Bestimmt hast du dir schon hundert Mal vorgenommen, nicht wieder auszurasten, wenn dein Kind sich unmöglich verhält. Aber dann schlägt es schon beim Frühstück nach dem Geschwisterchen und schreit dir Beleidigungen entgegen. Oder es weigert sich unterwegs hartnäckig, an der Eisdiele vorbeizugehen, obwohl ihr noch einen wichtigen Termin habt. Du fühlst dich ohnmächtig, wirst wütend, schimpfst – dein Kind schreit zurück und eigentlich wird alles nur noch schlimmer.
Keine Sorge, es gibt Strategien, die du üben kannst, um in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und gut handeln zu können. In ihrem Buch "Verstehen – nicht bestrafen: Wie du mit den Gefühlen deines Kindes umgehen und eure Bedürfnisse leichter erfüllen kannst", hat Julia Scharnowski viele Tipps parat, von denen wir hier einige mit euch teilen.
Erst einmal hilft es zu verstehen, dass sich dein Körper in Stresssituationen bereit zu Kampf oder Flucht macht. Da übernehmen uralte archaische Muster die Führung, du wirst von den Stresshormonen Adrenalin und Cortisol überschüttet. Unsere Vorfahren bauten diese Botenstoffe noch durch Kampf ab oder eine körperlich anstrengende Flucht. Wir müssen uns auf andere Weise regulieren.
Deshalb zielen die Notfallstrategien darauf ab, die Stresshormone abzubauen und deinem Körper das Signal zu geben, dass er in Sicherheit ist. Die wichtigsten akuten Hilfsmittel sind Bewegung und die Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt. Achtsamkeit verändert dein Gehirn, sie hilft dir aus dem Muster von Reiz und Erregung auszubrechen. So bekommt dein Kopf den Freiraum, wieder klarer zu denken und bewusst zu handeln.
Aber auch die Änderung der eigenen Einstellung und des Blickwinkels kann einiges bewirken. Denn wir selbst können beeinflussen, wie wir Situationen wahrnehmen. Unsere Gedanken prägen unsere Gefühle und dadurch unser Handeln. Nutze also deine mentalen Fähigkeiten und übe dich immer wieder in Perspektivwechseln.
Es hilft, Konflikte wertschätzend zu betrachtet. Als etwas, dass uns zu einer tieferen Ebene unserer Beziehung zum Kind – und zu uns selbst – führt. Versuche, Streitigkeiten als Chance zu sehen, miteinander und aneinander zu wachsen. Das nimmt ihnen schon ein Stück weit das Bedrohliche.