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doppelkinder Mamas werden nicht krank – und was geschieht, wenn es doch mal passiert

Blog doppelkinder Mama krank
© doppelkinder.com
Mit brennenden Bäumen kennt man sich als Mutter ja bestens aus. Auch ganz ohne feuerpolizeiliche Grundausbildung. Reibungslos funktionieren, selbst wenn um uns herum die Bauklötze und der Kartoffelbrei tieffliegen und die Kinder brüllend auf dem Boden liegen, weil wir in einem unüberlegten Moment fahrlässig die Banane falsch geschält haben – das gehört für Mamas zum Alltagsgeschäft.

Wir messen mit einer Hand Fieber, halten mit der anderen ein Bilderbuch, blättern mit dem Kinn um, während wir mit dem Fuß die dreckige Wäsche in die Waschmaschine schieben. Den anderen lassen wir nur deshalb am Boden, weil es taktisch klüger ist, nicht umzukippen.

Dass Kinder zur Bildung eines stattlichen Immunsystems Infekte sammeln wie Seniorinnen Bonuspunkte für neue Kochtöpfe im Supermarkt, damit haben wir uns spätestens nach dem ersten Winter mit Nachwuchs abgefunden. Aber was ist, wenn darüber hinaus wir Mamas als Aufrechterhalterinnen aller lebensnotwendigen Knotenpunkte im Alltag kapitulieren müssen, weil es uns so richtig erwischt hat?

Ich muss zugeben, dass das nach wie vor eines meiner innerlichen Worst-Case-Szenarien ist. Kranke Zwillinge und selbst körperlich am Ende. Wobei ich differenzieren muss: Dass ich gemeinsam mit den Jungs erkältet und grippig bin, ist hier streckenweise schon alltäglich. Wenn im Winter die Viren verteilt werden wie Bonbons während eines Karnevalsumzug, steh ich schon mit offenen Armen bereit. Immer her mit den Bazillen. Das ist nicht schön, aber ich weiß schon aus Erfahrung, dass ich das irgendwie überstehe.

Die gesteigerte Form der inneren Panik durchlebe ich allerdings, wenn sich Infekte auf den Verdauungstrakt schlagen. Magen-Darm ist meine persönliche Weltwirtschaftskrise, mein Untergang, mein rotes Tuch der Infektionserkrankungen. Es ist einfach absolut unschön. Und sich anständig um andere Kranke zu kümmern, wenn man sich vor Übelkeit krümmt und den Großteil des Tages und Nacht im Badezimmer verbringt, ist nahezu unmöglich. Für normale Menschen. Für
Mütter aber dennoch oft irgendwie machbar. Weil wir müssen.

Ich habe hier zu Babyzeiten schon mit einem Säugling an der Brust auf einer Matratze im Wohnzimmer gelegen. Während neben mir der Eimer griffbereit stand, wippte ich mit dem freien Arm das andere Baby in seiner Federwiege. Der Mann konnte nicht, um ihn stand es noch schlimmer als um mich. Hab ich erwähnt, dass die Babys auch ziemlich undicht waren während dieser schlimmen vier Tage? Wir haben es überstanden, aber schön war es nicht.

Normale Erkältungen sind für Mamas ja kein Thema. Ich konsumiere nach Bedarf leichte Schmerzmittel, vergreife mich an Thymian-Tee, Ingwer-Sud und koche Kurkuma aus, um einigermaßen den Kopf oben zu halten. Wenn die Tagesmutter nicht da ist oder ebenfalls krank ausfällt, werfe ich unsere Tobe-Matratzen ins Wohn- oder ins Spielzimmer und erkläre alles zur Spiel- und Kuschelzone. Die Jungs bauen neben mir Autoschlangen, während ich vor mich hindöse
und ab und zu mal einen LKW anstupse oder wir schauen zusammen Bücher an.

Das ist das Tolle an „großen“, fast dreijährigen Kindern. Als sie kleiner waren, waren die Herausforderungen andere. Sie haben mich anders beansprucht, ich konnte aber irgendwie mental mehr bei mir sein. Es war dann anstrengend, sie die Treppen runter und wieder rauf zu schlören, aber wenn es irgendwie ging, bin ich trotz Infekt immer rausgegangen. Zeit herumkriegen, frische Luft und Tageslicht tanken.

Ich schlafe und ruhe mich aus, sobald die Jungs mir auch nur annähernd die Möglichkeit geben. Wenn es irgendwie geht, ziehe ich das Programm hier zuhause durch. Denn Großeltern stehen uns spontan nicht zur Verfügung. Meine Mama lebt nicht mehr, mein Papa wohnt nicht um die Ecke und traut sich die Vollzeitversorgung der Doppelkinder noch nicht ohne Weiteres zu. Meine Schwiegereltern leben 70 Kilometer entfernt und sind voll berufstätig. So ist es nun mal dieser Zeiten in vielen Familien. Also wühlen wir uns dann so durch.

Wenn nicht beide Kinder krank sind, nimmt meine Schwester schon mal einen Zwilling für ein Stündchen mit zur Kita-Abholung und bevor wir endgültig in Sack und Asche gehen, kocht die Mutter des Mannes einen Pott Gemüsesuppe und rückt an. Wenn es ihre eigenen Verpflichtungen irgendwie zulassen. Und wenn wir um Hilfe bitten. Das tun wir aber irgendwie nicht oft. Da liegt zumindest der halbe Hase im Pfeffer.

Wenig Verwandtschaft parat haben, die hilft, ist eine Sache. Aber die Freunde und Angehörigen, die da sind, noch nicht einmal nach Unterstützung fragen, ist eine andere. Da haben wir auf jeden Fall auch noch ein bisschen Luft zum Üben. Wenn es gar nicht anders geht, bleibt der Mann seiner Arbeit fern oder fährt kürzere Schichten im Büro. Meistens hilft mir allein der Gedanke daran, dass das notfalls mal geht, nicht in Tränen auszubrechen, wenn ich merke, dass ich mich schon eher hundeelend als nur angeschlagen fühle.

Was ich, wie schon angedeutet, neben den begrenzten Kapazitäten meiner Familie, immer mehr zu schätzen und anzunehmen lerne, ist tatsächlich die Unterstützung von Freunden. Die Kinder sind mittlerweile in einem Alter, in denen sie durchaus mal ein paar Stunden ohne mich auskommen. Wenn es einem sehr unangenehm ist, um Hilfe zu bitten, kann man sich einfach mal vorstellen wie man sich selbst fühlt, wenn Freunde oder Verwandte einen Notruf absetzen. Wenn es irgendwie geht, springen wir ein. Und zwar gerne. Und nicht nur das. Wir fühlen uns geehrt, dass man uns
Kinder, Hunde und/oder die Zubereitung von Mahlzeiten anvertraut.

Meine Schwester hat sogar ein Paar in der Nachbarschaft, das mittlerweile gerne als Ersatzgroßeltern einspringt. Alle Beteiligten profitieren davon. Idealerweise hat man diese Beziehungen bereits vor dem großen Totalausfall ein bisschen gepflegt. Das verbessert die Chancen, die Kinder für zwei, drei Stunden abgenommen zu bekommen erheblich.

Natürlich gelten all diese Ratschläge nur für mitteleuropäische Durchschnittskrisen. Und der Gedanke, der mich vermutlich immer noch am meisten trägt in solchen Situationen, lautet: Bisher habe ich es immer irgendwie geschafft.

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