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Sind Schwimmwesten für Kinder sinnvoll?
Für Kleinkinder, die noch nicht – oder nicht sicher – schwimmen können, ist eine Schwimmweste grundsätzlich immer sinnvoll, selbst für einfaches Planschen am Strand. Für sportliche Aktivitäten auf und im Wasser sind Schwimmwesten für Kinder ausdrücklich empfohlen, in manchen Fällen sogar Pflicht – sowohl für Schwimmer:innen als auch Nichtschwimmer:innen.
Solltet ihr also eine Kanutour, Stand-up-Paddling oder einen Ausflug auf einem Boot planen, stellt sicher, dass euer Kind eine passende Schwimmweste trägt.
Aber: Nicht alle Schwimmwesten schützen vor dem Ertrinken.
Manche Schwimmwesten können im Wasser nur den Auftrieb unterstützen und das Schwimmen erleichtern. Lasst euer Kind deshalb nie unbeaufsichtigt im Wasser spielen und bleibt in Armreichweite. Ertrinken passiert bei kleinen Kindern in den meisten Fällen völlig lautlos.
Welche Arten von Schwimmwesten gibt es für Kinder?
Es gibt verschiedene Arten von Schwimmwesten für Kinder, die für jeweils unterschiedliche Aktivitäten, Wassersportarten und Gewässer geeignet sind.
Dabei zu unterscheiden sind Schwimmhilfen und Rettungswesten.
Ob eine Schwimmweste lediglich ein Hilfsmittel ist oder im Notfall auch vor dem Ertrinken schützen kann, hängt von ihrer Tragkraft beziehungsweise ihrem Auftrieb ab. Also der Frage, wie stark die Schwimmweste den Körper nach oben drücken (und halten) kann. Dieser Auftrieb wird in Newton (N) gemessen und von den Herstellern der Schwimmwesten angegeben.
Die Norm DIN EN ISO 12402 beschreibt bei Schwimmwesten für Erwachsene verschiedene Auftriebsklassen:
- 50 N – Schwimmhilfe
- 100 N – Rettungsweste für Binnengewässer und geschützte Bereiche, eingeschränkt ohnmachtssicher
- 150 N – Rettungsweste für hohe See, fast uneingeschränkt ohnmachtssicher
- 275 N – Rettungsweste für Extrembedingungen auf hoher See
Auch bei Schwimmwesten für Kinder gilt: Unter 100 N handelt es sich lediglich um eine Schwimm- beziehungsweise Auftriebhilfe.
Welche Art von Schwimmweste für euer Kind die passende ist, hängt also von verschiedenen Fragen ab:
- Wie sicher kann euer Kind schwimmen?
- Welche Aktivitäten plant ihr im oder am Wasser?
- An welcher Art von Gewässer haltet ihr euch auf?
- Sind Rettungsmöglichkeiten (z.B. Rettungsschwimmer:innen) in der Nähe?
- Trägt euer Kind unter der Schwimmweste zusätzliche Kleidung?
Je wilder das Gewässer und je schwerer das Kind mit Kleidung ist, desto mehr Auftrieb sollte die Schwimm- oder Rettungsweste haben.
Schwimmwesten als Schwimmhilfe
Kinderschwimmwesten mit einem Auftrieb von 50 N dienen also als Schwimmhilfe – ähnlich wie Schwimmflügel oder Schwimmgürtel. Sie unterstützen die Schwimmbewegungen eures Kindes, verhindern das sofortige Versinken und geben etwas Auftrieb. Schwimmwesten, die oft auch Schwimmjacken genannt werden, geben eurem Kind etwas Halt und Sicherheit im Wasser und sind damit für den Sommerurlaub am Strand sehr gut geeignet.
Dabei ist die Aufsicht einer erwachsenen Person in unmittelbarer Nähe des Kindes in und am Wasser grundsätzlich immer notwendig.
Schwimmjacken bieten für Kinder einige Vorteile:
- Sie erleichtern das Schwimmen.
- Sie unterstützen die natürliche Wasserlage eures Kindes, denn der Auftrieb findet am ganzen Oberkörper statt.
- Sie halten die Arme beim Schwimmen frei.
- Sie sind ein Hilfsmittel beim Schwimmenlernen und können dem Kind Sicherheit und Selbstvertrauen im Wasser schenken.
- Sie können den Körper wärmen.
Aber Vorsicht: Einen ohnmächtigen Körper können solche Schwimmhilfen nicht über Wasser halten. Sie können auch nicht sicherstellen, dass bei Bewusstlosigkeit das Gesicht des Kindes über Wasser bleibt.
Damit sind Schwimmwesten und Schwimmjacken in erster Linie für Kinder geeignet, die Schwimmerfahrung haben. Euer Kind sollte seinen Kopf selbstständig über Wasser halten und Schwimmbewegungen ausführen können.
Es gibt Schwimmwesten mit festen Auftriebskörpern, die sogenannten Feststoffwesten. Sie bestehen oft aus schnell trocknendem Neopren als Außenmaterial und einem schwimmfähigen Schaumstoff im Inneren als Auftriebskörper. Ein Schrittgurt verhindert, dass das Kind aus der Weste herausrutscht.
Solche Feststoff-Schwimmwesten sind robust und eignen sich zum Beispiel gut für Kinder, die das Schwimmen lernen. Durch herausnehmbare Schwimmelemente können die Westen dem Schwimmfortschritt des Kindes individuell angepasst werden.
Daneben gibt es aufblasbare Schwimmwesten, die mit mehreren Luftkammern und Ventilen ausgestattet sind. Potenziell bieten aufblasbare Schwimmwesten einen größeren Auftrieb als Feststoffwesten. Sie können zudem platzsparend in der Strandtasche oder im Urlaubsgepäck verstaut werden.
Der Nachteil: Eine aufblasbare Kinderschwimmweste kann leichter beschädigt werden als die Feststoff-Variante. Prüft bei dieser Art von Schwimmweste also regelmäßig, ob alle Luftkammern dicht sind.
Rettungswesten als Schutz vor dem Ertrinken
Anders als Schwimmhilfen können hochwertige Rettungswesten richtig angewendet Schutz vor dem Ertrinken bieten. Sie drehen das Kind in die Rückenlage und halten auch einen bewusstlosen Körper über Wasser. Ein großer Kragen soll verhindern, dass das Gesicht ins Wasser taucht.
Rettungswesten sind in der Regel nicht als Schwimmhilfe, sondern als Schutzvorkehrung zu verstehen, zum Beispiel bei einem Ausflug mit einem Segelboot, in dem Wasserkontakt nicht vorgesehen ist.
Auch bei Rettungswesten gibt es Feststoff-Westen und aufblasbare Rettungswesten.
Feststoffwesten sind robust, wartungsarm und in der Anschaffung im Vergleich günstiger. Für Kleinkinder sind Feststoffwesten jedoch weniger gut geeignet und funktionieren als Rettungswesten nur bedingt. Denn Körperbau, Proportionen und das Verhalten der Kleinkinder im Wasser können den Auftrieb und die Drehleistung der Rettungsweste beeinträchtigen. Dazu können Windeln im Wasser ebenso Auftrieb an der falschen Stelle erzeugen. Deshalb werden für Kleinkinder aufblasbare Rettungswesten empfohlen.
Aufblasbare Rettungswesten sind leicht und kompakt; sie aktivieren sich bei einem Sturz ins Wasser und füllen sich automatisch mit Luft. Das macht sind sie zum Baden am Strand oder bei einer Fahrt mit dem Schlauchboot jedoch weniger geeignet.
Für Kleinkinder bieten aufblasbare Rettungswesten im Vergleich zu Feststoffmodellen mehr Sicherheit, weil sich ihr Auftrieb stärker um den Hals verteilt.
Im Zweifel ist beim Kauf einer Rettungsweste für Kinder eine ausführliche Beratung von Expert:innen immer sinnvoll.
Worauf ist beim Kauf einer Kinderschwimmweste generell zu achten?
- Passform: Die Kinderschwimmweste sollte eng anliegen, eurem Kind jedoch ausreichend Bewegungsfreiheit bieten.
- Sicherer Halt: Bei Rettungswesten sollten Bauch- oder Brustgurt gut einstellbar und der Verschluss gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert sein. So kann zum Beispiel der Schieber des Reißverschlusses mit einem Stück Stoff abgedeckt sein.
- Richtige Größe: Die Größenangaben des Herstellers richten sich nach dem Körpergewicht des Kindes; Altersangaben sind hier wenig hilfreich. Lasst euer Kind die Weste vorher anprobieren, um sicherzugehen, dass sie richtig sitzt.
- Schrittgurt: Damit euer Kind nicht aus der Schwimmweste herausrutschen kann, sollte sie unbedingt einen Sicherungsgurt im Schritt haben.
- Komfort: Stellt sicher, dass die Schwimmweste bequem sitzt und keine Reibungen oder Einschränkungen verursacht, die euer Kind beim Schwimmen oder Spielen stören könnten.
- Auftrieb: Prüft die Auftriebsangaben des Herstellers und stellt sicher, dass ihr eine Kinderschwimmweste mit ausreichend Auftrieb für die geplante Wasseraktivität und das jeweilige Gewässer auswählt. Ein Auftrieb unter 100 N schützt nicht vor Ertrinken. Beachtet auch, ob euer Kind zusätzlich Kleidung unter der Rettungsweste trägt, denn diese fällt schwer ins Gewicht.
- Qualitätsstandards: Kauft nur Schwimmwesten, die europäischen Sicherheitsnormen entsprechen. Achtet dabei auf Zertifizierungen wie beispielsweise das GS-Zeichen, das für unabhängig geprüfte Sicherheit steht. Eine CE-Kennzeichnung bedeutet, dass der Hersteller selbst die Einhaltung europäischer Normen geprüft hat. Bei Schwimmhilfen sollten die Anforderungen der europäischen Sicherheitsnorm EN 13138 erfüllt sein.
- Sicherheitsmerkmale: Achtet insbesondere bei Rettungswesten auf zusätzliche Sicherheitsmerkmale wie Signalfarben, Reflektoren oder Pfeifen, die es eurem Kind ermöglichen, im Notfall besser gesehen oder gehört zu werden. Bergeschlaufe und Haltegriffe sind für tiefe Gewässer ein Muss.
Weitere Schwimmhilfen für Kinder sowie einen Ratgeber zu Neoprenanzügen für Kinder findet ihr ebenfalls bei ELTERN.
Verwendete Quellen:
- ADAC: Die richtige Rettungsweste finden, zuletzt aufgerufen am 01.06.2023.
- DIN Deutsches Institut für Normung e. V.: Neuveröffentlichung der Normenreihe DIN EN 13138 „Auftriebshilfen für das Schwimmenlernen“, zuletzt aufgerufen am 01.06.2023.
- DLRG: Für mehr Sicherheit am und im Wasser. Allgemeine Sicherheitstipps, zuletzt aufgerufen am 01.06.2023.