Letztes Jahr kurz vor Weihnachten, wahrscheinlich ungefähr um diese Zeit – und es muss ein Mittwoch gewesen sein – verbrachten Emil, Ida und ich den Nachmittag im „Eltern Kind Café“. Es muss ein Mittwoch gewesen sein, nicht allein aus dem Grunde, weil nur Mittwochs das „Eltern Kind Café“ geöffnet hat, denn viel wichtiger für diese Geschichte: Mittwochs ist Spielzeugtag im Kindergarten.
Ich liebe Emils Kindergarten. Eine schmale weiße Villa mit großzügigen Räumen und hohen Decken inmitten des Grindelviertels. 26 Kinder vergnügen sich hier auf über 200 qm und lernen vor allem eins: Rücksicht und Fairness. Keine übermotivierten bilingualen Erzieher, kein großes Brimborium um Frühförderung, keine französische Klavierlehrerin. Viel Platz für wenig Kinder – viel Platz um zu spielen und Kind zu sein. Im Sommer sitzen sie morgens im Schatten der großen Bäume und frühstücken, immer frisch gepflückte Blumen in kleinen Vasen auf dem Tisch. Im Winter flackert es vor Kerzenschein und duftet täglich nach frisch gebackenen Plätzchen.
Mittwochs ist besagter „Spielzeugtag“. Jedes Kind kann ein Spielzeug von Zuhause mitbringen und den anderen im Morgenkreis zeigen. Unsere Spielzeuge wiederholen sich in einer Tour, das scheint aber nicht relevant zu sein. Eines morgens fanden wir partout nichts, was wir noch NIE gezeigt hatten, ...
Emil & Ida A christmas carol

© miriamboettner.com
Warum überrascht einen das Gute im Menschen eigentlich häufig mehr als das Schlechte? Es scheint, als würde man Nächstenliebe, Zivilcourage, Empathie und Hilfsbereitschaft kaum noch einen Raum geben im Trubel der Selbstverwirklichung und dem ewigen Streben nach oben, der stillen Angst, irgendwann könnte es uns schlechter gehen als heute – und anderen womöglich besser als uns.