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Uschi Bonaparte "Dass irgendwas 100 Prozent ist, davon habe ich mich als Mutter relativ schnell verabschiedet"

Beachen mit Uschi Bonaparte: Humor hilft in jeder Situation – besonders als Dreifachmama 
Beachen mit Uschi Bonaparte: Humor hilft in jeder Situation – besonders als Dreifachmama 
© Andrew Sowah
Ihr kennt sie vielleicht aus unserem Instagram-Takeover: Momfluencerin Uschi Bonaparte, die authentisch und witzig über das Leben mit drei kleinen Kindern berichtet. Nun hat sie auch noch ein Buch darüber geschrieben.

"Mum of 3, great lover, awful wife" - so beschreibt Uschi Bonaparte sich selbst in ihrer Bio bei Instagram. Wer verbirgt sich hinter dieser Beschreibung wirklich? Eine Annäherung.

ELTERN: Sie haben drei Kinder und einen Instagram-Account, der sich sehr ehrlich und selbstironisch ums Muttersein dreht. Was nervt Sie daran am meisten?

Uschi Bonaparte: Seit dem dritten Kind habe ich einen richtigen Ordnungswahn entwickelt, und ich weiß gar nicht, wo der plötzlich herkommt – nur, dass er keinen Sinn ergibt, weil logisch mehr Kindern mehr Chaos machen. Dann nervt mich, dass ich genau weiß: Wenn du das und das machen würdest, wäre das und das leichter. Aber das praktisch hinzukriegen, ist total schwer für mich. Ich verzweifle zum Beispiel seit Monaten daran, einen Familienkalender zu organisieren.

Fangen wir mal ganz von vorne an, bei Ihren Schwangerschaften: Fehlgeburt, Schwangerschaftsvergiftung, Übelkeit, Hämorrhoiden, Symphysenlockerung, Ischias, Wasser in den Beinen, Notkaiserschnitt, postnatale Depression – Ihre Leidensliste ist lang. Können Sie das Schwangersein trotzdem empfehlen?

Zu 100 Prozent. Denn das Positive hat trotz allem überwogen – vor allem, dass ich mich während der Schwangerschaften in meinem Körper wohlgefühlt habe. Seit ich zehn bin, verurteile ich meinen Körper aufs Extremste. Das war in den drei Schwangerschaften nicht so, ich habe mich richtig schön gefühlt. Die Probleme, die Sie aufzählen, waren natürlich sehr schwierig, aber trotzdem sind sie nicht das, woran ich heute als Erstes denke.

Sie hatten auch eine Frühgeburt.

Zum Glück ist alles gut gegangen, und dafür bin ich sehr dankbar. Ich fand aber schwierig, wie das Umfeld reagiert. Alle wollen immer nur hören, dass alles gut ist in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Aber wenn etwas nicht so gut läuft, wie bei meinem dritten Kind, mit dem wir wochenlang in der Klinik waren, dann will man das lieber nicht wissen. Ich habe mich gar nicht getraut, ein Foto mit meinem komplett verkabelten Baby zu verschicken. Ich wusste: Ein Foto kann ich nur zeigen, wenn alles gut ist – nur das wollen die Leute sehen.

Das Elternleben beschreiben Sie in Ihrem Buch als Beziehungskiller, Sie haben mehr als einmal Paartherapie gemacht. Wie bleibt man trotz des Familienirrsinns zusammen?

Als mein Mann und ich uns kennenlernten, träumte ich davon, dass wir auf einer Insel leben und Kinder haben. Jetzt ist es soweit. Wir haben die ersten Jahre in London gelebt, dann in Deutschland, jetzt auf Gran Canaria. Und ich merke: Krass, die letzten zehn Jahre gehörten dazu, damit wir jetzt hier sein können, und wir haben krasse Scheiße durch in diesen Jahren. Der einzige Grund, den ich sehe, warum man weitermacht, wenn es schwierig wird, ist das Weitermachen selbst. Solange man nach Wegen schaut, gemeinsam klarzukommen, ist es nicht vorbei. Dass irgendwas 100 Prozent ist, davon habe ich mich als Mutter sowieso relativ schnell verabschiedet. Ich will, dass es den Kindern gutgeht, dass es mir nicht superschlecht geht dabei und dass wir zu zweit verantwortlich sind und nicht ich allein.

"Ich hatte mir vieles vorher anders vorgestellt, das mit der Familie", sagen Sie. Warum haben wir so viele falsche Bilder von Mutterschaft im Kopf?

Bei meinem Mann und mir kommt der Wunsch nach einer intakten Familie vermutlich daher, dass wir das selbst nicht erlebt haben. Deswegen habe ich so eine Idealvorstellung im Kopf, wie alles sein soll. Diese Vorstellung muss aber auch irgendwie von außen gefüttert worden sein, über Bilder und Darstellungen wie "Mann, Frau, Kinder vor einem Haus". Ich kann mich nicht erinnern, mal die alleinerziehende Mutter im Hochhaus gesehen zu haben, bei der ich aufgewachsen bin.

Wer profitiert eigentlich von den schönen Bildern?

Die Väter.

Wie das?

Väter, die ihre Karriere nicht riskieren wollen, die nicht die Erfahrung machen möchten, sich 24/7 um die Kinder zu kümmern, die lieber nicht wissen wollen, wie es ist, sich beruflich neu aufstellen zu müssen, weil sie raus waren – die profitieren davon, dass solche Familienbilder durch die Welt getragen werden, wo die Mama die Kinder betreut und der Papa abends nach Hause kommt.

Ihr Mann hat früher auch Vollzeit gearbeitet, Sie haben die Kinder die ersten Jahre allein betreut und hatten dabei auch depressive Phasen. Warum lassen wir uns immer noch darauf ein, die Care-Arbeit zu übernehmen?

Ich wäre damals nicht bereit gewesen, es anders zu machen. Ich wollte das machen, und ich habe es die ersten Jahre sehr gemocht. Ich habe es erst dann nicht mehr gemocht, als ich nicht mehr konnte. Als dann nicht sofort eine Lösung parat war, wurde es schwer. 

Uschi Bonaparte, 37, teilt ihre Gedanken zu Zweifeln, Herausforderungen und Glücksmomenten als Mutter mit einer wachsenden Fan-Gemeinschaft bei Instagram. Vor ihrem Leben als Instagram-Uschi schrieb sie unter anderem für Nido, brachte das Magazin Päng! auf den Markt und war London-Korrespondentin einer deutschen Promi-Newsagentur.
Uschi Bonaparte, 37, teilt ihre Gedanken zu Zweifeln, Herausforderungen und Glücksmomenten als Mutter mit einer wachsenden Fan-Gemeinschaft bei Instagram. Vor ihrem Leben als Instagram-Uschi schrieb sie unter anderem für Nido, brachte das Magazin Päng! auf den Markt und war London-Korrespondentin einer deutschen Promi-Newsagentur.
© Andrew Sowah

Was war da los?

Meinen ersten Sohn habe ich drei Jahre lang Zuhause betreut, und als mein zweiter anderthalb war und nicht in die Kita wollte, war der Punkt gekommen: Jetzt muss sich ganz schnell was ändern. Alles war mein Problem gewesen – entweder der Kleine geht nicht in die Kita, dann hätte ich meine Selbstständigkeit nicht neu aufbauen können, oder er geht hin. Er ist hingegangen, aber ich musste dann damit umgehen, was das mit ihm macht und was das mit mir macht. Als dann meine Tochter unterwegs war, habe ich zu meinem Mann gesagt: Auf keinen Fall kann ich ein drittes Kind gut durch den Tag bringen, wenn du von früh bis abends weg bist. Seit wir vor einigen Monaten nach Gran Canaria gezogen sind, teilen wir uns die berufliche und die Care-Arbeit. Das war ein jahrelanger Kampf für mich ab dem Moment, als ich das wollte. Heißt übrigens nicht, dass das immer so geil ist. Ich kenne ja jetzt beide Seiten …

Was stört Sie an dem Arrangement?

Wenn – wie in unserem Fall – zwei Chaoten alles zusammen klären müssen, fühlt sich das nicht unbedingt einfacher an. Eine riesige Erlösung ist aber, dass ich nicht mehr allein durch diese einsamen Nachmittage durchmuss. Das war ganz schlimm, als ich in der Pandemie mit den Kindern durch Berlin gelaufen bin wie halbtot. Es ist eine 180-Grad-Drehung, jetzt sagen zu können: "Du holst heute ab, ich hab ein Meeting." Wundervoll!

"Man ist nie so streng mit sich selbst wie als Mutter", schreiben Sie. Der Druck, alles richtig zu machen, ist immens. Warum können wir uns dem nicht entziehen?

Das ist spannend, denn hier auf Gran Canaria empfinde ich das gar nicht mehr so. Das war auch der Grund, warum ich wieder wegwollte aus Deutschland und warum es mir in den vier Jahren dort nicht besonders gutging. Man hat in Deutschland so krass hohe Ansprüche an sich selbst und an die Regierung und an die Politik. Die Aufregung und die Wut dort haben mich fertiggemacht. Auch auffällig: Wenn sich dort Kinder auf dem Spielplatz beschimpfen, werden die Eltern schnell persönlich, und vielen ist es offenbar wichtig, irgendeine Haltung zu vertreten. Wenn hier ein Kind was macht, wird kurz gesagt, nicht nochmal, und weiter geht's. Da wird kein riesiger Act draus gemacht. Der Druck und der Anspruch an sich selbst sind hier nicht so hoch, und ich verzeihe mir meine Fehler schneller.

Uschi Bonaparte: "Durch den Momsun"
© Goldmann Verlag

Buchtipp: Am 21. Juni 2023 kommt Uschi Bonapartes Buch in den Handel: "Durch den Momsun: Heul- und Lachkrämpfe, bis der Beckenboden brennt" (Goldmann Verlag, 16 Euro). "Mein wichtigster Antrieb für das Buch war es, ganz viel Mut zu machen und Freude zu schenken. Balsam für die Mamaseele. Dass die Schultern beim Lesen sinken", verspricht die Autorin.

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"Durch den Momsun: Heul- und Lachkrämpfe, bis der Beckenboden brennt" von Uschi Bonaparte
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