Wir kennen das alle: Gefühlt 10.000 mal sagen wir unseren Kindern, sie sollen die Scheibe in der U-Bahn nicht anlecken, den Popel nicht an Mamas Hose abwischen oder die Kühlschranktür ZU machen, nachdem sie etwas herausgenommen haben ... aber es bleibt einfach nicht hängen. Wenn wir jedoch nur EINMAL vor ihnen fluchen ... wird das von uns gewählte Schimpfwort garantiert ihr Lieblingswort des Jahres. :D So ähnlich funktioniert es (glaube ich) auch mit jenen Worten, die richtig und tief die HERZEN unserer Kinder berühren, sie für ihr Leben prägen, ihnen vielleicht einen Leitfaden an die Hand geben, der ihnen dauerhaft eine Richtung weist. Es sind oft gar nicht die Eltern-Sätze, die WIR als wichtig oder wertvoll erachten, die wir ganz bewusst in für uns besonderen Situationen sagen, sondern vielmehr die, die einfach so aus uns „herausblubbern“ ... vielleicht nebensächlich oder gar im Scherz ... und doch erinnern sich unsere Söhne und Töchter dann für immer daran und ziehen mehr daraus, als aus all unseren pädagogisch durchdachten, schlauen Merksätzen, die wir selber so ungemein clever finden.
Welche Sätze hängen bleiben, entscheidet oft das Kinder-Herz.
Ich zum Beispiel erinnere mich an eine Situation in meiner Kindheit, in der wir mit meiner Mutter ganz arg rumalberten, uns gegenseitig veräppelten und wir Kinder ihr irgendwann entgegen schrien, dass sie da ja ganz dollen Quatsch erzählen und sie auf jeden Fall im Unrecht sein würde. Darauf rief sie lachend: „Na und?! Vielleicht stimmt das sogar, aber jetzt gerade sage ich es eben so. Und wenn ich gleich oder irgendwann anderer Meinung bin, dann ändere ich sie eben! Kann man nämlich machen – sogar wenn man es vorher laut rausgebrüllt hat!“ DAS bliebt bei mir hängen und ich denke immernoch – mindestens 30 Jahre später – ständig daran, denn ich lernte in diesem Moment: Nichts, keine Meinung, ist in Stein gemeißelt, man kann seine Meinung immer noch ändern, wenn sich eine neue Perspektive auftut; es ist dann keine Schande, sondern bedeutet nur, dass man etwas dazugelernt hat.
Ich bin absolut sicher, dass meine Mutter damals im Leben nicht gedacht hätte, dass sie damit so einen großen und dauerhaften Eindruck bei ihrem Kind hinterlassen würde. Es war einfach nur „rausgeblubbert“. Und ich glaube fest, so geht es Eltern ständig ... was Erziehung echt krass zu einer Art Glücksspiel, aber auch unfassbar spannend macht!