„Herzlich Willkommen zum Halbjahresgespräch!“, eröffnet Frau W. die Unterhaltung: „Wir beginnen mit dem Fach Deutsch.“ Mein Sohn geht seit einem halben Jahr in die Schule, in die erste Klasse. Er mag seine Klassenlehrerin, seine Freunde, den Unterricht. Ich bin gespannt, was sie zu den letzten Monaten zu sagen hat.
Kurz davor, während ich darauf warte, in den Besprechungsraum gerufen zu werden, werde ich tatsächlich nervös. Warum eigentlich? Während meiner Zeit als Lehrerin habe ich selbst Hunderte solcher Beratungs- (und Bewertungs-) Gespräche geführt. Habe Noten vergeben, Menschen innerlich punktgenau platziert: Das war eine 2,5, das ganz klar ein „sehr gut“, das eine schwache Leistung. Ob ich dabei mein Gegenüber wirklich gesehen habe?