Nur bei „Luuuu Saaaaa“ blitzen seine Augen kurz auf, während ich gegen den mich übermannenden Schlaf ankämpfe. “Mama, da steht Lusa”. Ja, stimmt, aber den loser den du meinst, schreibt man anders. Das scheint dem Stenz egal zu sein. Lusa ist Lusa! Irgendwie hatte ich mir das mit dem Lesen üben ganz anders vorgestellt, mehr rosarot und vielleicht auch ein bisschen hellblau. Leider ist lesen üben eher schwarz. Ein schwarzes Loch in das ich hineingezogen werde, das mich hypnotisiert, um mich anschließend ganz und gar zu verschlingen. Die monotonen Schwingungen der vorgelesenen Silben paralysieren mich.
Es lebe die Phantasie!
In meinem naiven Denken ging ich davon aus, dass mir der Stenz als Einsteiger-Lektüre nach acht Wochen Schulunterricht, vielleicht erst einmal etwas zögerlich, dann aber doch relativ hurtig, von Michels Abenteuern aus Lönneberga vorlesen würde. Aber nur, um mir wenig später mit viel Verve in der Stimme die gesammelten Werke meiner Lieblingslektüre aus Kindertagen, nämlich “Ich und meine Schwester Clara” zu rezitieren. In meiner Phantasie war er es, der der gesamten Familie ab Schulbeginn die Gutenacht-Geschichte vorliest. Die Realität gestaltet sich leider etwas anders und lullt mich mit stockend vorgebrachten Urtönen in einen tiefen Dämmerschlaf.