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Aus dem Kopf Schnöder Mammon

Blog Aus dem Kopf Mammon
© Aus dem Kopf
Es ist Elternabend in der Grundschule. Dicht an dicht sitzen die Eltern in der Klasse, der eine oder andere ist – vorbildlich – mit Block und Kugelschreiber bewaffnet und schreibt eifrig mit, was die Lehrerin der Protokollführerin des Abends diktiert. Richtig gehört, es GIBT bereits eine Protokollführerin, und das bin heute ausnahmsweise mal nicht ich. Also werde ich den Teufel tun, auch nur EIN WORT mitzuschreiben. ;-)

Nach endlosen Informationen kommt das Gespräch auf die Klassenkasse und die für das angehende Schuljahr benötigten Bücher und Unterrichtsmaterialien. Insgesamt 45.- Euro für Bücher, Hefte und Kopiergeld sollen pro Kind eingesammelt werden. Zusätzlich 25.- Euro für Ausflüge und anstehende Projekte. In meinem Kopf rattert die Rechenmaschine: wenn ich den Mitgliedsbeitrag für den Schwimmkurs erst nächsten Monat überweise, könnte das hinhauen. Obwohl, das Fußballtrikot für den Kurzen muss auch noch bezahlt werden. Der Trainer hat mich schon zweimal darauf angesprochen. Langsam wird es unangenehm.

Ein Vater meldet sich und fragt, warum die Schule die Bücher nicht kaufen und den Kindern in der Schulbücherei ausleihen könne. Es sei doch unnötig alles neu zu kaufen wenn man die Sachen ohnehin nur ein Schuljahr verwenden würde.
Eine Mutter verdreht die Augen und lästert mit ihrer Sitznachbarin drauf los. „Meine Güte! Das ist halt Schule und das Schulmaterial kostet Geld! Können wir das hier bitte nicht unnötig herauszögern?!“ Die Sitznachbarin lacht.

Ich atme tief durch und versuche den Wutball, der sich gerade in meinem Bauch formiert, zu kontrollieren. Ich sage nichts, werde mich aber im Nachhinein darüber ärgern, denn der Vater hat absolut Recht.
Ich finde es auch schwachsinnig, dass die Schule in ihrer „Schulbücherei“ nur so wenige Schulbücher anbietet, die für den Unterricht relevant sind.
Es ist schlichtweg bescheuert, dass die Eltern einen Großteil der Bücher selbst anschaffen müssen, um sie dann nach Gebrauch auf dem Dachboden vergammeln zu lassen oder sie im Altpapier zu entsorgen. Nach dem Grund für diesen Umstand muss man nicht lange suchen: die Schule hat nicht das Geld, um die Bücher selbst anzuschaffen. Das Problem ist nur, viele Eltern haben das auch nicht.
Und es ist bei vielen Familien eben NICHT selbstverständlich, liebe überhebliche Mutti schräg gegenüber, dass die Schulbuchbestellungen kein Loch in die Haushaltskasse reißen.

Ich spreche in diesem Punkt durchaus aus Erfahrung. Auch WIR strampeln uns teilweise ganz schön ab, um den Laden am Laufen zu halten.
Der August sind bei uns auch finanziell betrachtet der heißeste Monat. Ein Elternabend jagt den nächsten und beinahe täglich finde ich in den Schultornistern der Jungs neue „Bestellungen“ der einzelnen Fachlehrer.
„Vielleicht eröffne ich selbst einen kleinen Schreibwarenladen, dann bekomme ich die ganzen Sachen wenigstens zum Einkaufspreis.“, albere ich abends im Gespräch mit dem Superhelden.

Der Vorfall auf dem Elternabend hat mich noch lange beschäftigt. Er hat mich wütend gemacht und auch ein bisschen traurig. Ich bin wütend darüber, dass die Schulen nicht die Mittel haben, den Schülern Bücher zur Verfügung zu stellen. Und ich finde es sehr traurig, dass manche Menschen so wenig Feingefühl besitzen wie ein Elefant im Porzellanladen und Eltern, die sich täglich für ihre Familie abrackern ohne auf einen grünen Zweig zu kommen, noch blöd anmachen müssen.
Nächste Woche ist Elternabend in der weiterführenden Schule des Großen. Ich suche mir dann wohl schon mal einen Nebenjob als Kugelschreiber-Monteurin. Also wenn Ihr mal einen neuen Kugelschreiber braucht, Ihr wisst ja wo Ihr mich findet...

 

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