
Und so starre ich mit müden Augen am frühen Morgen Anton hinterher, der um kurz vor sieben das Haus verlässt. „Da flüchtest du, in die Abgeschiedenheit deines Büros“ hauche ich ihm nach und möchte in diesem Moment für alles in der Welt mit ihm tauschen. Anton kommt noch einmal zurück, tippt sich an die Stirn und sagt: „Spinnst du eigentlich? Weißt du, was bei uns im Laden gerade los ist?“ Ich möchte laut rufen, dass das nichts ist gegen den Laden hier zuhause. Dass ich seinen Chef mit Handkuss übernehme, der Zahlentabellen in korrekter Form mag. Wenn er nur Jimmy betüddelt, der nach einem Becher warmer Milch brüllt und anschließend lamentiert, dass sein Lieblingstrikot wieder in der Wäsche ist.
Ich möchte auch viel lieber einem Kollegen zuhören, der in epischer Breite von seinen Wochenendausflügen berichtet, wenn ich mir dafür nicht in Endlosschleife Luises Bobo-Cds anhören muss. Außerdem möchte ich auf der Stelle eine zweistündige Skype-Konferenz mit der Führungsriege eines mittelgroßen, schwäbischen Industriekonzerns moderieren, wohingegen ich auf eine weitere Stunde mit einem unzufriedenen Einjährigen auf der Stelle verzichte. Anton guckt verdutzt, wirft mir dann vor, dass ich ungerecht zu unseren drei über alles geliebten Kindern bin und sie doch wahrlich Goldschätze sind. Ich schmeiße mit der leeren Milchflasche nach ihm und wir verabschieden uns grußlos und missmutig in einen weiteren All-Tag.