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Rubbelbatz Anthroposophische Kinderbücher

Rubbelbatz: Anthroposophische Kinderbücher
© Rubbelbatz
Seit ich selbst ein Kind habe, das Bücher sehr liebt, ist mir etwas aufgefallen: Die Kinderbücher, an die ich mich aus meiner eigenen Kindheit erinnere, sind anders. Anders als all die Bücher über Bauernhöfe und Bagger und Eulen, die unser 2-jähriger hat.

Inwiefern anders? Die Kinderbücher meiner Kindheit haben mir nicht beigebracht, wie viele Eier eine Henne pro Tag legt oder was der Unterschied zwischen einem Raupen- und einem Radbagger ist. Unsere Kinderbücher waren voller Märchen, Fantasie und Magie. Es gab dort Elfen und Zwerge und Wunder, und vor allem gab es unglaublich schöne Bilder.

Was das für Bücher waren? Das habe ich vor kurzem von meinem Papa erfahren: Zuhause hatten wir ausschließlich anthroposophische Kinderbücher.

Was ist Anthroposophie?
Anthropo-was? Viele haben davon vielleicht noch nie was gehört. Andere schon, aber denken jetzt, ich bin nur ganz kurz davor, in ein Armish-Dorf zu ziehen oder meinen Strom abzumelden - oder mein Kind zumindest auf eine Waldorf-Schule zu schicken. Denn die Laien-Meinungen über das, was man Anthroposophie nennt, sind oft sehr negativ. Auch in meinem Kopf waren das mehr so alternativ-esotherische Spinner - und ich habe mich nie näher damit beschäftigt. Bis vor Kurzem.
Tatsächlich versteht man unter Anthroposophie viel mehr als nur Waldorf-Pädagogik. Viele Ansätze dessen, was wir heute "Attachment Parenting" oder "bedürfnisorientierte Erziehung" nennen, finden sich auch im anthroposophischen Bild vom Menschen und vom Kind wieder. Zum Beispiel, dass ein Kind sich frei entwickeln und seine Umwelt selbst entdecken und verstehen lernen darf. Jedem kleinen Erdenbürger wird ein eigenes Entwicklungstempo, ein eigener Weg zugestanden, den wir unsere Kinder einfach gehen lassen sollen, statt ihn zu beschleunigen oder zu verändern.
Der Grund dafür, dass Anthroposophen häufig etwas schief angesehen werden, ist vielleicht ihre Skepsis gegenüber der modernen Welt. Schon Anfang des letzten Jahrhunderts warnten sie davor, dass die körperliche und seelische Belastung durch unsere Umwelt dem Menschen zu viel würden. Sie warnten vor Zivilisationskrankheiten und davor, dass sich Kinder nicht richtig entwickeln können, wenn sie von zu viel Spielzeug mit geringer Qualität umgeben seien. Dem Menschen, so die Meinung der Anthroposophen, sollte möglichst nah an der Natur leben. Sich in natürliche Materialien wie Baumwolle oder Wolle kleiden, Möbel und Spielzeug aus Holz nutzen und die Naturmedizin der modernen Medizin vorziehen. Gleichzeitig wird viel Wert auf die schöpferischen, kreativen Kräfte im Menschen gelegt. Diese ausleben zu können, gehöre zur natürlichen und gesunden Entwicklung eines Menschen.
Die Entstehung und Weiterentwicklung der Anthroposophie geht hauptsächlich auf Rudolf Steiner zurück, versteht sich aber keineswegs als abgeschlossene Lehre oder Doktrin. Vielmehr möchte die Anthroposophie eine gedankliche Grundlage sein, die sich durch alle Bereiche des Menschseins zieht und dem Menschen ermöglicht, sich richtig und zum Guten zu entwickeln.
Die Anthroposophie versteht sich als eine lebendige Wissenschaft vom Geist, die den Menschen, die Lebenspraxis und die Welt verwandeln möchte.

Was sind Anthroposophische Kinderbücher?
"Anthrophosophisches Kinderbuch" ist kein fest definierter, geschützter Begriff. Manche sagen auch "Rudolf Steiner Bücher" oder "Waldorf Kinderbücher" bzw. "Waldorf Bilderbücher". Ein Kinderbuch lässt sich dann als anthroposophisch bezeichnen, wenn es nach anthroposophischen Leitlinien gestaltet wurde und sich diese Weltanschauung wiederspiegelt. Dazu müssen Texte nicht erst neu geschrieben werden, es gibt genügend klassische Geschichten wie Fabeln oder Märchen, die dann lediglich entsprechend bebildert werden.

Vor allem für kleine Kinder sind die Bilder nämlich das Kernelement der Bücher. In anthroposophischen Bilderbüchern sind sie anregend, fließend und wandelbar. Die Farbgebung ist weich und farbenfroh, alles stimuliert eine intensive Wahrnehmung der Natur und des Jahreslaufes. Oft sind die Konturen nicht so gestochen scharf wie Geschichten aus anderen Verlagen. Die Bilder und abgebildeten Figuren sind nicht naturgetreu, sondern haben z.B. nur angedeutete Augen und Ohren oder Gliedmaßen. Das gibt dem Kind die Möglichkeit, seine Fantasie zu gebrauchen und etwas hinzuzufügen, etwas eigenes daraus zu machen. Genauso, wie im Spiele die Freiheit der Fantasie, das freie Spiel, gestattet wird, so wird auch durch die Bücher diese kindliche Fantasie nicht begrenzt, sondern angeregt. Bis zum Alter von ca. 7 Jahren können Kinder noch nicht zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. Und das ist auch gut und richtig so.

Für Kleinkinder werden ohnehin noch keine richtigen Vorlese-Geschichten empfohlen, sondern Anthroposophische Bilderbücher, die man mit dem Kleinkind zusammen ansehen kann.
In anthroposophischen Kinderbüchern gibt es Wichtel, Zwerge und Elfchen, meist sind es keine konkreten Alltagsgeschichten sondern mehr Phantastisches. Solche phantasievollen Geschichten und Märchen sind für Kinder ab etwa vier Jahren wichtig. Sie überliefern nicht nur uraltes Kulturgut, sondern das Kind lernt durch sie die Welt kennen: Liebe, Treue, Hass, Misstrauen. In den Märchengestalten erkennt es die eigenen guten und bösen Wünsche wieder. Am schönsten für das Kind wäre es, die Märchen in immer denselben Worten frei zu erzählen. Weil das natürlich die wenigsten können, gibt es entsprechende Bücher zum Vorlesen. Kinder lieben rhythmische Wiederholungen und dieselben Geschichten wieder und wieder. Wilhelm zur Linden behauptet sogar, "das rhythmische ist für das Kind lebensnotwendig".
 
Quellen:
Linden, Wilhelm zur: Geburt und Kindheit. Klostermann: Frankfurt, 1998.
Zimmermann, Heinz: Was ist Anthroposophie? Goetheanum: Dornach, 2013.
http://www.litterula.de/h_diplo.html
 

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