Gestern war wieder einer dieser Tage. Die erste Erkältung nach der langen Pause setzte sich in meinen Luftwegen fest, der Kopf dröhnte, die Kinder nörgelten, stritten und wechselten sich ab mit ihren drolligen fünf Minuten. Ehe ich mich versah, fand ich mich in der Rolle der Meckermama wieder, spulte diese ewigen Sätze ab, die schon automatisch aus dem Mund quellen und von den Kindern eh ausgeblendet werden. Als die beiden Mäuse schliefen und so süß und warm neben mir lagen, da tat mir all die Meckerei leid und ich beschloss: Ich will weniger schimpfen.
Meckern nervt! Automatisch spult der Mamaroboter seine Retortensätze runter.
Kennt Ihr diese Sätze, die automatisch den Mund verlassen? Die man fast schon roboterhaft in bestimmten Situationen von sich gibt?
- “Hör’ doch endlich mal auf, ständig an meiner Jacke zu zerren.”
- “Lass’ Deinen Bruder in Ruhe.”
- “Musst Du Deinem Bruder immer alles wegnehme?”
- “Es wird nicht mit dem Essen gespielt!”
- “Kannst Du nicht vernünftig sitzen? Die Knie gehören unter den Tisch.”
- “Wieso kannst Du eigentlich im Kindergarten mit Messer und Gabel essen und zuhause klappt das nicht?”
- “Aufräumzeit! Räumst Du jetzt auf, bitte? Du sollst aufräumen! Hey, aufräumen! Jetzt! Sofort!”
- “Wenn Du jetzt nicht aufräumst, dann lese ich vorm Schlafen keine Geschichte vor.”
- “Die Zähne werden geputzt und basta.”
- “Zieh’ den Schlafanzug an, bitte. Ziehe Dich jetzt um! Hey, umziehen, jetzt, sofort! Wenn Du Dich jetzt nicht umziehst, dann gibt es halt keine Geschichte.”
- “Ich zähle bis drei…”
Es geht einfach immer weiter. Kaum hat man den einen Satz gesagt, dann kommt der nächste. Man kann gar nichts gegentun. Als ob man zuviel Brausepulver in den Mund gestopft hat und nun lauter kleine Blubberblasen aus dem Mund quellen. So quellen sie hervor, die Sätze.
Eine Endlosschleife. Und man wird immer lauter. Mit jedem Satz. Genervter. Gereizter. Ungeduldiger. Man spult die Wörter runter, ohne nachzudenken. Mama meckert und hört nicht mehr auf. Mit Humor ist da auch nix mehr zu machen, denn man hat einfach keine Nerven mehr für Kinderscherze, die abends um Acht gemacht werden, wenn man selbst einfach nur mal die Beine ausstrecken will, die Nebenhöhlen dicht sind und die Kinder trotz aller Müdigkeit nochmal richtig aufdrehen, Fangen spielen und es komisch finden, sich den gerade angezogenen Schlafanzug wieder auszuziehen und unter der Decke zu verstecken.
Das, was am Anfang des Tages noch so niedlich ist, findet man gar nicht mehr süß. Es nervt einfach nur noch. Und man selbst nervt auch.