Wie gesagt, meine erste Reaktion war die als Mutter.
Als Lehrerin habe ich mit älteren SchülerInnen zu tun und die meisten kann ich einschätzen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand wegen einer 2+ zu Hause Stress bekommt. Aber ja, mag sein. Trotzdem muss dann doch jemand so einem Kind mal sagen, dass eine 2+ eine gute Note ist, dass man nicht immer eine 1 bekommen kann, dass man auch mal damit klar kommen muss, dass eine Arbeit zu schwierig war (umgekehrt wird auch mal eine Arbeit zu leicht sein und man schreibt eine quasi "unverdiente" 1). Ein bisschen Lebensrealität schadet doch niemandem.
Ich habe meine Tochter dazu ermutigt, nachzufragen, weil sich mir als das Fach unterrichtende Lehrerin der Fehler nicht erschließt. Daraufhin gab es eine nicht zufriedenstellende Antwort und wir haben uns dazu entschieden, kein Fass aufzumachen. Das spare ich mir für schwerwiegendere Probleme![]()
Ich finde es lebensfremd, IMMER eine 1 haben zu wollen. Das ist nicht die Realität. Wie viele Schüler gibt es, die IMMER Einsen schreiben? Pro Jahrgang in einer 150.000-Einwohner-Stadt vielleicht einen? Wenn überhaupt?
Und ja, ich finde, JEDER sollte auch mit einer 2 zufrieden sein. Das wäre für mich eine zu lernende Tugend. Mit "Niederlagen" (Oh Gott, wir reden von einer 2!) klar zu kommen. Nicht immer der / die Beste sein zu wollen. Das geht doch in die Hose! Das KANN ja gar nicht gut sein. Gehen wir mal davon aus, es gibt zwei, die so ticken. Die können ja gar nicht BEIDE der/ die Beste sein. Was machst du, wenn du mal krank wirst? Was machst du, wenn du an einen Chef gerätst, der dich klein halten will? (Klar, wehren, aber eben nicht einknicken!) Was machst du, wenn einer kommt, der besser ist? Dich zerreißen, damit du wieder noch besser wirst? 14 statt 12 Stunden pro Tag arbeiten?
Ich finde, Zufriedenheit und Bescheidenheit und Nicht-Perfektionismus sind wirklich wichtig!
Es ist ja okay, gerne eine 1 zu schreiben und sich anzustrengen. Aber davon auszugehen, IMMER eine 1 zu schreiben, finde ich echt krass.
Und ich rede nicht wie der Blinde von der Farbe. Ich war sehr gut in der Schule und meine Große ist noch besser in der Schule. Aber ich war und sie ist immer sehr gelassen, was die Noten angeht und was den Vergleich mit den anderen angeht.
Natürlich ist es gut wenn jemand einem solchen Kind vermittelt, dass sein Wert nicht von Leistung abhängig ist. Aber seine Lebensrealität ändert sich dadurch nicht. Die Eltern werden nicht geläutert, wenn Du dem Kind sagst, dass die Note nicht wichtig ist.
Du schreibst, Du wärst eine gute Schülerin gewesen, Deine Tochter eine noch bessere und Euch seien Noten wurscht. Das gleiche trifft auf mich und Sohn (und vermutlich auch Tochter) zu. Trotzdem weiß ich, dass es andere Sichtweisen gibt. Dass es Elternhäuser gibt, in denen Ehrgeiz und Bestleistungen gefordert werden. Und es wundert mich ein wenig, dass gerade Du als Lehrerin das als total ungewöhnlich/unwahrscheinlich abtust und man doch dem Kinde nur mal sagen muss, dass Noten nicht so wichtig sind.