ErziehungErziehen nach 16 Uhr – wie geht das?
Wie geht eigentlich Erziehung, wenn beide Eltern bis in den Nachmittag hinein arbeiten? Dass alle Eltern gern mehr Zeit für ihre Kinder hätten, setzen wir mal voraus, aber wenn das nicht möglich ist: Was kann man eigentlich noch an Erziehung leisten zwischen 16 Uhr oder 17 Uhr und Schlafengehen? Wie vermittle ich meinem Kind – auch in der Kürze der Zeit – Werte und worauf es mir ankommt im Leben? Hier eine kleiner Fünf-Punkte-Plan, ganz ohne Gewähr.

Vorbild beim Einkaufen? Aber ja!
Seien wir ehrlich – oft muss man nach der Kita noch schnell zusammen was einkaufen. Doof, aber klarer Fall von „Is so“, irgendwas fehlt immer. Was das jetzt mit Erziehung zu tun hat? Viel, denn auch in den nervigsten, ödesten Alltagssituationen sind wir Vorbild: Bin ich nett zu den Menschen in meiner Umgebung, auch wenn ich müde bin? Wie behandele ich die Kassiererin, die mich bedient? Und vor allem eins kann dein Kind hier ganz nebenbei mitkriegen: Güte. Denn natürlich wird es sehr nervig werden, mit einem müden Wurm einzukaufen, der einfach nur heim und kuscheln will. Oder mit einem überdrehten Hortkind, das zwar kaum noch kuschelt, dafür aber umso lautstärker sein Recht einfordert. Hast du dann Verständnis oder wirst du ungeduldig? Premium-Antwort ist klar, oder?

Wertevermittlung im Wohnzimmer? Yep.
Je knapper die Zeit, desto klarer müssen die Prioritäten sein, die wir unseren Kindern vermitteln. Nehme ich den Staubsauger oder das Vorlesebuch zur Hand in den paar Stunden, die wir zusammen haben? Ist wohl klar, oder? Gemeinsam ein Buch anzuschauen ist nicht nur liebevoller, sondern sagt auch: Nimm Menschen wichtiger als Äußerlichkeiten. Klar, es muss auch mal geputzt werden, aber muss es zuerst sein? Und wie lang im Verhältnis?

Hauptsache schnell? Wie und was essen wir?
Es ist spät, alle wollen eigentlich nur ins Bett oder faul auf dem Sofa abhängen. Klar, Müsli geht schneller, aber sich richtig zusammen hinsetzen und etwas Gescheites essen (muss ja kein selbstpaniertes Schnitzel oder ein Mega-Salat sein) ist irgendwie schon schön und erzieht ganz nebenbei zu gesundem Essen und schönen Tischsitten. Wenn du es schaffst, dir beim Abendessenmachen nicht vorab ein Wiener Würstchen aus dem Glas zu fischen, gibt es extra Punkte.

Gemeinsam Küche aufräumen? Logisch!
Geht natürlich schneller ohne kleine, etwas ungeschickte Kinderhände, aber erstens kann man dabei 1a quatschen und zweitens lernt der Nachwuchs ganz nebenbei, dass sauberes Geschirr nicht vom Himmel fällt. Aber noch eine – viel wichtigere – Botschaft steckt dahinter: Ich brauche dich hier! Denn ohne dieses Gefühl ist alles nichts.

Sprache. Wer soll sie deinem Kind in den Mund legen?
Den ganzen Tag haben deine Kinder aufgeschnappt, was andere so von sich geben: in der Schule, im Hort, in der Kita. Das muss nicht schlecht sein. Aber in diesen wenigen Stunden daheim wäre es doch schön, wenn ihr eure gemeinsame Sprache finden könntet, in dem ihr einfach miteinander redet, statt eure Kinder berieseln zu lassen. Unsere These: Was Kinder teilweise an Mackersprüchen von sich geben, wird wohl eher nicht von den Eltern vorgelebt, sondern woanders aufgeschnappt: nämlich in der Glotze.

Ins Bett bringen
Tja, hier kommt der Part, bei dem kein/e Freund/in gefragt ist, sondern ein/e Erziehungsberechtigte/r: Zähne putzen, Hände waschen, Unterhose und Stinke-Strümpfe aus, Fingernägel schneiden, hinsetzen beim Pinkeln, Klodeckel zu! – der ganze Kram. Alles keine Disziplinen, mit denen man Herzen gewinnt, aber mit denen deine Lieben später durchaus einmal Herzen gewinnen werden. Also: Augen zu und durch, auch wenn es spät ist. Die Freundin/den Kumpel kannst du dann ja beim kleinen Bettkantenplausch wieder heraushängen lassen.

Apropos Bett:
Wer hat’s morgens gemacht? Sohnemann oder Mama? Achtung, Achtung: Hier beginnt die richtige Gender-Erziehung.