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LÄCHELN UND WINKEN Rabenmutter 2.0: Wie man die Baby-Schreiphase überlebt, ohne irre zu werden.

Blog Lächeln und winken, Schreiphase
© LÄCHELN UND WINKEN
So ganz frisch geschlüpfte Babys sind einfach zauberhaft – wie sie in Zeitlupe ihre Händchen öffnen und schließen, wie sie leise Schmatz-Geräusche mit ihren winzigen Mündchen machen, wie sie sich auf Mamas Arm räkeln und strecken, bevor sie wieder in seligen Tiefschlaf verfallen ...

und wie sie ihre kleinen Gesichtchen zum allerersten Engels-Lächeln verziehen und damit unsere Herzen schmelzen lassen. Sie! Sind! Einfach! Zauberhaft!!! Bis ... ja, bis die allseits gefürchtete, abendliche Schrei-Phase beginnt ;) .

Als die Mausemaus ihr reines Zuckersüß-sein ablegte und mit ungefähr acht Wochen begann, jeden Tag von ungefähr 17 bis 23 Uhr durchzubrüllen, waren wir – sehr vorsichtig ausgedrückt – überrascht. Klar, hatten wir davon gehört, dass kleine Babys Koliken entwickeln und von dem Bauchweh dann so gebeutelt sind, dass sie stunden–, tage- oder gar wochenlang durchbrüllen. Doch unser Töchterlein hatte keine Bauchschmerzen, keine Krämpfe und es saß auch nicht jeden Nachmittag zur gleichen Zeit ein Pups quer. Dennoch probierte ich alles aus, was ihr hätte helfen können: Verschiedene Massagetechniken, Wärmekissen, Öle, Globulis, Haltegriffe, Besuche beim Osteopathen und was weiß ich noch alles, nur um sicher zu sein, dass ich es nicht aus Ignoranz oder Unwissenheit versäumte, meinem kleinen Würmchen Erleichterung zu verschaffen. Aber sie sprach auf nichts an. Sie brüllte weiterhin von 17 bis 23 Uhr ... jeden verdammten Tag. Da ich stillte, begann ich, meine Ernährung zu inspizieren, ließ alles weg, was dem Töchterchen via Milchzufuhr Unwohlsein bescheren könnte, verzichtete auf Obst (schwer) und Zucker (SEHR schwer) und Gemüse (ok, das fiel mir leicht ;) ) . Nichts half; nichts zog eine Änderung unseres aktuellen Abendprogramms nach sich.

„Manche Babys schreien am Abend ihren Weltschmerz hinaus, weil sie all die vielen, neuen Eindrücke nicht anders verarbeiten können und am liebsten zurück in Mamas Bauch kriechen würden“, erklärte mir meine Hebamme und empfahl mir, doch auch noch unterschiedliche Geräuschkulissen und Bewegungsabläufe auszuprobieren. So stand ich zum Beispiel einige Tage mit dem Baby im Tragetuch wippend oder auf einem Gymnastikball kreisend unter der Dunstabzugshaube, weil ich das Gefühl hatte, sie damit zumindest kurzfristig beruhigen zu können. Glücklicherweise fand ich schnell heraus, dass es auch Apps gibt, die „weißes Rauschen“ abspielen, so dass ich die Küche wieder verlassen konnte, weil der Sound von nun an aus meiner Gesäßtasche kam ;) . Trotzdem ließ sich die kleine Madam immer nur für wenige Stunden beruhigen, bevor sie gegen 20 Uhr richtig aufdrehte und stundenlang so schrie, dass eine normale Unterhaltung in ihrer Nähe gar nicht mehr möglich war. Ergo: Auch der Mann und ich brüllten uns an. Leider nicht nur, weil wir einander anders nicht mehr hören konnten, sondern vor allem deshalb, weil unsere Nerven blank lagen. Bevor man Kinder hat, kann man sich nur schwer vorstellen, wie grässlich das Gefühl ist, sein Baby haltlos weinen zu hören, ihm aber nicht helfen und sein Leid nicht abnehmen zu können. Niemals habe ich mich bzw. wir uns unnützer und verletzbarer gefühlt, als in diesen Wochen.

„Ich empfinde ihr Weinen als beinahe körperlich schmerzhaft“, gestand der Göttergatte eines Abends am Wickeltisch und ich fühlte mich ihm durch dieses Geständnis plötzlich wahnsinnig verbunden, schließlich ging es mir ebenso. Lächelnd schnappte ich mir unser brüllendes Bündel und betrat das Schlafzimmer, denn ich hatte entschieden, dass ich die Phase nun, da ich alle Ideen und Techniken von Hinz und Kunz zur Verbesserung der Situation erfolglos ausprobiert hatte, einfach aussitzen würde. Gemeinsam mit der winzigen Mausemaus und mit meinem Mann, der ja nun offenbar genauso litt wie ich. Nur ... folgte er mir nicht. Er blieb in der Tür stehen, winkte lächelnd wie ein Grenzdebiler und säuselte: „ Na, dann gute Nacht, ihr beiden!“ Tür zu. Mann weg.

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