Unsere Physiklehrerin sah wie Kopernikus in blond aus und war eine eher stille Person. Vielleicht lag das daran, dass sie eine piepsige Stimme hatte, die es ihr im Studium mit Sicherheit nicht leicht gemacht haben muss. Hatte sie keinen Grund zum Reden, hat sie gerne geschwiegen. Wir, die Schüler, haben uns auch nicht darum gerissen, eine Antwort auf ihre Fragen zu geben. Es herrschte Stille in unserem Physikraum…
Der Raum an sich war furchteinflößend: an den Wänden hingen Poster mit Bildern und Formeln, bei denen wir alle eine Vermutung hatten, dass wir sie eigentlich verstehen sollten. Um unangenehme Fragen nicht zu provozieren, haben wir versucht, die Poster möglichst nicht anzuschauen. Es gab ein paar Exponate, hauptsächlich aus Metall, dessen Zweck sich uns auf Anhieb nicht erschlossen hat. Anfassen durfte man sie nicht.
Generell war unser Physikraum umhüllt von einer Aura der Abstraktheit. Imaginäre Kräfte wirkten sich auf imaginäre Objekte aus. Widerstand wurde nicht geleistet, sondern berechnet und der Strom versteckte sich hinter trockenen Formeln und in der Steckdose. Die Tafel war unser Experimentierfeld.
Was die Inhalte angeht, kann ich mich auch nach 20 Jahren an zwei Sachen noch ganz genau erinnern:
Erstens...