Frei. Ungebunden. Jeden Tag etwas Neues sehen. Urlaub mit einem Reisemobil liegt spätestens seit der Corona-Pandemie voll im Trend. Gerade auch für Familien mit Kindern, die keinen All-Inclusive-Cluburlaub wollen, sondern lieber All-inklusive-Naturabenteuer. Ein Gegenentwurf zum Massentourismus.
Doch bevor ihr einfach die Sachen im Camper verstauen und losdüsen könnt, müsst ihr zunächst zwei elementare Fragen klären: Welches Reisemobil soll es werden? Und wollen wir mieten oder kaufen? Hier kommen unsere Tipps:
Welche Varianten gibt es?

Wohnwagen oder Wohnmobil? Ist das nicht das Gleiche? Nein! Der Wohnwagen bzw. Caravan ist ein Pkw-Anhänger ohne eigenen Motor. Du kannst ihn auf dem Campingplatz stehen lassen und mit deinem eigenen Auto zum Supermarkt fahren. Das Wohnmobil ist zwar ähnlich ausgestattet wie der Wohnwagen, verfügt aber über einen eigenen Antrieb und eine eigene Fahrerkabine. Abkuppeln geht also mit diesem Typ nicht, dafür ist mehr Platz im Innenraum – zum Beispiel für Fahrräder.
Doch es gibt nicht einfach nur DAS Wohnmobil, auch hier sind viele verschiedene Unterarten auf dem Markt. Die kleinste Form ist der Campingbus, auch Van genannt. Eine andere Form, die in Deutschland nicht so verbreitet ist, ist die Wohnkabine, die auf einen Pick-up-Truck gesetzt wird.
Das Alkoven-Reisemobil gilt als das klassische Wohnmobil. Dieses Fahrzeug hat über der Fahrerkabine einen Schlafaufbau (Alkoven). Ansonsten ist der Innenausbau identisch mit dem nächsten Fahrzeugtypen, dem sogenannten teilintegriertem Reisemobil. Diese Art von Wohnmobil ist in den Grundzügen ein Transporter. Die originale Fahrerkabine ist bei diesem Typ noch erhalten, nur der hintere Teil bekommt einen Wohnaufbau. Dann gibt es noch das vollintegrierte Reisemobil. Dieses unterscheidet sich von dem teilintegriertem nur insofern, dass die Fahrerkabine "voll integriert" ist und somit von außen nicht mehr zu erkennen ist, dass das Reisemobil auf Transporterbasis gebaut ist. Bezeichnend für diesen Typ sind die steil abfallende Front und die große Windschutzscheibe. Und zu guter Letzt: die Luxus-Wohnmobile, die das Fahrgestell eines Lkw haben und deshalb deutlich mehr Platz bieten – luxuriöser eben.

Auch den Caravan gibt es natürlich in vielen verschiedenen Ausführungen. Die klassische hat ein bis zwei Achsen und typischerweise eine Länge von zwei bis viereinhalb Metern. Natürlich gibt es auch hier die großen Luxusmodelle, die bis zu acht Meter lang sind. Neben dem typischen Zwei-Personen-Caravan und den Luxusmodellen gibt es auch die beliebten Familien-Wohnwagen, die ideal für vier bis sechs Personen sind. Dabei sind die Schlafbereiche meist deutlicher voneinander abgetrennt, sodass mehr Rückzugsorte für die Familienmitglieder zur Verfügung stehen. Außerdem gibt es noch viele verschiedene Varianten des Zelt-Caravans, die dank ihres geringen Gewichts auch für Kleinwagen als Zugfahrzeug geeignet sind. Im aufgeklappten Zustand verwandeln sie sich in einen großzügigen Zelt-Wohnraum.
Beim Kauf oder bei der Miete eines Caravans ist es wichtig, darauf zu achten, dass er vom Gewicht und der Ausführung passend für das Auto und die Anhängerkupplung ist. Lasst euch dafür am besten beim Händler oder Vermieter beraten. Gut zu wissen ist auch, dass die Caravans mittlerweile fast alle mit einer Auflaufbremse ausgestattet sind. Drückt ihr also die Bremse, rauscht euch der Caravan nicht hinten ins Auto rein.
In der Ausstattung ist der Caravan dem Wohnmobil sehr ähnlich: In aller Regel gibt es Schlaf- und Wohnmöglichkeiten, eine Kochnische sowie eine Sanitäreinrichtung, also Dusche und WC.
Ein Reisemobil mieten

Ganz klare und absolute Empfehlung: Habt ihr noch keine Erfahrung mit einem Urlaub im Caravan, Camper oder Wohnmobil solltet ihr auf jeden Fall für den ersten Trip eines mieten. Noch besser sind zwei, drei weitere Kurzreisen zum Ausprobieren.
Die Vorteile
- Mieten ist günstiger als kaufen – zumindest für die ersten Urlaube. Die Miete eines Wohnmobils kostet in der Hauptsaison im Durchschnitt 120 Euro pro Tag für eine Basisausstattung, der Caravan ca. 65 Euro pro Tag. Meist kommt noch eine Servicepauschale von rund 100 bis 130 Euro obendrauf. Langzeitmieter bekommen häufig Rabatt. Ein neues Wohnmobil kostet in der Anschaffung durchschnittlich 30.000 bis 40.000 Euro, ein neuer Caravan ist da günstiger mit ca. 18.000 Euro Anschaffungspreis – plus die laufenden Kosten.
- Mieten spart Zeit. Nach der Auswahl des geeigneten Fahrzeugs und dem Abschluss des Mietvertrags kannst du einfach losfahren. Und nach dem Urlaub gibst du das gute Teil einfach wieder ab. Viele Anbieter bieten zusätzlich eine Reinigungspauschale an, bei der du das Wohnmobil noch nicht einmal gesäubert zu hinterlassen brauchst. Ansonsten gilt bei den meisten Anbietern: besenrein.
- Du brauchst keinen Stellplatz und musst dir keine Gedanken machen, wo du dein Gefährt in der urlaubsfreien Zeit parken kannst.
- Du kannst dich zurücklehnen. Es kann immer mal passieren, dass etwas kaputt geht und du mit dem Wagen in die Werkstatt musst. Doch ist der Wagen gemietet, unterstützt dich der Anbieter bei der Abwicklung. Bei den gewerblichen Vermietern ist so gut wie immer eine Vollkaskoversicherung inklusive. Unterschiede gibt es bei der Selbstbeteiligung, die variiert zwischen 1.000 und 2.000 Euro.
- Du hast kein schlechtes Gewissen. Mit einem gemieteten Reisemobil brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es ein Jahr mal stehen bleibt und du stattdessen deinen Urlaub anders verbringst. Auch schön: Das Teilen eines Fahrzeuges ist in aller Regel auch deutlich ressourcenschonender und somit nachhaltiger.
- Du kannst alles testen. Denn ob ihr wirklich Familie Caravan seid oder euch doch eher ein VW Bus zusagt, weißt du erst, nachdem du alles ausprobiert hast.
Die Nachteile
- Du musst flexibel sein oder schon sehr früh planen. Gerade in den Ferienzeiten sind viele Camper bereits ausgebucht und dein Lieblingsmodell steht unter Umständen nicht mehr zur Verfügung.
- Spontan ist schlecht. Schnell mal übers Wochenende mit dem Wohnmobil weg, das ist meistens nicht möglich. Viele Anbieter haben eine Mindestmietzeit.
- Du bekommst, was du bekommst. Und wenn dir beispielsweise die Inneneinrichtung nicht gefällt, heißt es leider: Pech gehabt.
Ein Reisemobil kaufen

"Die Faustformel lautet, dass sich ab vier bis sechs Wochen Nutzung pro Jahr ein Kauf lohnt, abhängig vom Modell und der Reisezeit“, erklärt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verband (CIVD) gegenüber dem Magazin Spiegel.
Die Vorteile
- Die Flexibilität mit einem Reisemobil ist kaum zu toppen. Ob ein Wochenendtrip, für eine Nacht zu Freunden ohne Gästebett oder in der Elternzeit für 12 Wochen in den Süden: All das geht ohne große Probleme.
- Der Preis bleibt gleich. Nachdem du einmal den Anschaffungspreis gezahlt hast, ist es erst einmal egal, ob du ein- oder zwölfmal im Jahr mit deinem Reisemobil unterwegs bist. Laufende Kosten mal ausgenommen.
- Der Wertverlust hält sich in Grenzen, wenn das Reisemobil gut gepflegt wird.Generell gilt, dass Reisemobile nach zehn Jahren nur auf rund ein Drittel ihres Wertes gesunken sind. Ursache dafür sind die geringen Kilometerleistungen. Verkaufst du dein gutes Stück also wieder, solltest du noch einen guten Preis erzielen.
- Packen ist kein Problem. Viele Dinge, die du auf Reisen immer benötigst, kannst du einfach in deinem Reisemobil lassen. So verläuft der Start in den Urlaub viel schneller und bequemer.
- Die Hygiene. In deinem eigenen Reisemobil ist alles so sauber und hygienisch rein wie es für dich wichtig ist.
- Alles, wie du es magst. Du kannst die Inneneinrichtung individuell nach deinem Geschmack gestalten. Und wenn dir Jahre später der Stil nicht mehr zusagt, kannst du jederzeit Veränderungen vornehmen. Genauso bist du auch in der Ausstattung flexibel.
Die Nachteile
- Die Kosten: Ein neues Wohnmobil kostet in der Anschaffung durchschnittlich 30.000 bis 40.000 Euro, ein neuer Caravan ist da etwas günstiger mit ca. 18.000 Euro Anschaffungspreis. Das ist für die Familienkasse erst einmal ein ziemlicher Happen. Ein gebrauchtes Wohnmobil ist für viele Familien eine echte Alternative. Bei beiden Varianten kommen die laufenden Kosten wie Steuer, Versicherung, TÜV, Instandhaltung, Reparaturen, Reifenwechsel, Stellplatz und Co. oben drauf. Eine Familie kann da schon mal mit 2500 Euro pro Jahr an laufenden Kosten rechnen.
- Die Reinigung ist nicht zu unterschätzen. Kommst du aus deinem Caravaning-Urlaub zurück, kannst du deinen Caravan oder dein Wohnmobil leider nicht einfach abstellen, sondern musst es von innen und außen reinigen. Hinzu kommt eine zusätzliche Grundreinigung, die einmal im Jahr stattfinden sollte. Am besten, wenn du dein Fahrzeug auch gleich winterfest machst.
- Du brauchst einen Stellplatz für dein Reisemobil.Grundsätzlich darfst du dein Wohnmobil unbegrenzt lange auf Parkplätzen und öffentlichen Straßen abstellen, solange es nicht explizit durch ein Schild verboten ist. Die einzigen Voraussetzungen: Das Wohnmobil hat weniger als 7,5 Tonnen, es ist zugelassen und blockiert beispielsweise durch seine Höhe keine Straßenschilder. Manche Städte und Gemeinden haben gesonderte Bedingungen für das Abstellen von Wohnmobilen erlassen.
Das Parken und Abstellen von abgekoppelten Wohnwagen auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen regelt § 12 Absatz 3 b der StVO:„Mit Kraftfahrzeuganhängern ohne Zugfahrzeug darf nicht länger als zwei Wochen geparkt werden. Außer auf entsprechend gekennzeichneten Parkplätzen.“ Heißt: Du brauchst auf jeden Fall einen Stellplatz, am besten mit Überdachung. Das ist auch besser für die Werterhaltung des Wohnmobils.
Ob kaufen oder mieten, ob Caravan oder Wohnmobil, das ist euch als Familie selbst überlassen. Fest steht aber: Ein schöner Urlaub wird es allemal!