Dieser erste Schultag ist etwas ganz besonderes, das haben wir alle gemerkt. Du saßt mit deinem Freund vorne in den ersten Reihen. Geheuer war dir das nicht so richtig, aber du bist tapfer sitzen geblieben. Und dann bist du mit deinen Klassenlehrerinnen und den neuen Mitschülern aufgestanden und aus dem Saal gegangen. Da hatte ich einen Klos im Hals.
Bisher war ich mutig. Ich habe insgeheim den Kopf geschüttelt über all die Eltern, die sich so sehr vor dem ersten Schultag ihrer Kinder fürchten. Ich habe mich nicht gefüchtet, weil du dich nicht gefürchtet hast. Und du hattest keine Angst, weil wir dir keine Angst gemacht haben. Eigentlich war dir dieses ganze Theater um die Einschulung in den letzten Wochen ziemlich egal und das einzige, das dich interessierte war, dass es in den Pausen Fußballturniere geben soll. Am ersten Schultag bist du um einiges mutiger als ich.
Insgeheim habe ich auch über die Eltern den Kopf geschüttelt, die erzählten, wie gerührt sie am ersten Schultag ihrer Kinder waren und Tränen vergossen.
Heute ist Musik Brief an mein Schulkind

© Heute ist Musik
Liebes Schulkind, da stehst du nun: stolz mit der grünen Fußball-Schultüte und dem großen Ranzen auf deinem zarten Rücken. Du gehst nun los, um Lesen und Schreiben zu lernen. Ich gehe los, um Loslassen zu lernen. Wir beide haben einen Weg vor uns, den wir von jetzt an streckenweise getrennt gehen werden. Und damit meine ich nicht nur deinen Schulweg.