
Weil das andere Kind vorher ihn gehauen hatte und genauso blöd wie mein Sohn war, sich dabei erwischen zu lassen, durfte dieses Kind auch nicht mit. Sowie noch fünf weitere Kinder. Und das in der ersten Klasse. Respekt. Die Lehrerin weiß wie es geht: „Wehret den Anfängen“.
Ein paar Wochen später stand dann das Ziel des nächsten Wandertags fest: das Tobolino.
Ich dachte, an Wandertagen wird gewandert und zwar irgendwo im Freien. Wald und so. Vielleicht auch mal in ein langweiliges Museum, aber da denke ich wohl ein wenig historisch. Heutzutage fährt man mit dem Bus in den Indoor-Spielplatz.
Indoor-Spielplätze sind allgemein ja eine beliebte Location. Die Kinder können sich austoben, auch wenn draußen mal nicht die Sonne scheint. Oder auch dann. Im Gegensatz zum Outdoor- oder auch Oldschool-Spielplatz gibt es hier Pommes, Pizza und Cola bis auf die Hüpfburg geliefert, damit auch ja die Kinder-Energie nicht versiegt. Der Geräuschpegel ist ohrenzerfetzend. Hier sollten die Flughafenausbaugegner mal vorbei kommen. Könnte einiges relativieren. Als Eltern hat man dort eigentlich nur dann Spaß, wenn man seine Kinder am Eingang zum Kindergeburtstag abgibt und dann nach drei Stunden wieder abholt.
Wir haben Glück gehabt. Lina findet Indoor-Spielplätze ganz ok, verlangt aber nicht danach und Fritz kann diese Muffelbuden nicht ausstehen. Er mag auch keine Kletterhallen. Fritz mag gar nichts, wo viele Leute sind, die ohne Schuhe rumlaufen und die Luft mit dem fragwürdigen Duft ihrer Käsequanken verpesten.
„Naja. Haste Glück gehabt, Fritz, da musst Du ja gar nicht mit. War ein wohl überlegter Schlag.“
Leider kam kurz darauf ein weiterer Zettel, der besagte, dass die Kinder, die einen Zettel bekommen hätten, der sie vom nächsten Schulausflug ausschließt, diesen bitte ignorieren möchten, sie würden dann beim nächsten Ausflug in den Park nicht mitkommen.
„Tja, Fritz. Strafe muss sein.“
Fritz ist dann krank geworden. Die einzigen drei Fehltage in der ersten Klasse hat er so platziert, dass er nicht mit ins Tobolino musste. Da hatte er eines Morgens doch tatsächlich schlimme Kopfschmerzen. Ich dachte erst an sprunkartige Tobolinitis, es waren dann aber doch nur profane Ringelröteln.
Das arme Männlein war wirklich schwer leidend. Es war fast so schlimm, wie wenn sein Vater krank ist. Mir wurde sämtliches Witzeerzählen strikt untersagt, da ihm beim Lachen der Kopf so weh getan hat. Es war so schlimm, dass er nicht mal auf das bewährte Heilmittel „gesundfernsehen“ zurückgreifen konnte.
Sein erstes Klaviervorspiel, für das er wochenlang „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ geübt hatte, mussten wir absagen.
Nach endlos scheinenden drei Tagen war er dann wieder gesund.
Rechtzeitig, um am Ausflug ins Ramba-Zamba teilzunehmen. Das Tobolino hat ja vormittags gar nicht geöffnet, da mussten Termin und Zielort für den Wandertag halt umdisponiert werden.
Seit dem hat Fritz niemanden mehr gehauen. Wehret den Anfängen.