Was soll ich auch berichten? Dass ich beim Friseur zweieinhalb Stunden lang allein auf einem Stuhl saß, niemand in mein Gesicht patschte und nicht mal jemand an meinen frei und lang herabhängenden Haaren zerrte? Dass mein Kind mich mit aufgefrischter Haarfarbe erst mal gar nicht erkannte und mit offenem Mund nach der richtigen Frau zur Mama-Stimme suchte? Oder dass ich bei der Lesung eine Dreiviertelstunde lang ohne Unterbrechung und Ritsch-Ratsch Buchseiten umblätterte? Und dass ich dort zwischendurch einiges an Muttermilch in ein versifftes Clubklo abstreichen musste, weil mir beim Umarmen langvermisster Freunde beinahe die hocherfreute Mutterbrust explodierte?
Ja, vielleicht könnte ich davon erzählen. Denn so war es, und so war es gut. Wunderbar sogar (und das mit der Milch im Klo hatte ach irgendwie was von Rock’n’Roll). Doch je mehr ich darüber nachdenke, ob das allein reicht, desto klarer wird mir, dass ich wohl eher über das Vermissen schreiben will. Über Verlust, und über Gewinn.
VOM GEWINNEN
Gewonnen habe ich alles. Ich habe ein wundervolles Kind, das lacht und kichert und kerngesund ist, das brabbelt und quiekt und hopst und mit Brötchenresten und Gurkenkernen um sich schmiert, dass es eine wahre Freude ist. Jeder Gedanke an Fips macht mich froh.
Fips & ich 5 Minuten im alten Leben

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Eigentlich wollte ich an dieser Stelle von meinem zweiten Friseurbesuch in der Zeitrechnung n.F. (nach Fips) und den Lesungen zu meinem Roman „Drei Worte“ erzählen, und wie schön es war, mal wieder ein paar Stunden lang nur für mich zu haben. Aber irgendwie tue ich mich mit dem entsprechenden Text dazu schwer. Er liest sich langweilig, zum Steinerweichen öde.