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Fips & ich Lust & Leid einer Working Mom

Blog Der kleine Brandenburger, Working mum
© encrier / iStock
Seit drei Monaten gehe ich wieder arbeiten. Und seit drei Monaten ist auf meinem Blog fast gar nichts passiert. Ob das irgendwie zusammenhängt? Hmm... Aber fangen wir doch vorn an.

Die letzten gemeinsamen Tage
Ich habe mir einige Sorgen gemacht, bevor ich nach zwölf Monaten Elternzeit wieder ins Büro ging. Nicht so sehr um Fips (mein Kind wusste ich bei der Tagesmama glücklich aufgehoben), aber um mich. Ich würde Fips ja kaum noch sehen, statt wie bisher den ganzen Tag zusammen zu verbringen. Knapp drei Stunden gemeinsame Zeit – das klang so verflucht wenig!
Was würde ich alles verpassen? Was würde statt mir nun die Tagesmama beibringen, was würde Fips erleben – ohne mich? Meine Arbeitsaufgaben kamen mir im Vergleich dazu sehr belanglos vor. Sehr banal und beliebig.
Und trotzdem schossen manchmal auch andere Gedanken quer: „Wär es nicht schön, wenn sich jetzt mal kurz jemand anders kümmern würde?“, wisperte ein Stimmchen in meinem Kopf, während ein mauziger Fips nörgelte und krakeelte. „Stell dir mal vor: Bildschirm, Kopfhörer, Kaffee. Na...?“
Der Mutterstolz verbot mir, dieses Angebot reizvoll zu finden. Aber der Rest von mir fand die Aussicht mit viel schlechtem Gewissen eigentlich sehr schön.
 
Glückliche Frauen sind gute Mütter.
Ob ich nun Lust drauf hatte oder nicht – der erste Arbeitstag kam. Mein Mutti-Anteil blieb irgendwo zwischen Tagesmama und Bahnstation auf einer Parkbank sitzen, und ich fuhr zurück in mein altes Leben: Bildschirm, Kopfhörer, Kaffee.
Und plötzlich war da nicht mehr die Frage, ob ich ein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich diese Stunden der uneingeschränkten Ruhe unfassbar genieße. Nein, im Gegenteil: Ich darf das. Ich sollte es sogar!
Ich habe ein Recht darauf, vollkommen unabhängig von meinem Kind zu existieren und stundenlang an nichts als an meine banalen Arbeitsaufgaben zu denken. Weil es mich nämlich glücklich macht. Weil es Herz und Kopf ausgleicht und meine Ressourcen füllt. Weil mir die großflächige Benutzung meines Gehirns die Kraft gibt, kleinteilige Bilderbuchbetrachtungen durchzuführen und mit einem winzigen Menschlein Schritt für Schritt voranzugehen. Ich darf auch wieder ich sein. Nur ich.
Aber wenn ich dann nachmittags nach Hause komme, ist Kinderzeit. Spielzeit. Kuschelzeit. Bücherguckzeit. Milchzeit. Und darauf freue ich mich jeden Tag riesig!
 
Arbeit, Kind, Haushalt, Ehemann – und ich?
„Ganz ehrlich, und ohne Putzen oder Aufräumen: Wann hast du mal Zeit für dich?“, fragte mich neulich eine Freundin. Ich konnte nicht antworten – ein leicht hysterischer Kicheranfall hinderte mich daran. Und ich musste nur deswegen lachen, weil ich als Antwort nicht heulen wollte.
Denn bis vor Kurzem musste ich abends immer noch ein paar Stunden ins Homeoffice, um mein Arbeitszeitmodell zu erfüllen. Ein paar Monate lang habe ich das auch geschafft – Full-Power-Tage von 6.45 bis 21.00 Uhr. Ohne Pause. Und die nächtlichen Stillzeiten nicht mal eingerechnet.
Zeit für mich? Ganz ehrlich?! Keine Ahnung. Und dabei fragte ich mich, wie andere Mütter ohne Teilzeit ihren ganzen Shit gerockt kriegen. Denn oft fühlte es sich an als hätte ich nie Zeit. Nie mehr. Es war immer etwas zu tun. Arbeit. Kind. Waschen, kochen, einkaufen, putzen, aufräumen – und neben Fips möchte auch der Fipspapa geherzt und gehört und geliebt werden.
Und ich? Wer fragt nach mir? Wer, zur Hölle, hört mich, herzt mich, sorgt für mich? Wo bleibe ich, wenn ich immer für alle da sein muss? Die Frage wurde immer größer in meinem Kopf und hysterisch kichern half bald nicht mehr.
Wenn Fips dann nicht so wollte oder konnte wie ich mir das vorstellte, reagierte ich gehetzt, gereizt und ungeduldig. Und hasste mich dafür. Das war nicht die Art Mutter, die ich sein wollte.
 
Her mit den Konsequenzen, und zwar schnell
Seien wir ehrlich – das Leben mit einem backenzahnenden Kleinkind kurz vor der Trotzphase bietet wahrlich einige Gelegenheiten, um das Nicht-Ausflippen auf die Probe zu stellen. Ich bin nicht sicher, ob innerer Frieden einen immer davor bewahren kann, aber er ist mit Sicherheit äußerst hilfreich.
Und ich wollte den Seelenfrieden auch für mich einfach wiederhaben!! Ich wollte wieder eine gute Mama sein, eine freundliche Ehefrau und ein Mensch mit Freizeit.
Zum Glück sahen meine Chefs das auch so (ein Hoch auf Familienväter in den Führungsebenen! ... und auf die Mamas natürlich auch! Aber wieso heißen die eigentlich nicht ausdrücklich Familienmütter? Weil Frauen die ganze Kiste selbstverständlich zusammenhalten, während es bei Männern ein Extra-Feature ist oder was? Aber gut: Ende des Gender-Freakouts. Aber zum drüber nachdenken wär’s was.).
Gemeinsam fanden die Bosse und ich eine Lösung, die für mich kein abendliches Homeoffice und trotzdem keine Einbußen bedeutet. Doch das Beste daran war, dass ich sofort alles umstellen durfte – kein Warten auf den Burnout, sondern sofortiger Reload.
Mit Erfolg: Ich arbeite wieder mit Freude und ich bin wieder mit Freude Mutter. Mit Freude, mit Geduld und mit aller Hingabe, die ein backenzahnender kleiner Schub-Kandidat verdient. Sogar zum Ehefrau-sein ist wieder Kapazität da – und was mich angeht: Hey, ich schreibe gerade einen Blogartikel und strahle dabei wie eine Grinsekatze.
 
Was ich sagen will: Wir Mamas sind das Herzstück der Familie. Solange wir funktionieren, kann nichts schiefgehen. Umso mehr Recht (und quasi Pflicht!) haben wir, auch dafür zu sorgen, dass es uns gut geht. Damit wir eben nicht nur
funktionieren, sondern die Dinge mit Spaß und Liebe zusammenhalten können.
Also sorgt für euch, Mädels. Erlaubt euch eure Grenzen und sorgt gut für euch. Ihr seid so wichtig...! Vergesst das nicht.
 
 

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