Der Morgen war grausam: die Zahnpasta war falsch, das Brot war falsch geschnitten, die Cornflakes waren doof, die Hose war doof, die Schminke war falsch und überhaupt war wieder alles falsch. Ich atmete einmal tief durch und grinste sie an.
„Spätzchen, atme jetzt mal durch. Du weißt ja genau, was sonst passiert. Ich möchte nicht mit schlechter Laune los…“
Die Verabschiedung in der Kita war problemlos und ich hoffte da noch, dass auch der Nachmittag entspannt werden würde. Lesen sie nun: ein Drama in einem Akt.
Um sie ein wenig zu schonen, holt ich sie früher ab als sonst. Das wünscht sie sich oft und da ich gerade „nur“ am Schreibtisch sitze und nicht jeden Tag in die Uni muss, freue auch ich mich auf einen gemütlichen Nachmittag mit dem Kalinchen.
Den Zahn zieht sie mir allerdings innerhalb von 2 Sekunden. Ein bockiges und wütendes Kind begrüßt mich mit „Du kannst wieder gehen. Ich hab zu tun.“ OK. Atmen nicht vergessen. Ich gehe raus, hole tief Luft und gehe nochmal in die Gruppe. „Hallo mein Schatz. Hattet ihr ne tolle Party? Wollen wir uns zu Haus auf die Couch kuscheln und es uns gemütlich machen?“ Damit hat sie wohl nicht gerechnet. Ich hab allerdings in den letzten Jahren einiges dazugelernt und mein neuster Trick: das Kind einfach überlisten. Einen Schritt weiter sein oder aber etwas vorschlagen, womit niemand rechnet.
Das Kind guckt verdutzt und trabt mürrisch aus der Gruppe. 1:0 für Mama,
Frau Raufuss Ich weiß, was wichtig ist! Autogespräche
© frauraufuss.de
Das blonde Mädchen war die letzten Tage krank. Und erst am Donnerstag konnte sie wieder in die Kita gehen. Wäre da nicht die Karnevalssause gewesen, hätte ich sie wohlmöglich auch noch einen Tag zu Hause gelassen. Morgens fuhr ich also einen nörgeligen Löwe in den Kindergarten.