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Alle machen bunt Kindergarten mit Behinderung

Blog Alle machen bunt, Kindergarten
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Einige Themen, die im Leben der meisten Eltern einen festen und selbstverständlichen Platz haben, bedeuten für die Eltern von besonderen Kindern eine besondere psychische Herausforderung. Ein Beispiel ist Spielplatz. Man findet ihn gut oder schlecht, interessant oder langweilig, man geht mit Kindern dahin oder auch nicht.

Hat man ein Kind mit Behinderung, kann ein Besuch auf dem Spielplatz genauso traumatisierend sein, wie die Tatsache, dass man aufgrund der Behinderung nicht dahingeht.

Ähnlich ist es mit dem Kindergarten. Kindergarten ist nicht die nette Tante von nebenan. Man wird dort nicht betreut, weil man Max, Lisa oder Ali ist. Es handelt sich um Institutionen, die einem Platz anbieten, weil man ein Geschwisterkind ist, ein Kind von einer berufstätigen Alleinerziehenden oder ein Kind, das in der Nähe wohnt. Im Fall von Kindern mit Behinderung liegt der Fokus auf der Behinderung. Man kriegt einen Platz, WEIL das Kind eine Behinderung hat oder man kriegt eine Absage, weil das Kind eine Behinderung hat. Im besten Fall bekommt man eine Zusage TROTZ der Behinderung. In allen Fällen muss man als Elternteil auf der Kita-Suche dem Thema Behinderung erneut tief in die Augen schauen und sieht da Sachen, die einem Mut („Ihr Kind ist eine Bereicherung für unsere Gruppe und für die Gesellschaft“) oder Angst machen („Das trauen wir uns nicht zu“, „Es gibt tolle Einrichtungen auch für SOLCHE Kinder“, „Wir haben auch Integrationsplätze aber die Kinder sind nicht SO behindert“). Solche Aussagen hinterlassen Spuren – in einem als Mutter/Vater aber auch in der Gesellschaft, in der unsere Kinder leben werden.

Bis vor kurzem war mir das Thema Behinderung größtenteils fremd. Ich kannte keine Menschen mit Behinderung. Das lag nicht daran, dass es sie bislang nicht gab und wenn doch dann nur im Fernsehen. Nur es gab sie nicht in meinem Kindergarten, nicht an meiner Schule, nicht an der Uni und auf den Spielplätzen, die ich als Kind besucht habe, gab es sie ebenfalls nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht – man denkt selten über die Themen nach, die in dem eigenen Leben nicht existieren. Jetzt, als Mutter einer behinderten Tochter, will ich dass es meine Tochter gibt – auf den Spielplätzen, im Kindergarten, mitten in der Gesellschaft.

Ich will ihr den Zugang zu der Welt erleichtern, deswegen nimmt sie an diversen Therapien teil: Physiotherapie, Heilpädagogik, Osteopathie, Logopädie… Wie auch andere behinderte Kinder arbeitet meine Tochter jeden Tag hart daran, dass sie in unsere Welt, so wie wir sie eingerichtet haben, passt. Nur eins steht fest: keine der Therapien wird sie unbehindert machen.

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