Für manche ist sie tatsächlich die magische Grenze: Die 12. Schwangerschaftswoche, nach deren Erreichen man endlich, endlich allen die frohe Botschaft verkünden darf. Andere warten bis zur 14. SSW oder setzen sich eine 3-Monats-Frist, bevor sie ihr gut gehütetes Geheimnis bekannt geben. Wieder andere lassen sich mit der Mitteilung ihrer Schwangerschaft so lange wie möglich Zeit.
Dafür gibt es Gründe: Es kann ja doch "etwas" passieren. Dieses "Etwas" meint das Risiko einer Fehlgeburt, das gerade in der Frühschwangerschaft gar nicht mal so klein ist. Und dieses "Etwas", dieser Grund, ist real - denn die Gefahr ist da. Das ist mir gut, viel zu gut bekannt, denn genau das ist uns passiert. Wenn Ihr hier schon etwas länger mitlest, wisst Ihr: Wir haben unser Küstensternchen, unser geliebtes Küstenmini, in der 11. Schwangerschaftswoche verloren.
Doch es deshalb niemandem berichten, es ganz für sich behalten und mit allem, mit Freud' und Leid, allein fertig werden?
***
Eigentlich kann das ja jede/r so machen, wie sie oder er will. Eigentlich. Denn oft besteht trotz der prinzipiellen Freiheit, die wir heutzutage in vielen Bereichen genießen, ein Tabu: Über eine Schwangerschaft vor Ablauf der ersten drei Monate spricht "man" nicht, über eine Fehlgeburt (oder das Risiko) schon gar nicht. Ja, vielerorts scheint es geradezu ein ungeschriebenes 12-Wochen-Gesetz zu geben: Man wird schief angeschaut, wenn man vor diesem Datum trotzdem - freudestrahlend oder verunsichert - seine Schwangerschaft verkündet und erntet statt einer Gratulation womöglich sogar einen ernsthaften Rüffel.
Mit diesem Tabu möchte ich heute brechen, denn es gibt auch wirklich gute Gründe, gerade wegen des Risikos einer Fehlgeburt frühzeitig zu erzählen, dass man schwanger ist.