Als Eltern kommen wir oft genug in das Vergnügen, 16-jährige Menschen an unserer Lebenserfahrung (und vermeintlichen Weisheit) teilhaben zu lassen. Endlich haben wir die Chance, jemandem zu sagen, was wir in diesem Alter hätten hören möchten, all das, was unser Leben rückblickend betrachtet erleichtert und angenehmer hätte machen können.
Andererseits: Ist überhaupt das, was uns weitergeholfen hätte, das gleiche wie das, was unsere Kinder brauchen? Schließlich haben sich die Zeiten geändert – und Menschen sind sehr unterschiedlich. Während man dem einen 16-Jährigen gar nicht oft genug sagen kann, er solle die Dinge nicht immer so ernst nehmen und dürfe sich auch mal entspannen, müsste die andere täglich vor Augen geführt bekommen, dass das Leben leider mit gelegentlichen Anstrengungen verbunden ist. Vielleicht können wir es uns sparen, unseren Kindern den Rat zu geben, den wir gerne von unseren Eltern bekommen hätten. Doch einmal darüber nachzudenken, welcher Rat das wohl gewesen wäre, kann trotzdem ganz spannend sein. Und so hat die Journalistin Jane Graham Prominente aus aller Welt und unterschiedlichsten Branchen gebeten, genau das zu tun.
Im Rahmen ihrer Arbeit für das Magazin The Big Issue sammelte Jane Graham über mehrere Jahre Briefe von Stars an ihr 16-jähriges Ich. Einen Teil davon hat sie nun in einem Buch, Briefe an mein jüngeres Ich, herausgegeben, das in Deutschland im Piper-Verlag erscheint.
Unter den Autoren finden sich Stars wie Campino, Ulrich Wickert, Frank Elstner, Olivia Newton John, Jane Lynch, Paul McCartney und Roger Moore. Sie alle enthüllen intime Details über ihre Jugend und ihre Gefühlswelt, damals wie heute. Folgende drei kurze Auszüge aus den Briefen von Ozzy Osbourne, Mary J. Blige und Viggo Mortensen deuten an, wie viel Herz die Stars in diese Briefe gesteckt haben – und enthalten vielleicht die eine oder andere Anregung für unseren eigenen Brief an unser Teenie-Ich. Oder an das Teenie-Ich, mit dem wir jetzt oder in Zukunft über seine Ausgehzeiten streiten müssen.
Intime Bekenntnisse: Prominente schreiben ihrem Teenie-Ich
Ozzy Osbourne
"Ich möchte niemandem irgendetwas raten, schon gar nicht meinem jüngeren Ich. Wenn du mich bitten würdest, dir bei irgendwas weiterzuhelfen, von dem ich tatsächlich Ahnung habe – und da gibt es, ehrlich gesagt, nicht so vieles –, dann würde ich vielleicht etwas vorschlagen. Allerdings würde ich dazusagen: 'Wenn du das ausprobieren willst, dann los, aber denk dran: Auf jede Aktion folgt eine Reaktion.'"
Mary J. Blige
"Das Erste, was ich zu meinem sechzehnjährigen Ich sagen würde, wäre: 'Hör auf, dich so kleinzumachen, du wirst später mal geliebt und bewundert werden. Ja, das kannst du jetzt kaum glauben, aber vertrau mir. Stelle dich nicht dümmer, als du bist, nur um es den anderen recht zu machen, denn du wirst es nie allen recht machen können. Hab einfach Vertrauen. Glaub an dich selbst.'
Ich war die typische Teenagerin, habe nicht auf meine Mutter gehört und alles so gemacht, wie man es nicht machen sollte. Mit sechzehn habe ich eigentlich über gar nichts nachgedacht, außer übers Singen. Das war mein Traum, aber zum damaligen Zeitpunkt blieb es ein Traum. Ich war wirklich einfach nur damit beschäftigt, irgendwie klarzukommen."
Viggo Mortensen
"Wenn sich ein Mädchen für mich interessierte, sorgte das bei mir für Panik – ich war kein Party-Typ und ziemlich ungesellig, deshalb machte ich mir Sorgen, dass ich mich peinlich benehme. Ich trug gern die Oberteile meiner Schlafanzüge als T-Shirt, weil sie so bequem waren – die Leute hielten mich bestimmt für total seltsam. Eine Zeit lang lief ich sogar mit Schlapphut herum. Mit vierzehn oder fünfzehn hatte ich nämlich meine Hippiephase, trug langes Haar und einen großen Schlapphut mit einer Fasanenfeder. Mit den Jahren wurde ich dann etwas impulsiver. Jedes Mal, wenn ich eine Freundin hatte, dachte ich, es sei für immer.
Könnte ich meinem jüngeren Ich erzählen, worauf er sich freuen darf, so wären das: sich verlieben, einen Sohn haben und reisen. Gibt es irgendetwas, das ich als Jugendlicher besser hätte meiden sollen? Drogen, auch wenn es bei mir nicht ganz so wild war. Nein, streichen Sie das besser. Ich bin nicht total dagegen. Natürlich bereue ich manche Dinge, die ich getan oder nicht getan habe, auch als Erwachsener, aber das geht wohl jedem so. Mit der Zeit habe ich gelernt, mehr im Hier und Jetzt zu leben, dazuzulernen und nach vorn zu schauen. Sonst wird man verrückt."
Verwendete Quelle: Jane Graham, Briefe an mein jüngeres Ich. Außergewöhnliche Menschen über das, was im Leben wirklich zählt, Piper, 22 Euro