Ich beneide meine Freundin insgeheim sehr um ihre Höhle. Ich will auch eine. So ein klandestines Örtchen, in das ich mich bei ohrenbetäubendem Geschrei schnell mal in Begleitung von ganz viel Wein, Chips und guter Musik verkriechen kann. Ein Bollwerk zum Schutz gegen das familiäre Chaos. Die Welt um mich herum kann in Unordnung, Dreck und Gebrüll versinken – egal, ich sitze milde lächelnd in meiner Höhle. Was muss das herrlich sein! Dabei würde ich in dieser Höhle gerne auf unbegrenzte Zeit lustig vor mich hin leben und erst wieder rauskommen, wenn jemand an der Höhlenpforte klopft und mir attestiert, dass meine Kinder zu rational denkenden Geschöpfen herangewachsen sind und ihre Gemüter nicht mehr tobenden Ozeanen gleichen, über die Hurrikans der Stufe Vier hinwegfegen. Heute morgen z.B. hatte ich das Gefühl, dass mindestens die große Schwester von Hurrikan Katrina von unserer Zweitgeborenen Besitz ergriffen hat. Und dass nur, weil ihr beim Öffnen des Kühlschranks ein leichter Hauch von Knoblauch entgegenwehte. Der letzte Rest an emotionaler Stabilität wich dann aus ihrem kleinen Körper, nachdem ich ihr mitteilte, dass die Himbeeren leider leer gefuttert seien.
Wellness Alarm Über Siegen und Fähde
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Eine Freundin erzählte mir neulich, dass ihr Sohn ihr zu Muttertag ein ganz besonderes Geschenk bereitet habe. Und zwar hatte er ihr im Auftrag seiner Lehrerin eine geheime Höhle gebaut. Welch‘ großartige Idee, welch‘ zauberhaftes Präsent! Gerade in Corona-Zeiten. Warum ist die Stenz’sche Lehrerin nicht auf diesen fulminanten Geistesblitz gekommen?