Über die Zeit bis zum eigentlichen Aufstehen möchte ich lieber gar nicht reden. Die Terror-Tochter verhindert, dass ich einen kompletten Schlafzyklus durchlaufen kann. Wer braucht schon Tiefschlaf? Ich stille, halte Händchen (ganz schön kalt!) und schlafe halb im Beistellbett ein. Bei ihrer nächsten Jammer-Attacke habe ich zum Brummschädel auch noch taube Arme. Also zieht sie irgendwann zu mir ins Bett um.
Der Bruder verschläft das alles und wacht erst hungrig auf, als der Mann aufsteht. Wir machen eine Windelrunde mit Tandemstillen. Und wer schläft natürlich selig in meinem Arm? Terror-Tochter. Aber ich bin zu schlapp und müde, als dass ich in einer Stunde (oder vielleicht nur einer halben?) wieder geweckt werden will und dann die Versorgung komplett alleine übernehmen müsste.
Anschließend schlafen wir noch eine kurze Runde zu dritt. Jeder an seinem Schlafplatz. Um sechs Uhr dreißig sind beide Kinder wieder wach. Ich erkläre ihnen, dass wir noch weiterschlafen und erstaunlicherweise klappt das. Das nächste Mal melden sich beide um acht Uhr. Es wird gegackert und erzählt und sich über den neuen Tag gefreut. Wir zelebrieren unser morgendliches Kuschelritual. Bis mir einfällt, dass wir eigentlich schon zu spät dran sind. Heute ist Baby-Turnen! Wir hatten relativ spontan erfahren, dass wir einen Physiotherapieplatz bekommen haben. Da konnten wir den ungünstigen Termin trotz vollem Tag nicht absagen…
Also geht es schnell erst für Mama in die Katzen-, dann für die Früchtchen in die Babywäsche. Auf dem Wickeltisch wird schon mal vorgeturnt und weiter gegackert. So ein Waschlappen im Gesicht ist aber auch lustig! Dann gibt es ein Milchfrühstück für die Herrschaften. Für mein Frühstück bleibt leider keine Zeit mehr. Schnell ein Käsebrot und eine Banane für unterwegs geschnappt. Und natürlich Wasser. Müdigkeit wird bei mir momentan mit Trinken kompensiert. Fünf Liter Minimum. Habe ich ein Wasser-Suchtproblem?
Beide Kinder und Babyschalen ins Auto zu verladen klappt schon relativ routiniert. Der Weg vom Parkplatz zur Praxis ist schon weniger spaßig. Schaffen wir aber auch. Im Wartezimmer lese ich dann eine Nachricht meiner Nachbarin. Wir sind nämlich heute bei uns in unserer kleinen Mütterrunde zum Quatschen bei uns verabredet. Dachte ich. Eigentlich nimmt es nun eher die Ausmaße einer Krabbelgruppe an. Meine Nachbarin teilt mir nämlich mit, dass eine Bekannte und deren Bekannte, die auch kleine Zwillinge hat, nun auch spontan kommen. What? Ach ja, ohne mir über die Konsequenzen bewusst zu sein, hatte ich erwähnt, dass ich die Zwillingsmama mal gerne kennenlernen würde. Nächste Nachricht: die andere Nachbarin erklärt sich bereit, für alle Kuchen mitzubringen. Hallo krümelnde Ein- und Zweijährige! Hallo nichtexistierende Putzfrau!
Doch darüber kann ich mir gerade nicht den matschigen Kopf zerbrechen. Ich muss erst einmal der Physiotherapeutin unsere Vorgeschichte erzählen und dann das jeweils nicht-turnende Früchtchen bei Laune halten. Anschließend sind die Zwillinge absolut durch. Das Vormittagsschläfchen ist längst überfällig. Im Auto werden sie sofort einschlafen. Dahin müssen wir es aber erst mal wieder schaffen. Unterwegs muss ich gefühlt nach jedem Meter ein kleines Päuschen machen. Ich beschließe doch noch den zweiten Schultergurt für die Autoschale mit Eillieferungsoption zu ordern. Geldverschwendung hin oder her. Meine Arme schmerzen.
Milch & Mehr Überleben mit Zwillingen – fünfter Monat

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Meine Babys werden heute nicht nur unglaubliche fünf Monate alt. Nein, heute voreinem Jahr war ein ganz besonderer Tag. Seit genau einem ganzen Jahr sind wir nun quasi schon zusammen. Zu dritt. Auf Schritt und Tritt.