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mum & still me Immer nie genug

mum & still me: Immer nie genug
© Mum & still me, Sabine Ponath
Ich warte noch ganz kurz, lege mich für fünf Minuten auf unser sabberfleckiges Samtsofa. Die Müdigkeit kriecht wie ein dunkler Geist aus Stranger Things langsam und schier unaufhaltsam in meine Knochen und Glieder. Aber nichts da. Der Tag ist noch lange nicht vorbei. Manchmal denke ich dann, es ist alles Zuviel.

Schwerfällig habe ich mich vom Sofa rüber zum Tisch gehievt. Jetzt sitze ich mit einer dampfenden Tasse Tee am Laptop und schweife gedanklich ab, von dem Thema mit dem ich mich eigentlich gerade befassen wollte (es geht darum, wie ein Leben ohne CO2 realistisch aussehen könnte). Mummy Mag ist auch so ein Beispiel. Ich liebe die Arbeit, politische Themen für das Blogmagazin aufzubereiten. Aber gerade erst musste ich meine Frequenz von zwei- auf einmal im Monat runterschrauben. Mir fehlt einfach die Zeit.

Mein Problem ist aber nicht die Überlastung. Ich will nichts davon missen. Ich mag die Leute so gerne, mit denen ich mich einsetze. Zuversicht und Hoffnung schleichen sich bei mir ein, dass eine andere Welt möglich ist, wenn ich auf die kleinen Erfolge blicke. Einer davon? Die Petition, bei der so viele von euch unterstützt haben, andere vielleicht zum ersten Mal mit dem Thema Klimaschutz so richtig in Berührung kamen. Ein anderer Erfolg: ich durfte Teil der Schreibgruppe sein, die für die Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen einen Klimaschutz Antrag entworfen hat, der es in sich hat. „Radikal realistisch“ zitierte die Presse den Text. Auch wenn im Grunde niemand weiß, dass ich dazu einen kleinen Beitrag leisten durfte – egal. Hauptsache die Grünen kriegen das nötige Update, was ihre/unsere Parteipositionen angeht.

Trotzdem belastet es mich manchmal, dass ich nicht für eine Sache alles geben kann, weil ich auf so vielen Hochzeiten tanze. Ob ich auch vielleicht in Sachen Kinder mehr geben müsste. Mehr Basteln, mehr Ausflüge, mehr Bespaßung. Ob ich bei Kita Events bei beisteuern müsste als abgepackte Salzbrezeln, weil ich gerade keine Zeit habe. Klar, die Nachmittage gehören meinen Buben. Nebst Einkäufen, Hausarbeiten und Co. Aber Zeit für besondere Aktionen bleibt echt kaum. Ich glaube für sie ist es okay, sie kennen es ja nicht anders. Ich hoffe es.

Dann schaue ich auf das, was ich mache. Vielleicht muss man gar nicht alles geben. Vielleicht denkt niemand so streng über mich, wie ich selbst. Diese Achtsamkeitsmenschen empfehlen ja: denke so über dich, wie du über eine Freundin denken würdest.

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