Also macht sich Sisyphos noch einmal an die Arbeit. Und rollt von vorne. Um dann wieder nur dabei zusehen zu müssen, wie der Stein nach unten rollt und er die ganze Arbeit noch einmal beginnen darf. Das war seine Strafe, die er in der Unterwelt ausrichten musste. Tag für Tag. Da geht es ihm so ähnlich wie mir: Die Unterwelt ist das Kinderzimmer. Der Berggipfel die Ordnung, die ich gerne hätte und nie erreiche. Und der Stein sind meine Kinder. Die aus unerfindlichen Gründen eine andere Auffassung von Ordnung und Ausmisten haben als ich. Egal, wie viel ich wann aussortiere, ob zusammen mit den Kindern oder heimlich, wenn sie abends im Bett liegen: Meine Aussortier-Versuche werden torpediert. Tagtäglich. Denn meine Kinder können sich einfach von nichts trennen!
Der Frühling steht vor der Tür. Die Zeitschriften sind voll mit Tipps, wie man sich von überflüssigem Ballast befreit. Wie man richtig ausmistet. Alles Überflüssige aussortiert. Die Stapel im Haus reduziert (meine persönliche Achillesferse, um bei den Griechen zu bleiben). Denn weniger ist mehr. Befreiend leere Regalbretter, Platz für das Wesentliche schaffen. Freie Flächen beruhigen den Blick, öffnen das Herz. In einem aufgeräumten Zimmer wohnt ein aufgeräumter Geist. Und so weiter.
Ich frage mich, was dann in einem unaufgeräumten Zimmer wohnt? Ein unaufgeräumter Geist? Wie mag so ein unaufgeräumter Geist aussehen?
Wahrscheinlich so wie meine beiden Jungs. Denn sie wollen sich einfach von nichts trennen.
Eine ganz normale Mama Kinderzimmer ausmisten oder wie hieß nochmal der Typ, der den Stein den Berg hochrollt
© Eine ganz normale Mama
Ihr habt schon mal von Sisyphos gehört? Der Grieche, der immer wieder unermüdlich den Stein den Berg hochrollt – und dann mit ansehen muss, wie der Stein kurz vorm Gipfel wieder den Berg herunterkullert.