Auf keinen Fall kann und will ich hier für alle Frauen sprechen. Es soll nur um mein ganz persönliches Verhältnis zum Geld gehen. Ich habe hier eine ernst zu nehmende Blockade, und womöglich bin ich damit nicht allein.
Als vor einigen Jahren unser Kind geboren wurde, war meine Welt noch in Ordnung, ich konnte mir mein Desinteresse auch finanziell leisten. Ohne große Planerei war ich schwanger geworden. Mein Partner und ich beschlossen zu heiraten und hatten plötzlich jede Menge zu erledigen: Vorsorgeuntersuchungen, Kinderzimmer, noch einmal (fast) zu zweit in den Urlaub fahren.
Natürlich war auch Geld ein Thema. Elterngeld! Tolle Sache! Aber viel weiter konnte ich gar nicht denken. Wer möchte mit Mitte 30 schon sein Leben als Zeitstrahl aufzeichnen und zusammen mit einem Finanzberater abschätzen, wann wohl die Romantik-Phase beendet sein wird. Und wann die Zeit als alleinerziehende Mutter beginnt, die der Altersphase in Armut vorausgeht. Dass in großen Städten jede zweite Ehe geschieden wird, war für mich im ersten Jahr mit Kind noch reine Theorie. Ab da blieben uns noch vier gemeinsame Jahre.
Als unsere Tochter da war, durfte ich die Elternzeit mit ihr verbringen. Danach, so hatten wir es gemeinsam überlegt, würde ich nur noch in Teilzeit arbeiten. Mein Ex-Mann verdiente ein paar Hundert Euro mehr als ich – gerade so viel, dass klar war: Er würde auf keinen Fall seine Stunden reduzieren, schon deshalb nicht, weil er Alimente für sein Kind aus erster Ehe zahlen musste. Beim Ehegatten-Splitting wählte ich, weil wir sowieso gemeinsame Kasse machten, die schlechte Steuerklasse 5.
Alles ganz klassisch – und nicht wirklich durchdacht. Theoretisch hätte ja auch ich die bessere Steuerklasse wählen können, um mehr von meinem Gehalt fürs Alter sparen zu können. Oder er hätte mir regelmäßig genau dafür einen kleinen Betrag überweisen können. Aber als wir geheiratet haben, sind wir eben auch davon ausgegangen, dass alles bleibt, wie es ist. Ich fühlte mich gar nicht schlecht dabei, weder abhängig noch irgendwie zurückgesetzt. Es war ein vertrauensvolles Kuddelmuddel.
Und ich mache meinem Ex gar keinen Vorwurf. Denn wie die Münchner Finanzanlageberaterin Veronika Sepp feststellt, sind die Finanzen auch heute oft genug immer noch Männersache: "Männern wird die Verantwortung geradezu aufgedrängt – obwohl sie sich damit manchmal auch überfordert fühlen. Aber das zuzugeben fällt ihnen schwer."
Ich fühle mich ertappt. Auch ich habe die Verantwortung lieber delegiert, weil ich befürchtete, einen Fehler zu machen, vielleicht von einem Finanz-Hai aufgefressen zu werden. Oder, noch schlimmer, bereits alles unwiderruflich versemmelt zu haben. Das Gefühl habe ich heute noch, obwohl ich es Jahre nach der Trennung eigentlich besser wissen sollte.
Und ich habe aus heutiger Sicht noch einen anderen Gedankenfehler gemacht. Weil ich es damals als Geschenk empfand, versorgt zu sein und Zeit mit meinem Kind verbringen zu dürfen, habe ich meine neue Aufgabe, nämlich unser Kind und den Haushalt zu versorgen, nicht selbstbewusst als Care-Arbeit betrachtet. Eher so als Gesellschaftsauftrag. Eine Tendenz, die auch Veronika Sepp (immer noch) an jungen Müttern beobachtet, die ihre Seminare besuchen: "Wenn ich anspreche, dass ein Mann seiner Partnerin eine Altersvorsorge finanzieren sollte, dann sackt die Frau auf ihrem Stuhl zusammen. Und der Mann sagt nur 'Ja, klar! Ist ja auch logisch.'"
Das Problem liegt laut Veronika Sepp weniger an der mangelnden Aufgeschlossenheit der Männer: "Die Frauen müssen ihre Rechte auch einfordern, damit etwas in Gang kommt." Sie selbst, sagt die Anlageexpertin lachend, habe ja auch keine Lust, immer für ihren Mann mitzudenken, wenn sie Geld anlegt.
9 praktische Finanztipps für Eltern
Besser spät als nie, sage ich mir. Für alle Mütter, die jetzt wie ich sofort loslegen wollen, hat Veronika Sepp eine Anregung: "Frauen interessieren sich dann besonders für Finanzanlagen, wenn sie damit einen Sinn verbinden können." Der Beraterin ging es selbst so: "Mir liegen Umweltthemen besonders am Herzen. Im Finanzsektor bin ich nur deshalb gelandet, weil der Hebel hier einfach am größten ist, wenn man die Welt verändern will."
Adieu Romantik! Willkommen Realität!
Und willkommen im echten Leben. Mütter, die in Teilzeit gehen, sollten einen schriftlichen Vertrag mit ihrem Partner abschließen, meint Frauen-Finanz-Bloggerin Natascha Wegelin, bekannt unter dem Namen Madame Moneypenny. Warum das klug und fair ist, wollte ELTERN-Autorin Ulrike Blieffert von ihr wissen:
ELTERN: Die Realität sieht oft so aus: Ein Baby ist unterwegs. Und weil der Vater besser verdient, beschließt die Mutter, nach der Elternzeit in Teilzeit zu arbeiten. Da sollte ein Vertrag her, sagst du. Warum?
Wer kennt sich mit Geld aus?
Wenn ihr euch über Möglichkeiten der Altersvorsorge informieren wollt, findet ihr bei den Verbraucherzentralen vertrauenswürdige Ansprechpartner. Die empfiehlt auch Madame Moneypenny. Wir haben uns von Merten Larisch, Teamleiter für Altersvorsorge- und Geldanlageberatung in der VZ Bayern, erklären lassen ...
... was die VZ Bayern Paaren in Sachen Vermögensaufbau und Altersvorsorge empfiehlt: Wenn man verheiratet ist und gemeinsame Kinder hat, sieht man sich als Familie, die gemeinsam durch dick und dünn geht. Als Paar, das später, im Rentenalter, gemeinsame Einnahmen und Ausgaben haben wird. Das ist die erste Variante.
Da aber immer etwas dazwischenkommen kann – Berufsunfähigkeit, Trennung, Tod –, sollte jede:r für sich auch die zweite Variante durchrechnen: Wie finanziere ich mein Leben, wenn ich als Alleinerziehende:r dastehe? Besonders Frauen, die öfter finanziell benachteiligt werden als Männer, sollten sich zusätzlich auch einzeln, also explizit nicht in Anwesenheit des Partners, beraten lassen. Abhängigkeiten und emotionale Rücksichtnahme könnten sonst bei der Planung ein Hindernis sein. Übrigens: Je früher man sich beraten lässt, desto besser. Eingeschliffene Gewohnheiten lassen sich nur schwer verändern.
... wie eure Versorgungslücke im Rentenalter berechnet wird: Man ermittelt die vollständigen Ausgaben, die nötig sind, um den derzeitigen Lebensstandard zu halten, und notiert, was davon im Rentenalter wegfällt und was hinzukommt. Zusätzlich als Ausgaben zu berücksichtigen sind die Einkommenssteuer, Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Inflationsrate von beispielsweise zwei Prozent im Jahr. Von der Summe zieht man den zu erwartenden gesetzlichen Rentenbetrag, Betriebsrenten sowie Einkommen aus angespartem Altersvorsorgekapital ab. Anhand der entstehenden Differenz kann man seine Sparrate für die private Vorsorge berechnen.
Welches Konto-Modell passt zu uns?
... wie man einen fairen Finanzberater findet:
Unabhängige, seriöse Beratung kostet Geld. Für die Beratung der Verbraucherzentrale Bayern (persönlich oder telefonisch) wird zum Beispiel ein Euro pro Minute fällig (der Preis in den VZ variiert nach Bundesland). Gute Berater:innen in der Umgebung finden sich unter anderem auf www.honorarberater-finden.de, www.berater-lotse.de, www.verbund-deutscher-honorarberater.de oder www.bvvb.de.
Grundsätzlich gilt: Wie der Name schon sagt, wird der:die Honorarberater:in von seiner Kundin oder seinem Kunden durch ein Honorar bezahlt. Beim meist kostenfreien Erstgespräch immer nachfragen, ob der:die Berater:in sein:ihr Geld ausschließlich übers Honorar, also einen festgelegten Stundensatz, verdient – oder ob er:sie stattdessen oder außerdem Provisionen von Anlage- oder Versicherungsgesellschaften erhält. Falls Provisionen im Spiel sind, besteht die Gefahr, dass er oder sie Finanzprodukte im eigenen Interesse empfiehlt – nämlich vor allem solche, mit denen der:die Berater:in die höchste Provision erzielt.
Für eine zweistündige seriöse Honorar-Beratung zahlt man vielleicht 300 Euro, doch die andere Variante ist deutlich teurer. Erhält der Berater eine Provision, also einen Anteil der eingezahlten Beiträge, dann liegen die Kosten über die Vertragslaufzeit gerechnet schnell bei vielen Tausend Euro. So kommen für einen Vertrag über 40 Jahre mit 200 Euro Monatsbeitrag leicht mal 7000 Euro an Kosten zusammen.