
Also dann: Ring frei!
Ich bin Mutter, gehe mit meinem Sohn spazieren, spiele mit ihm und singe für ihn. Ich pflege, füttere, bespaße und tröste ihn. Aber mach ich das gut genug? Brauche ich "Nachhilfe" im Kontakt zum Kind oder vertraue ich auf meinen Mutterinstinkt? Gerade beim ersten Kind hat man ja Angst, etwas falsch zu machen. Aber wer entscheidet das überhaupt?
Als ich noch schwanger war, hatte ich eine genaue Vorstellung, wie alles ablaufen wird. Ich war bestens vorbereitet und wirklich auf alles gefasst. Dachte ich. Schnell musste ich aber feststellen, dass eben nicht mehr alles nach meiner Pfeife tanzt, sondern ich meinen Alltag um den des Kleinen herumbasteln muss. So wird nun also eingekauft, wenn das Stimmungsbarometer aufgeladen ist und der Haushalt geschmissen, wenn der Kleine schläft. Was mich anfangs aber total verunsicherte war, dass ihm etwas fehlen könnte oder er sich langweilt. Schließlich machte ich das alles zum ersten Mal.
Wir treffen uns regelmäßig mit der Krabbelgruppe und auch mit anderen Müttern und Kindern. Wir waren bei der Babymassage und beim Babyschwimmen. Wir fahren regelmäßig einkaufen und zu den Großeltern. Er hat also regelmäßig Kontakt zu Menschen. Zu Hause hat er seine Spielecke mit einem gesunden Maß an Spielzeug. Er erkundet alles, wo er gerade ankommt. Er lacht und brabbelt. Weinen tut er selten. Er scheint also glücklich zu sein. Glücklich mit dem, was er hat.
Nun hört man viel von speziellen pädagogischen Kursen wie Delfi und Pekip. Viele gehen samt Kind zum Turnen und Joga. Der Terminkalender ist gefüllt und es wird trotzdem noch nach weiteren Kursen Ausschau gehalten. Es wird so viel wie möglich mitgenommen. Nur das Beste fürs Kind eben. Daher werden oftmals keine Kosten gescheut.
Man kann öfter mal Mütter belauschen, die untereinander ihre Kinder vergleichen und es beinahe einem Kräftemessen gleicht, welches Kind schon viel wacher, agiler und mobiler ist. Ich fürchte, dass viele dieser Diskussionen in einer fiesen Schlammschlacht enden.
Aber sind diese Kinder denn glücklicher als meins? Vielleicht haben gepekipte und gejogate Kinder schneller Feinmotorik drauf. Vielleicht kommen sie schneller dahinter, dass sich unter dem blauen Becher noch ein kleiner roter befindet.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob wir zu solchen Kursen gehen sollten, kam aber recht schnell zu einer Antwort: Nein. Jeder hat sein eigenes Tempo. Warum sollte ich das beeinflussen? Einander kennengelernt, gekuschelt und geschmust wird zu Hause ohnehin. Und irgendwie sind wir alle doch ohne solche Maßnahmen groß geworden und haben den roten Becher unter dem blauen gefunden.
Bisher konnte ich zwischen einem Kind, welches Kurse besucht hat, und meinem keinen Unterschied feststellen. Und so beantwortet mir mein Kind mit seinem Lächeln die Frage, ob ihm etwas fehlt oder er unzufrieden ist, von ganz allein.