Warum eigentlich?
André dreht aktuell in Freiburg. Drei bis vier Tage in der Woche, 500 km von unserem Zuhause – und damit von mir und den Kids – entfernt. Seit der ersten Anfrage zu diesem Projekt bis zum heutigen Tage sind mittlerweile mehr als sechs Monate vergangen. Eine Zeit, in der wir uns oft den Kopf zerbrochen und nach Lösungen gesucht haben. So ziemlich jedes Szenario haben wir gedanklich mindestens einmal durchgespielt.
Ich erinnere mich an die Sprachnachricht vor sechs Monaten, die wir gemeinsam abhörten. Der Produzent umriss das Projekt. Wir waren sofort Feuer und Flamme: „Was für eine wahnsinnig coole Idee. Was für ein tolles Projekt! Was ein tolles Team. Wie schade, dass das für André – und damit für uns – nicht machbar ist“, dachten wir. Nach einer Nacht voller Gespräche und vieler Gedanken waren wir uns aber nicht mehr ganz so sicher, ob André das wirklich absagen sollte. Immerhin sind drei Monate überschaubar. Am Wochenende kommt er immer nach Hause. Nach einem ersten Treffen mit dem Produzenten haben wir uns Gedanken zu Aupair-Mädchen gemacht, überlegt, ob wir in der Zeit als Familie gemeinsam nach Freiburg gehen oder ob André vielleicht jeden Tag die Strecke pendeln kann. Nichts von dem war realistisch oder realisierbar.
Denn was für andere Familie normal klingt, konnten wir uns so gar nicht vorstellen. Mal ganz abgesehen von der Trennung als Paar (wir kleben eben sehr aufeinander und genießen jede Minute zusammen): Wir haben vier Kinder, zwei Hunde, eine eigene Firma und eine unserer Töchter ist stark pflegebedürftig. Das gesamte Konstrukt funktioniert nur, wenn André und ich zusammen sind, zusammen Zuhause sind. So haben wir es uns in den letzten Monaten und Jahren aufgebaut, die Zeit der Corona-Lockdowns und der Isolation haben es verstärkt.
Hallo neue Herausforderung!
André hat trotzdem zugesagt. Wir haben zugesagt! Und ich habe bereits die ersten Nächte ohne André verbracht. Das Schiff hier Zuhause allein geschaukelt. Und es war so, wie es oft ist, wenn man sich die schlimmsten Szenarien bereits ausgemalt und genau vor Augen geführt hat: Überhaupt nicht schlimm.
Als André in der ersten Woche nach vier Drehtagen abends nach Hause kam, hatte ich gerade mit einer Freundin und einem Hugo angestoßen. „Auf André, der heute Nacht auf jeden Fall die Nachtschicht übernimmt.“ Ich habe mich auf ihn gefreut. Und auf die Tatsachen, die Verantwortung wieder teilen zu können. Ihm aber auch eröffnet, dass es ganz entspannt und erholsam ohne ihn war.
Warum André bei dieser Aussage beinahe aus den Socken gekippt ist
Wir haben uns in den letzten Monaten einen genauen Plan gemacht, wer mir wann hilft. Denn für Mari brauchen wir immer eine 1:1 Betreuung. Alles hat funktioniert und alles war geplant. Und Gespräche über wer wann wen abholt, wer wann wen wohin fahren muss, wer mit den Hunden geht, wer einkaufen fährt, sind komplett entfallen, weil hinfällig. Ich bin für alles verantwortlich. Und ich teile mir die Zeit ein! Und versteht mich nicht falsch: André macht mir nie Druck wann ich wo sein muss. Aber es ist trotzdem (auch mal?!) schön zu wissen, dass keiner wartet. Dass man „einfach so“ mit einer Freundin einen Kaffee trinken oder in den Baumarkt fahren und Blumen kaufen kann. Ich kann es genießen und mein Ding machen. Es stresst mich nicht mehr, wenn André weg ist. Ich komme auch allein klar. Und ich freue mich, wenn André immer wieder zwischendurch bei uns auftaucht, mich unterstützt, mir Entscheidungen abnimmt, ich ihn in meiner Nähe haben und abends mit ihm einschlafen kann.
In dieser ersten Zeit allein musste ich viel darüber nachdenken, wie es ist, komplett alleinerziehend zu sein. Die Verantwortung allein tragen und der einzige Ansprechpartner für die Kids sein zu müssen. Denn dann besteht ja noch nicht mal mehr die Möglichkeit, abends zu telefonieren. Ein „wie war dein Tag“, „entspann dich morgen Vormittag mal“ oder „übermorgen bin ich wieder bei Euch“ entfällt. Und ehrlich: Das ist es, was mich immer durch diese Tage ohne André rettet. Das ist es, was uns als Team ausmacht: Auch getrennt sind unsere Gedanken ständig beieinander. Wir unterstützen uns auch mental!
Dennoch haben wir hierdurch gemerkt, wie wichtig Freiheiten für uns sind. Nach fast 13 Jahren Beziehung können wir das Shari-sein und das André-sein entspannt genießen.
Für Shandre bleibt immer noch genug Zeit. Das hat am Ende auch André verstanden.