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Beatrice Confuss Kinder und die neuen Medien

Blog Beatrice Confuss Neue Medien
© Beatrice Confuss
Meine Kinder sind in einem Alter, da spielen die Medien eine Rolle. Der Fernseher und Hörspielgeräte schon länger. Aber die neuen Medien gewinnen auch an Interesse.

Ich schwanke zwischen Verunsicherung und Zuversicht, was den Umgang damit angeht. Weil ich selbst noch nicht so richtig weiß was richtig oder falsch ist.
Nimmt man das alte Medium Fernsehen, so wurde früher auch schon diskutiert wie viel Fernsehen für Kinder gut ist. Es wurden „Fragebögen“ in der Schule ausgefüllt, wie viele Stunden man fern sieht am Tag, um das Bewusstsein zu wecken.
 
Wenn ich ehrlich bin, lag ich immer deutlich über dem empfohlenen Durchschnitt und habe bei den Angaben gemogelt. Und ich habe nicht nur Kinderprogramm oder lehrreiche Sendungen gesehen.
 
Hat es mir geschadet?
Wenn ich überlege, dass ich trotzdem ab der dritten Klasse dicke Wälzer gelesen habe, viele und regelmäßig und vor allem gerne. Oder ich habe viel gemalt und gebastelt. Das hat auch nie gelitten. Und ich erinnere mich auch an viele unbeaufsichtigte Abenteuer draußen im „Großraum“ Dorf und Umgebung. Wir haben echt Meter gemacht mit unseren kleinen Fahrrädchen.
Sportlich war ich auch immer fit. Und viele Freunde hatte ich auch. Und obwohl ich super gerne amerikanische Aktionserien sah, kam ich nicht auf die Idee Gewaltszenen nach zu spielen.
Also hat es nicht geschadet. Ich sah, was ich vertragen konnte.
 
Heute sehe ich so gut wie kaum noch fern. Nichtmal die tollen neuen Serien locken mich. Und die neue Generation Actionfilm ist mir oftmals zu brutal. Zu realitätsnah, was Verletzungen und Gewalteinwirkungen angeht. Ich kann es nicht aushalten. Vor dieser neuen Realität versuche ich meine Kinder zu schützen so lange wie möglich.
 
Wie halte ich es mit dem Fernsehen bei meinen Kindern?
Meine Kinder durften schon recht früh (so ab 2 Jahren) von uns ausgesuchte DVDs oder Sendungen im Tv oder YouTube ansehen. Zeitlich begrenzt und bevorzugt die alten Geschichten. Es muss vor allem zu den Kindern passen und wird immer begleitet von uns. Die meisten Sachen sehen die Kinder gerne auch immer wieder. Egal, wie oft sie es schon gesehen haben.
Ich habe sogar beobachtet, dass sie bei jedem wiederholten Gucken nochmal neue Dinge sehen und sie erst nach und nach die ganze Geschichte richtig verstehen.
Wichtig ist mir, dass ich weiß was sie sehen und ich eventuell missverstandene oder etwas aufregende Szenen nochmal mit ihnen klären kann.
Und die bekannten Geschichten setze ich natürlich auch gerne ein, um mal kurzfristig für Ruhe zu sorgen. Manchmal ein Segen. Wer schafft es schon vor einer Urlaubsreise alles Gepäck vernünftig im Auto zu verstauen, während 3 aufgekratzte Kleinkinder um einen herum hampeln. Ich finde da ist der Fernseher eine super Sache.
Meine Kinder fragen mir auch Löcher in den Bauch, wenn wir eine Tierreportage zusammen ansehen. Ich kann nicht sagen, es wäre nicht kommunikativ. :-D
 
 
Die neuen Medien:
 
Sie haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Wir sind nun auf dem gleichen Erfahrungsstand, wie die „alte“ Generation damals, als die Fernsehgeräte und die vielen neuen Privatsender hinzu kamen.
Wir überlegen, ob die Möglichkeiten der neuen Technik und das Angebot gut für unsere Kinder ist. Gleichzeitig ist es etwas komplexer, denn eine ganze Generation ist mit den neuen Medien und der Neulust daran aufgewachsen. Viele Erwachsene der älteren Generation sind zwiegespalten. Die Teenager und jungen Erwachsenen  haben das Smartphone immer am Start und haben, übertrieben gesagt, oft ahnungslose Eltern, die ihre Kinder nicht unterstützen konnten oder die rasante Entwicklung der Technik unterschätzt haben und sozusagen „ausgestiegen“ sind. Ich kenne genug Eltern, die offen sagen, dass sie eigentlich keine Ahnung haben und sich abgehängt fühlen. (Korrigiert mich, wenn ich das falsch beobachte.)
 
Eine Weile sträubte ich mich auch. Doch im Hinblick darauf, dass ich mich nicht irgendwann komplett abgehängt von meinen Kindern fühlen wollte, habe ich mich darauf eingelassen. Und ich mag die sozialen Netzwerke nun sehr gern. Ich mag die Möglichkeiten der Kommunikation. Ich liebe das Internet. Und ich verbringe auch viel Zeit mit einem Gerät. Ich kann also ungefähr nachvollziehen, was die Jugend so fasziniert.
Ich frage mich dennoch, ob es gesund ist, für den Geist, immer mit einem Gerät „verbunden“ zu sein. Vor allem um immer schneller und um mehr parallel tun zu können. bzw zu konsumieren, zu kommunizieren. Ich frage mich, ist das noch gesund alles NUR noch durch das Display eines Gerätes wahr zu nehmen?
 
Ich mache mir Gedanken, wie ich meinen Kindern ein gutes Verhältnis zur Technik und deren Möglichkeiten vermitteln kann, sie dennoch mit der Zeit mit gehen und nicht abhänging werden von einem Gerät. Tablets und Smartphones werden ebenso wenig wieder verschwinden, wie das Fernsehgerät.
Ich sehe es als Chance der aktuellen Kleinkind-Elterngeneration. Wir sind sozusagen mehr oder weniger Drin im Geschehen und haben im besten Fall die Neulust schon überwunden, konnten unsere Erfahrungen machen und können daraus lernen und diese Erfahrungen weiter geben. Nämlich, dass es auch noch ein Leben außerhalb der digitalen Welt gibt. Die Kunst ist es beides zu verknüpfen. Es geht viel um Sozialverhalten bei der ganzen Sache.
Und ein gutes Sozialverhalten gilt es ja nicht nur in der Realität an den Tag zu legen, sondern auch im virtuellen Raum. Daran hapert es noch bei vielen, weil sie nach wie vor der Meinung sind, sie seien anonym. Auch die Privatsphäre andere sollte man immer im Blick haben.
Vor allem an diesen Punkten muss man arbeiten.
 
Es gefällt mir nämlich nicht, wenn ich Grundschüler mit Smartphones unbeaufsichtigt auf einem Spielplatz sitzen sehe. Und es gefällt mir noch viel weniger, wenn andere, fremde Kinder dann fotografiert werden. Ungefragt. Was passiert mit dem Bildmaterial?
Wo sind die Eltern, die ihren Kinder sagen: „Hey, ihr dürft euch fotografieren, aber keine fremden Leute. Und überlegt euch genau, was ihr mit den Fotos von euch macht.“ Das gehört zum sozialen Lernen und es ist die elterliche Verantwortung darauf zu achten. Dazu muss man nicht mal die Technik verstehen.
Oder was mir noch lieber wäre, wenn Eltern sagten: „Ihr seit eine Truppe Kinder auf dem Spielplatz, bitte beschäftigt euch mit etwas anderem. Die Geräte könnt ihr zu Hause nochmal auspacken.“
 
Ich hoffe, meine Kinder kommen noch durch die Grundschulzeit ohne Smartphone. Ich werde es in jedem Fall forcieren. Wobei ich im Leben schon des Öfteren eines Besseren belehrt wurde und ich plötzlich Dinge entschied, die ich einst ablehnte. Ich finde aber das freie Spiel (in der Realität)  ist in den Kinderjahren erstmal das Wichtigste.
 
Unsere Möglichkeiten als Eltern sind derzeit Vorbild zu sein.
Ich nutze mein Smartphone möglichst wenig und in Gesellschaft gar nicht. Es sei denn, es ist dringend. Wenn ich eine Nachricht bekomme, sehe ich nur nach, wenn ich gerade Zeit habe. Wenn ich sie beantworte, sage ich meinen Kinder: „XY hat mich gefragt ob…., ich beantworte gerade die Frage. So geht es gerade besser, als am Telefon.“  Ich vermeide auch endloses hin und her schreiben. (Ich bevorzuge auch eine Nachricht mit dem kompletten Inhalt, statt viele Einzelbotschaften. Das macht mich irre.)
So bleibt es aber für meine Kinder nicht abstrakt, was ich da tue. Und die Kinder wissen, warum ich kurz „abwesend“ bin. Genauso oft haben der Mann und ich das Telefon überhaupt nicht dabei. Vor allem, wenn wir alle zusammen unterwegs sind. Das ist ziemlich angenehm.
Wenn ich Zeit am Computer verbringe, erkläre ich, dass ich Zeitung oder kurze Geschichten lese und auch selbst etwas aufschreibe. Ich arbeite mit dem Gerät. Der Mann genauso.
Wenn es etwas heraus zu finden gibt, schauen wir sehr gerne mit den Kindern zusammen im Internet nach. Die Vorteile des Internets kann man durchaus nutzen und zeigen. Und wir haben schon einige spannende Entdeckungen zusammen gemacht. Sogar wir Erwachsnen habe dabei noch etwas gelernt.
 
Eine Zeit lang war mir nicht geheuer, dass meine Kinder Spiele auf einem Tablet oder Smartphone spielen. Ich habe dann ein paar sehr schöne und unaufgeregte Spiele gefunden, die ich sogar richtig gut finde und ein paar haben sogar einen Lerneffekt. Es gibt mittlerweile eine Reihe Apps für Kinder, die gekoppelt mit Büchern oder Gegenständen zu nutzen sind. Dann sind die Kinder nicht ausschließlich auf den kleinen Bildschirm fixiert. Der zeitliche Rahmen wird auch begrenzt.
Es klappt übrigens bei jedem Medium hervorragend, wenn ich sage: „Die eine Folge dürft ihr gucken, oder nach dem Spiel ist Ende.“ Ein paar Mal musste ich Gemecker ertragen und konsequent ausschalten. Aber seit dem klappt das sensationell gut. Es gibt keine Diskussionen, weil in der Videoliste bei You Tube noch irgendetwas Spannendes auftaucht. Die Kinder machen sogar alleine aus.
 
Unbehaglich finde ich, wenn bei anderen Kindern zu Hause ohne Rücksprache mit mir auf Tablets oder Smartphones Spiele gespielt werden. Da frage ich mich: Sind die Spiele altersgerecht? Wie lange haben die Kinder gespielt? Und scheinbar gab es auch, laut Sohn, schon unbeaufsichtigtes Spielen. Das finde ich grenzwertig.
Einmal hatten wir mit Alpträumen zu tun, weil der Sohn allein nur durch die aufgeregten Erzählungen eines Freundes über eine Figur in einem Spiel so beeindruckt war, dass er sich gruselte. Auf dem Hintergrund möchte ich wissen WAS meine Kinder spielen und auch wie lange.
Noch ist der Sohn so ehrlich und erzählt mir, wenn er wo anders etwas gespielt hat. Und er ist auch so ehrlich und sagt den anderen Müttern, dass er wo anders eigentlich nichts Virtuelles spielen oder was gucken darf. Das wurde mir schon zurück gemeldet. :-) Mal sehen wie lange das so bleibt. Ich sage natürlich den anderen Eltern auch, was ich möchte bzw nicht möchte. Manchmal gerät das aber anscheinend bei den anderen in „Vergessenheit.“
Bei uns herrscht die Regel, wenn Besuchskinder da sind, dann wird weder Fern gesehen, noch ein virtuelles Spiel gespielt. Dann gibt es nur Reallife und Eins zu Eins Kommunikation.
 
Ich würde mir wünschen, dass das bei allen Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter auch so gehandhabt würde. Oder man wenigstens vorher fragt und abspricht ob und was erlaubt ist und was nicht.
Spätestens im Teenageralter kann man es ohnehin nur noch bedingt beeinflussen und dann sitzen die Kinder noch genug vor den Geräten. Bis dahin sollen sie lieber spielen und toben und können zu Hause im Schutzraum ihre medialen Erfahrungen sammeln.
 
 
Für mich ist übrigens ein Indikator für ein gesundes Maß an Mediennnutzung, wenn die Kinder es gut gelaunt aushalten, wenn sie mal einen Tag oder sogar mehrere Tage nichts auf einem Gerät spielen oder gucken können.
 
 
Ich denke Medienkompetenz müssen wir also zu aller erst als Eltern entwickeln und unser Verhältnis dazu hinterfragen. Ich selbst sehe mich dahingehend im ständigen Lernprozess und bin froh, dass ich es aktuell noch mit kleinen Kindern zu tun habe.
Ich wachse dann hoffentlich, wie geplant, mit ihnen zusammen weiter in die Thematik und kann ihnen möglichst lange als Ansprechpartner bei Problemen zur Seite stehen. Ich sehe aber, dass ich mich immer interessieren muss. Sonst kann ich kein Ansprechpartner mehr sein.
Konsequenz ist also auf jeder Ebene gefragt.
 
Mich würde interessieren, wie andere das mit ihren Kindergarten- und Grundschulkindern handhaben.
 

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