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Die Initiative Lokale Bündnisse für Familie hat nachgefragt

Frau Lewicki, Sie haben in einer bundesweiten Umfrage
40 000 Menschen befragt, was sich in Deutschland ändern muss, damit sich wieder mehr Menschen für eine Familie entscheiden. Warum hielten Sie diese Umfrage für notwendig?


Das hatte eine ganze Reihe von Gründen. Vor allem interessierte uns die Frage, warum immer mehr Menschen darauf verzichten, ihr Leben durch Kinder zu bereichern. Außerdem merken wir an vielen Leserbriefen, dass Familien in Deutschland unter Dauerdruck stehen: Kinder machen Krach, Kinder bewegen sich - und das scheint für viele Menschen ein Störfaktor zu sein. Zudem sind wir auch die Rabenmutter-Diskussion Leid. Derzeit können Mütter in Deutschland nur verlieren: Entscheiden sie sich dafür, ihre Kinder selbst zu betreuen, werden sie als Heimchen am Herd diskriminiert, sind sie außer Haus berufstätig, müssen sie sich Rabenmütter nennen lassen. Das ist völlig absurd. Natürlich macht uns auch die demografische Entwicklung Sorgen - denn ein Land, dem der Nachwuchs fehlt, hat keine Zukunft.

Ein Ergebnis, das in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit gesorgt hat, war: Viele Menschen ohne Kinder sagen, dass sie den richtigen Partner nicht finden, um eine Familie zu gründen. Hat Sie dieses Ergebnis überrascht?

Auf den ersten Blick war diese Antwort überraschend. Aber auf den zweiten Blick belegt sie eigentlich nur, dass man in Deutschland Familie und Kinder offensichtlich als Risiko sieht. Denn in Deutschland ist es wohl nicht schwerer, einen Lebenspartner zu finden, als z.B. in Skandinavien oder Frankreich, wo sich wesentlich mehr Menschen für Familie entscheiden. In Deutschland ist es aber offensichtlich schwerer, einen Partner zu finden, der den Mut hat, zur Familienbildung JA zu sagen. Warum wird Familie bei uns als Risiko gesehen, obwohl einige der "harten" Fakten, z.B. die finanzielle Unterstützung von Familien durch den Staat, bei uns sogar besser sind als in anderen Ländern?

Sie und Ihr Team haben in den letzten Wochen mit zahlreichen Menschen im ganzen Land über das Thema Familie gesprochen. Gibt es ein Kardinalproblem?

Ja. Familie hat in Deutschland ein Imageproblem. Kinder sind in der öffentlichen Meinung in Deutschland ein Armutsrisiko und ein Karriere-Hindernis. Dass sie das Leben bereichern und eine große Chance darstellen, wissen nur die, die Kinder haben. Wir brauchen unbedingt ein familienfreundliches Klima, in dem Kinder herzlich willkommen sind und das man auch im alltäglichen Leben spüren kann: im Restaurant, in der U-Bahn, im Supermarkt und nicht zuletzt beim Arbeitgeber.

Frau Lewicki, vor einem Jahr hat die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt die Initiative Lokale Bündnisse für Familie ins Leben gerufen. Lokale Bündnisse wollen direkt vor Ort, also in den Gemeinden und Städten, familienfreundliche Bedingungen schaffen. Partner aus allen gesellschaftlichen Gruppen arbeiten gemeinsam an konkreten Projekten. Ist das Ihrer Meinung nach ein richtiger Weg, um Deutschland familienfreundlicher zu machen?

Das ist mit Sicherheit der realistischste Ansatz. Bei unserer Reise durch Deutschland haben wir nämlich eines festgestellt: Jede Stadt, jede Region hat ihre ganz individuellen Probleme und familienpolitischen Herausforderungen. Konkrete, auf die Lebenssituation der Familien vor Ort bezogene Initiativen können darauf gezielt eingehen. Außerdem glaube ich: Je mehr Partner man ins Boot holt, desto rascher entsteht ein Grundkonsens, der da heißt: Familie ist in Deutschland der Normalfall. Denn - das sehen wir auch an Frankreich: Wo es normal ist, Kinder zu kriegen, kommen auch welche.
Frau Lewicki, vielen Dank für das Gespräch

Lokale Bündnisse für Familie

Das vom Familienministerium eingerichtete Servicebüro berät und unterstützt mittlerweile an 263 Standorten quer durch die Bundesrepublik. 122 Bündnisse setzen mit innovativen und passgenauen Projekten bereits deutliche Impulse für eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft - direkt vor Ort und ganz konkret. Das Themenspektrum reicht von Erziehung und Bildung bis zur Gestaltung von Verkehrswegen und Spielplätzen. In vielen Bündnissen steht zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ganz oben auf der Agenda. Sie organisieren z.B. landkreisweite Kinderbetreuungsangeboten, stimmen Arbeits-, Öffnungs- und Betreuungszeiten auf die Tagesabläufe von Familien ab oder bieten im Verbund mit ortsansässigen Unternehmen Weiterbildungs- und Wiedereinstiegsprogrammen für junge Mütter an.
Wichtig ist die Teilnahme von Unternehmen, weil ohne sie die Balance von Familie und Beruf nicht möglich ist.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.lokale-buendnisse-fuerfamilie.de.

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