Eigentlich wissen wir ja alle, wie ein Leben so abläuft: Wir werden geboren und wir sterben. Klare Fakten, die für jeden gleichermaßen gelten. Doch wenn der Tod eines geliebten Menschen und die Geburt eines Babys nur 20 Stunden auseinanderliegen, dann komme ich doch ins Grübeln. Großes Leid und grenzenlose Freude so nah beisammen – und das nicht zum ersten Mal in meinem Leben.
Als ich 2015 mit meinen Zwillingsmädchen schwanger war, lag ich eines Tages mit feuchten Augen beim Ultraschall. Ich war so glücklich, dass meine eineiigen Zwillinge bereits die 30. Schwangerschaftswoche erreicht hatten – und gleichzeitig so traurig. Traurig, weil mein Vater im Sterben lag. Nach langer Krankheit, bei der er dem Tod schon öfter mal ein Schnippchen geschlagen hatte, war diesmal sein Ende deutlich abzusehen. Meine brennendste Frage war daher nur die: Wird er es noch schaffen, seine kleinen Enkeltöchter zu sehen?
Geburt und Tod
Mein behandelnder Arzt bemerkte offenbar die Traurigkeit, die trotz des positiven Ultraschall-Bildes aus mir herausströmte, und sprach mich darauf an. Ich schilderte ihm meine Situation und er antwortete nur: „Kenne ich. War bei der Geburt meiner Tochter genau das gleiche. Ist fast 20 Jahre her, aber das Gefühl habe ich nie vergessen.“ Aus irgendeinem Grund waren mir seine Worte ein Trost.
Zwei Monate nach der Geburt meiner Zwillinge starb mein Vater...