenig wie damals, als Mama beim Besuch in der WG den Abwasch von drei Tagen erledigte. Oder Papa das hoffnungslos überzogene Konto zum zweiten Mal im Vierteljahr ausglich. Wir hören Sätze, die wir seit Jahren, Jahrzehnten nicht mehr gehört haben: Wir kommen euch dann morgen wieder besuchen. Und die Mütze nicht vergessen, wenn ihr rausgeht! Ich koche Gemüsesuppe, du brauchst jetzt was Gesundes.

Wir scharen uns um das geliebte Neugeborene. Wir sind Familie. Das klappt oft gut. Die Beziehungen zwischen den Generationen haben in den letzten Jahren eine Aufwertung erfahren, sagt Familiensoziologe François Höpflinger von der Universität Zürich. "Früher ging es autoritärer, formaler und dadurch konfliktreicher zu. Heute stehen sich Großeltern, Eltern und Enkel toleranter, liberaler und offener gegenüber. Sie teilen oft dieselben Werte", weiß Höpflinger aus vielen Untersuchungen.

Für die Kinder sind Großeltern ein emotionaler Zugewinn

Großeltern lieben ihre Enkel, kümmern sich um sie. Die Kita macht Ferien, Oma rückt selbstverständlich an. Auch morgens um sieben, wenn es sein muss. Bauklötze sollen in den Wäschekorb geladen und durch die Wohnung geschoben werden? Opa schiebt mit. Immer vorausgesetzt natürlich, sie leben in der Nähe und das Verhältnis zu ihren Kindern ist nicht grundsätzlich getrübt.

Großeltern sind da und packen an. Für Kinder ist das großer emotionaler Zugewinn. Je mehr vertraute Menschen sich ehrlich für sie interessieren, desto geborgener fühlen sie sich.

Auch die Großeltern profitieren. "Die Älteren sehen den Umgang mit den Jungen als Chance, dazuzulernen, dranzubleiben", sagt François Höpflinger. Die Beziehung zu den Enkeln kann einen neuen Sinn geben, wenn der berufliche Ehrgeiz weitgehend befriedigt ist, vieles erlebt und erledigt ist. Und die jungen Eltern? Für sie ist die Zuwendung der Älteren ebenfalls wichtig. Da ist jemand, der Rat geben kann, der Aufgaben übernimmt, seine Hilfe gern anbietet.

Ehrlichkeit könnte Konflikte zwischen Großeltern und Eltern vermeiden

Alles gut also? Natürlich nicht nur. Wo Beziehungen eng sind, können Konflikte entstehen. Gerade in der Anfangszeit als Eltern, wenn die eigene Unsicherheit noch groß ist. Wenn nicht alles läuft wie erhofft, können Ratschläge missverstanden, Hilfsangebote als übergriffig erlebt werden.

Das Baby will und will sich nicht beruhigen – nicht im linken Arm, nicht auf dem rechten, nicht im Tragetuch. Soll ich mal übernehmen, fragt die Oma und meint eigentlich: Dann könnt ihr euch ausruhen. Verstanden wird aber: Ihr seid ja so zappelig, so wird das nichts.

Ehrlichkeit von beiden Seiten ist jetzt wichtig. Je früher damit angefangen wird, desto leichter fällt sie. Großeltern dürfen (und sollten) ihre Grenzen freundlich mitgeteilt bekommen: Das Baby bitte nicht einfach aus seinem Bettchen zerren. Wir, seine Mutter, sein Vater, wissen, wann es Ruhe braucht.

Exklusive Großeltern-Zeit stärkt die Enkelbeziehung

Lassen junge Eltern sich unerwünschte Einmischung erst einmal zähneknirschend gefallen und explodieren dann irgendwann doch, ist das für Oma/Opa unverständlich: Warum sind die denn jetzt so sauer, ich hole das Kleine doch immer aus dem Bettchen, wenn es gerade noch nicht schläft.

Großeltern, die das Baby auch mal allein übernehmen dürfen, haben es leichter. Exklusive Zeit stärkt die Enkelbeziehung. Mama ruht sich im Wohnzimmer aus, Oma und Opa machen Dutzidutzi auf der Krabbeldecke in der Küche. So können alle – Großeltern, Baby, die jungen Eltern – ausprobieren, wie sie mit dem Betreuungsmodell zurechtkommen.

Die Generationen verstehen sich heute besser als früher. Aber perfekt läuft es auch nicht immer. Da sind vielleicht Verletzungen aus der eigenen Kindheit, Erfahrungen mit den Eltern, die jetzt wieder hochkommen: Für mich hatte Papa nie Zeit, jetzt tanzt er ums Baby herum.

Ein neues Baby als Bindeglied der Familie

Ein neues kleines Wesen in der Familie, das alle lieben und anhimmeln, kann dann ein Bindeglied sein. Erwachsene Kinder lernen ihre Eltern neu kennen. Die (Groß-)Eltern begreifen (vielleicht zum ersten Mal) den Sohn, die Tochter als voll verantwortlichen, gereiften Menschen.

Das Baby gluckst zufrieden in Omas Armen, es freut über die Grimassen des Opas. Großeltern sind – in der Regel, Ausnahmen gibt es immer – ein Gewinn für Kinder. Schon dafür lohnt es sich, sie wieder mehr in unser Leben zu lassen.

7/ 2021 ELTERN

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