Das gilt fürs Kopftuch und "die" muslimische community genauso.
Ja, ich habe ja auch geschrieben, dass dieser Aspekt immer dabei ist.Ich bin da völlig anderer Meinung, auch wenn ich dir glaube, dass das so vorgetragen wird. Allerdings Werteverfall in der westlichen Welt anzuprangern und der Meinung zu sein, die muslimische Identität mache Jemanden zu einem Menschen mit denen von dir aufgeführten Attributen, ist geradezu hahnebüchend, gerade wenn ich an rücksichtslose Machtausübung denke.
Wenn es um Verschleierung des Verhüllens wegen geht, ist Sexismus untrennbar damit verbunden, weil sie nur ein Geschlecht betrifft und nicht beide.
Dennoch ist mein Ansatz anders. Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, warum immer mehr Muslime religiös werden, die vor ein paar Jahren noch keinen Pfifferling auf Glaube&Co. gegeben haben. Ausdrucksform ist u.a, das Kopftuch. Wir müssen verstehen, warum Muslimas Kopftuch tragen und was sie damit aus ihrer Sicht ausdrücken. Wir müssen auch verstehen, warum die Kritik an der westlichen Welt so groß ist, wie der Westen aus der Sicht Arabiens oder Afrikas aussieht. Das ist nämlich sehr anders als aus unserer Perspektive hier. Und wir müssen die Vielgestaltigkeit akzeptieren und nicht ganze Ethnien in Haftung dafür nehmen, was Regierungen oder Strömungen anrichten, sondern auf die einzelnen Menschen schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
Ich will ja auch nicht als Deutsche Schuld zugewiesen bekommen, weil sich deutsche Banker verzockt haben oder weil sich deutsche Manager einen Milliardenbetrug mit den von ihnen produzierten Autos geleistet haben. Ich mag mich nicht als Deutsche persönlich für den Handelsüberschuss verantwortlich machen lassen, der viele Regionen in Armut stürzt oder als Katholikin für Missbrauchstäter oder als Journalistin für die Krise in meinem Berufsstand - alles Dinge, die ich verurteile oder als ausgesprochen negativ wahrnehme, obwohl sie im Rahmen meiner Herkunft und Kultur geschehen sind, der ich mich ja kaum entziehen kann.
Was ich schlimm finde, ist, dass in der deutschen Öffentlichkeit (Medien, z.Zt hier in der Stadt eine Plakataktion....) , wenn von muslimischen Frauen die Rede ist, fast egal in welchem Kontext, quasi als Symbolbild eine meist junge, hübsche Frau mit konservativ muslimisch gebundenem Kopftuch gezeigt wird. Die Vielfalt an Richtungen, Strömungen, unterschiedlichen Auffassungen wird "für uns" auf das Symbol reduziert, das zum einen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu Misstrauen und dem Wunsch nach Abstand führt, und zum anderen macht es den nicht oder wenig religiösen Muslimas schwerer, sich Gehör zu verschaffen, wenn sie quasi von "uns " nicht als Muslimas eingeordnet werden, dabei dürften es immer noch die große Mehrheit sein. Und das schafft auch eine gewisse Rechtfertigung für die Familienmitglieder, die, warum auch immer, den Frauen das Kopftuch vorschreiben oder zumindest nahelegen - schau, das gehört auch in der deutschen Gesellschaft dazu...
Ich habe auch den Eindruck, dass von einigen - hier zumindest und in den Zusammenhängen, in denen mir das überhaupt auffallen würde - das Kopftuch durchaus als modisches Accessoire getragen wird - in Verbindung mit viel Make-Up und Bling-Bling, was den ursprünglich wohl erwünschten Effekt dann doch etwas mindert - oder ins Gegenteil verkehrt. Ob diese jungen Frauen darüber hinaus noch etwas "sagen" möchten" - keine Ahnung.
Was mich persönlich irritiert, ist aber, dass man nicht weiß, was die Frauen, vor allem die, für die das nicht oder nicht in erster Linie ein modisches Accessoire ist, damit zum Ausdruck bringen wollen, weder generell, noch im Einzelfall. Fakt ist - sie bringt etwas zum Ausdruck. Etwas über ihre Vorstellung von Sitte und Anstand, über ihre Meiung über das Verhältnis der Geschlechter, über ihre Zugehörigkeit zu einer Religion, die sie als so verpflichtend ansieht, dass sie sich einer strengen Kleiderordnung unterwirft. Man kann nicht wissen - ohne sie näher zu kennen - was das im einzelnen bedeutet, für sie, aber auch für die Personen, mit denen sie im öffentlichen Raum zu tun hat.
Wenn ich ein Mann bin - darf ich ihr die Hand geben? Wird sie mir den Handschlag verweigern, wird sie empört sein, oder wird sie es albern finden, wenn ich es nicht tue - denn "so" ist sie ja nicht, "so" hat sie es nicht gemeint. Darf/Muss ich davon ausgehen, dass sie auch kein Hühnchen isst, wenn es auf dem selben Grillrost wie die Bratwurst lag, oder ist ihr sowas egal? Wird sie sich mit mir - so ich ein Mann bin - alleine im selben Raum aufhalten, oder geht das für sie gar nicht? Wenn ich Lehrerin bin - wie reagiert sie auf die Ansage, dass in diesem Schuljahr Schwimmunterricht ist oder eine Klassenfahrt stattfindet? Muss ich mit Ärger rechnen, oder sieht sie das alles locker?
Das ach so simple Kleidungsstück schafft Unsicherheiten, Berührungsängste... und nein, ich finde das für die Gesellschaft nicht gut, gar nicht.
Man kann "Diskriminierung" schreien, aber ich kann Arbeitgeber verstehen, die das Risiko nicht eingehen wollen und daher keine kopftuchtragenden Frauen einstellen, vor allem nicht, wenn die Tätigkeit zwangsläufig Kontakt mit Männern beinhaltet. Das wäre mir womöglich auch einfach zuviel Unsicherheit, Klärungsbedarf, Ärgerquelle. Das Wort Diskriminierung kommt vom Lateinischen discriminare - trennen - Unterschiede machen. Es ist hier und jetzt negativ konnotiert, aber auch andersrum wird ein Schuh draus - wer sich absondert, sich deutlich anders verhält als es in einer Gesellschaft üblich ist, wer für Unsicherheit sorgt, der wird anders behandelt. Er will es aber auch nicht nicht anders.
Ich finde es gefährlich, wenn etwas, das religiös konnotiert ist, automatisch respektiert werden soll. Das als Grundsatz. Ein Glaube verdient nicht per se "Respekt", nicht mehr als das Innehaben einer von vielen Weltanschauungen. Zu glauben ist keine Leistung. Glaube ist auch nicht angeboren wie die Hautfarbe. Wer meint, den Glauben über die sonstigen Regeln des Zusammenlebens stellen zu müssen, der wird mit den Folgen leben müssen.
Ich finde es nicht in Ordnung, wenn sich die Menschen, die bisher die Mehrheit gebildet haben und sich ihre Welt weitgehend nach ihren Vorstellungen eingerichtet haben, dafür verantwortlich fühlen sollen, dass die Menschen, die meinen, sie müssten sich auf einem Kerngebiet - und das Verhältnis der Geschlechter, die Art und Weise ihrer Begegnung im öffentlichen Raum ist ein solches, völlig anders verhalten, oder zumindest den begründeten Eindruck erwecken, sie werden es tun, sich unter keinen Umständen "diskriminiert" fühlen sollen - selbst wenn sie es selbst sind, die die Unterschiede setzen und eine besondere Behandlung erwarten. Und in diesem Zusammenhang ist es mir egal, was sie dazu treibt, Kopftuch zutragen, und was sie damit "aussagen" wollen. Das ist in erster Linie deren Problem, nicht meines. Ich behalte mir aber vor, mit dem Wunsch nach Abstand zu reagieren.
Ich bin zwar schon fast 20 Jahre weg aus der Stadt, habe damals sogar in einer Ecke gelebt, die sehr multi-kulti war und glaube so einen Schwachsinn wie den mit dem Kopftuch schlicht nicht.
Es mag sein, dass die TE sich solche bescheuerten Gedanken macht und vielleicht sind auch ein paar geistig Verwirrte um sie herum, die sich an einem KOPFTUCH stören, aber dass das eine flächendeckende Meinung sein soll, glaube ich NICHT.
ich bin mal in mich gegangen.
Wir hatten ja früher hier auch amerikanische Besatzer.
Die meisten waren in den Kasernen, aber die mit Familie waren außerhalb. Ich glaube das Areal gehörte auch der US-Army.
Da waren die größtenteils unter sich. Die hielten das bestimmt auch für ein besseres Viertel.
Unter den Amis gibt's auch genug Muslime, aber ich weiß, das viele das aus Angst inzwischen verbergen.
Hier siehst du sehr selten jemanden mit Kopftuch !
In dem Viertel, in dem ich wohne.
Und nein, in der Klinik, in der ich Arbeite, gibt es einige ausländische Ärzte , aber keine davon trägt Kopftuch .
Auch in der Pflege nicht. In unserer Abteilung würde das nicht toleriert werden.