Bevor wir uns anschauen, welche Tipps es gibt, um auch zwei Kindern halbwegs gerecht zu werden, lohnt es sich erst einmal genauer zu analysieren: wer sind meine Kinder eigentlich? Also, so richtig. Mir hat dabei Remo H. Largos Buch „Kinderjahre“ geholfen. Er stellt darin klar, dass jedes Kind vollkommen einzigartig und individuell ist und unterschiedlich stark ausgeprägte Fähigkeiten und Bedürfnisse mitbringt, deren Grundlage schon von Geburt an besteht. Durch Erfahrungen differenzieren sich Eigenschaften, Fähigkeiten und Verhaltensweisen immer weiter aus oder verändern sich. Aber es gibt trotzdem ein angeborenes Entwicklungspotenzial, über das hinaus sich ein Kind „selbst unter optimalen Lebensbedingungen nicht“ entwickeln kann. Kinder sind eben keine formbaren Tonklumpen, sondern bringen ein Set an Fähigkeiten und aber auch eigenen Interessen mit. Wie verschiedenen diese Fähigkeiten und Interessen selbst unter Geschwisterkindern sind, zeigt diese einfache Rechnung:
„Bei der Zeugung erhält das Kind je 23 Chromosomen von Mutter und Vater. Diese 46 Chromosomen sind jedoch nicht mehr identisch mit denjenigen von Mutter und Vater. Bei der sexuellen Fortpflanzung werden die Genkomplexe auf den Chromosomen durch die sogenannte Reduktionsteilung (…) neu zusammengestellt (…). So können sich bei Mutter und Vater je 8,39 Millionen verschiedene Keimzellen ausbilden. Wenn Ei und Spermium bei der Befruchtung miteinander verschmelzen, ergeben sich daraus 35 Milliarden Kombinationsmöglichkeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elternpaar 2 identische Nachkommen zeugt, ist daher äußerst gering.“ (Remo H. Largo, 2019: Kinderjahre, S. 73)
Sprich: so wie jedes Kind, sind auch Geschwister untereinander verschieden in ihrer Veranlagung und damit in Bedürfnissen. Braucht Kind A vielleicht viel Zuwendung und Kuschelzeit, will sich Kind B vielleicht lieber alleine entfalten und braucht weniger Nähe. Dabei unterscheidet Largo sechs Grundbedürfnisse (vgl. Remo H. Largo, 2019: Kinderjahre: S. 112):
Existenzielle Sicherheit
Körperliche Integrität
Geborgenheit
Soziale Anerkennung
Selbstentfaltung
Leistung
Was das jetzt für das echte Familienleben bedeutet, könnt ihr im vollständigen Artikel nachlesen.