High-Need-Baby - was soll das sein?
High-Need-Baby, das ist doch genau so eine Erfindung, wie Burnout oder ADHS, könnte man meinen. Plötzlich leiden alle erschöpften Menschen unter Burnout und alle aktiven Kinder unter ADHS. Und nun sind Babys, die ein bisschen mehr Aufmerksamkeit fordern, High-Need-Babys. Doch es gibt sie wirklich, davon bin ich überzeugt, denn unser Baby „Wölkchen“ war (und ist immer noch) so ein willensstarkes Baby, das viel Aufmerksamkeit und Nähe braucht. Sie hat einen sehr leichten Schlaf und ist schnell überfordert von Situationen, Dingen oder Menschen, wenn andere Babys noch keinen Mucks von sich geben.
Dr. William Sears hat 12 Kriterien für High-Need-Babys aufgestellt. Wenn Babys diese Merkmale überdurchschnittlich häufig zeigen, ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein High-Need-Baby handelt. Darunter fallen Dinge, wie hyperaktiv, unzufrieden, fordernd, häufiges Füttern, hochsensibel, "Tragebaby" usw.
Welche Folgerungen ergeben sich für die Eltern? Was heißt es, ein High-Need-Baby zu haben? Wie sieht der Alltag mit einem "anspruchsvollen" Baby aus? Was heißt es, sich rund um die Uhr um ein High-Need-Baby zu sorgen, es herumzutragen, es zu trösten, es zu behüten? So viel steht fest: ein "High-Need" bedeutet vor allem eins: eine große Umstellung für die Eltern. Wie sich das im Alltag äußern kann, habe ich in den folgenden 15 Merkmalen festgehalten.
Daran erkennt man Eltern eines High-Need-Babys:
1. Sie sind bereits von Weiten erkennbar an ihrem schlurfenden Gang und einem Dauergähnen im Gesicht, weil sie seit Monaten nicht mehr durchgeschlafen haben.
2. Sie klagen über Rückenschmerzen vom vielen Tragen.
3. Sie verfallen in hysterisches Lachen, wenn ihnen jemand sagt "Wenn ein Baby müde ist, dann schläft es auch."
4. Sie wechseln die Straßenseite, wenn sich ein Hund, ein Kind oder eine ältere Person dem Tragetuch (seltener auch dem Kinderwagen) mit dem schlafenden Baby nähert. Ja sogar vor Autotüren nehmen sie reißaus.
5. Sie flüstern beim Bäcker bei der Brötchenbestellung, wenn das Baby im Tragetuch schläft.
6. Sie ärgern sich über die scheißfreundlichen Passanten, die ihnen mit einem kräftigen "Guten Tag" ins Tragetuch plärren.
7. Die Mutter versucht vergeblich das Baby an einem öffentlichen Platz anzulegen.
8. Vom Weltgeschehen bekommen sie nichts mit, weil sie während des gesamten Abendprogramms damit beschäftigt sind das schreiende Baby zum Schlafen zu bewegen.
9. Sie legen auch mittelgroße Distanzen mit dem Kinderwagen oder Tragetuch zurück, um Autofahrten zu vermeiden.
10. Sie kennen ganz genau in der Stadt die Orte, wo man sein Kind abgeschottet von der Außenwelt stillen kann.
11. Sie ernähren sich vorwiegend von Fertigprodukten, Fast Food und anderen Nahrungsmitteln, die man mal schnell zwischendurch konsumieren kann. Denn Zeit und Lust zu kochen haben sie nicht.
12. Sie sind häufig in Drogeriemärkten anzutreffen, wo sie Breigläschen kaufen. Den Anspruch, den Babybrei frisch zuzubereiten, haben sie längst über Bord geworfen.
13. Sie wirken ungesellig, weil sie Verabredungsversuche mit Freunden abschmettern und das Baby „vorschieben“.
14. Auch bei Verwandten lassen sie sich selten blicken, um Übernachtungen in fremden Umgebungen zu vermeiden.
15. Sie werden wohl niemals den Satz von sich geben: „Ich wünschte die Babyzeit würde nicht so schnell vorbeigehen“.
Zum Umgang mit High-Need-Baby-Eltern
Wenn Ihnen also junge Eltern begegnen, die diese Merkmale zeigen oder dieses Verhalten an den Tag legen, verurteilen Sie sie nicht. Sie sind Tag und Nacht damit beschäftigt ihr Baby zufrieden zu stellen und die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen. Der unfreundliche Blick auf Ihr gut gemeintes Grüßen oder die wortkargen Reaktionen sind nicht gegen Sie gerichtet. Die High-Need-Baby-Eltern müssen sich erst einmal selbst gerade rücken.
Und wenn Ihnen als Eltern diese 10 Merkmale irgendwie bekannt vorkommen: halten Sie durch. Sie sind nicht allein und es wird besser. Mit jedem Entwicklungsschritt, den die Babys durchmachen, mit jedem Fortschritt in Sachen Mobilität und Artikulation. Wenn sie anfangen ihre Bedürfnisse selber zeigen und äußern zu können, wenn sie anfangen zu verstehen, was um sie herum passiert, werden die Schreianfälle weniger und die Hilflosigkeit geringer.