Meine erste Schwangerschaft war ein Spaziergang. Das mag lapidar klingen, aber es war eben so. Ich war so positiv eingestellt, hatte keine Beschwerden und habe mich deshalb entschieden unser Kind zuhause auf die Welt zu bringen. Ich war ja schließlich nicht krank. Der Gedanken an die Krankenhausatmosphäre, die Keime die dort lauern schreckten mich ab.
Meine Hebamme Melanie begleitete mich bereits im Vorfeld liebevoll und sie gab mir ein sicheres Gefühl. Nur eines stellte sie von Anfang an klar: eine Hausgeburt wird nur dann durchgeführt, wenn alles normal und gut abläuft. Wenn es einen Grund zum Zweifel gibt oder sie bei mir eine Unsicherheit wahrnehmen würde, dann würden wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machen. Das gab mir nur noch mehr das Gefühl, dass sie professionell und vertrauenswürdig ist.
Schließlich kam der große Tag. Ein heißer Julitag. Für den Abend wurden grollende Gewitter vorausgesagt. Ich spürte schon in der Nacht zuvor, dass sich etwas anders anfühlt. Schmerzen empfand ich keine. Aber mein Bauch wurde immer wieder hart. Anders als bei den Übungswehen. Ich kann es schwer beschreiben.
Schmerzen empfand ich keine. Aber mein Bauch wurde immer wieder hart. Anders als bei den Übungswehen. Ich kann es schwer beschreiZufällig hatte ich an diesem Tag sowieso einen Termin bei meiner Frauenärztin, da ich schon eine Woche überfällig war und die Kontrollen dann ja sehr engmaschig sind. Meine Ärztin gratulierte mir lächelnd: „Sie bekommen heute ihr Baby. Der Muttermund eröffnet sich schon.“ Mein Herz klopfte vor Vorfreude und Aufregung. Auf dem Nachhauseweg hab ich gleich allen, auch meiner Hebamme, Bescheid gegeben.Der Tag verlief ruhig. Ich spürte die Wehen wie sanfte Wellen. Ich freute mich über sie und sie waren tatsächlich nicht besonders schmerzhaft. Jede Welle würde mich meinem Baby näher bringen. Eine Freundin besuchte mich am Vormittag mit ihrer kleinen Tochter. Es war entspannt und fröhlich. Am Nachmittag bekam ich sogar noch Besuch von meinen Eltern, die mit Kaffee und Kuchen vorbeikamen. Besonderen Appetit hatte ich aber nicht. Aber auch am Nachmittag waren die Schmerzen noch wirklich minimal. Das sollten die Eröffnungswehen sein?
Ich erinnerte mich an den Geburtsvorbereitungskurs und daran, dass der Beginn der Geburt insbesondere bei Erstgebärenden sehr lange dauern kann und es auch immer wieder Pausen geben kann. Irgendwie war ich von einer tiefen Ruhe erfüllt. Vielleicht würde unser Kindchen doch noch nicht heute kommen?
Am späten Nachmittag entschlossen wir uns, die Hebamme zu uns zu bitten. Nicht, weil ich glaubte, die Wehen kämen zu häufig. Sondern um mal nach dem Rechten zu sehen. Mein Freund kochte Nudeln mit Pesto, während sie nach dem Muttermund schaute. Schon 7 Zentimeter! „Ich bleibe jetzt bei dir, dein Baby wird bald kommen“, meinte sie. Dann schaute sie nach den Herztönen. Sie wurde ruhig. Melanie nahm meine Hand und sagte plötzlich ernst: „Ihr Beiden, erschreckt nicht. Es ist alles gut. Aber die Herztöne sind mit ein bisschen zu ruhig für eine Hausgeburt. Ich würde jetzt gerne mit euch ins Krankenhaus fahren.“