Im Fernsehen schauen sie sich am liebsten Schlachten zwischen Clonkriegern und Jedis an, die dann umgehend mit Lego nachgespielt werden. Zwischendurch schaut man sich auch mal ein gepflegtes Harry-Potter-Zauberduell an, was sich ganz wunderbar mit Playmobil nachstellen lässt. Oder man schnappt sich einen Stock und prügelt auf sein Geschwister ein. Wichtig ist, dass der Stock möglichst mindestens doppelt so groß ist, wie man selbst.
Ich verstehe das nicht. Wieso muss denn da immer gekämpft werden? Morgens wird erst einmal ein Blaster-Irgendwas-Gewehr aus dem gewaltigen Waffenarsenal, das in Kisten bei uns wohnt, in den Ranzen eingepackt mit dem Hinweis, dass heute schließlich Streitschlichter-AG wäre. Wtf?!?
Sogar beim Kuscheln mit meinem Sohn wird gekämpft. Und zwar schon immer. Beim Kampfkuscheln mit Fritz ist irgendwann immer entweder die Lippe taub, das Schienbein blau oder ein Finger hat sich in ein Auge gerammt, in das es definitiv nicht hineingehört.
Aus meiner Kindheit kenne ich solche Kämpfe nicht. Mein Bruder und ich haben eher Sketche nachgespielt oder uns selbst grottenschlechte ausgedacht und meine Schwester – na gut, die ist sieben Jahre jünger als ich, die wird sich einfach nicht getraut haben, gegen mich zu kämpfen.
Aber je länger ich darüber nachdenke – ein wenig erinnert mich die Kämpferei doch an früher. Ich habe nämlich damals sehr gerne Tierdokus in Fernsehen geschaut. Vielleicht ziehe ich ja einfach junge Füchse oder Hyänen groß und das ist hier meine persönliche Expedition ins Tierreich.
Immerhin passiert doch recht wenig bei der ganzen Kämpferei. Bisher mussten wir nur einmal zum Platzwunden-Nähen nach Kissenschlacht ins Krankenhaus.
Nein, wir haben keine Kissen aus Stein. Aber Stühle aus Holz, an denen man sich wunderbar den Kopf stoßen kann, wenn man dahinter Schutz sucht.
Positiv werte ich auch, dass diese ganze Kriegsspielerei doch sehr abstrakt für die Kinder ist. Anders lassen sich so manche Fragen nämlich nicht deuten:
„Mama, gab es im ersten Weltkrieg eigentlich schon Lichtschwerter?“
In den Geschichtsbüchern liest man darüber ja nichts. Immerhin weiß Lina, dass es in echt überhaupt gar keine Lichtschwerter gibt. Aber das ist eigentlich auch egal, da Fritz glaubt, dass es Waffen generell nur als Spielzeug gibt und gar nicht in echt. Oh sancta innocentia! Wer das glaubt, der darf auch Krieg spielen, finde ich. Und epische Schlachten führen.
Die epische Schlacht vom Anfang der Geschichte endete übrigens so: Nach fünf Stockschwerthieben ertönte plötzlich von irgendwoher Musik und aus dem Kampfgeschehen wurde schwuppdiwupp ein 1-A Dance-Battle wie es die Welt seit Saturday Night Fever nicht mehr gesehen hat.
Jetzt könnte höchstens noch Joachim Llambi eins mit dem Stock über die Rübe kriegen, falls er sich zu dem Duell der Tanzgiganten äußern würde. Aber das wäre eine andere Geschichte.
sandkuchen-geschichten Der Krieg im Kinderzimmer
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„Komm, wir zwei liefern uns jetzt mal eine epische Schlacht.“ „Au ja!“ Irgendwie sind meine Bemühungen, meine Kinder zu Gewalt verachtenden Menschen zu erziehen, noch nicht so ganz von Erfolg gekrönt. Würde ein Optimist jetzt sagen. Man könnte auch sagen, dass ich dieses Ziel ungefähr so gut erreicht habe wie die CSU die Autobahnmaut durchgesetzt hat oder die Amerikaner auf dem Mond gelandet sind.