Re: Heute vor 30 Jahren

Zitat von
Sire
habe ich Koffer gepackt und saß dann abends alleine vor dem Farb-TV.
Mein Mann war noch draußen, hat das Auto fertig gemacht (Wartburg mit Anhänger).
Wir sind nämlich am nächsten Morgen ganz früh an die Ostsee gefahren (alle fuhren damals in die andere Richtung).
Dort bin ich dann ganze 3 Wochen mit meiner Schwägerin zusammen mit unseren Muco-Kindern geblieben.
Wir haben die ganze Aufregung auf einem kleinen schwarz-weiß-Junost-TV verfolgt, oder eben ab an an am Telefon (Telefonzelle).
Ansonsten hatten wir eine entspannte Zeit mit unseren 2jährigen Jungs.
Mir ist erst später aufgefallen, dass ich immer recht nah an der Grenze gelebt habe, wirklich nur einen Katzensprung.
Die Zeit vor der Grenzöffnung war eine aufregende Zeit. Auch wir sind hier in unserer Stadt auf die Straße. Und ich hatte damals Angst, aber wir hatten Mut...
Wollte ich nur mal erzählen...
Hallo,
ich war dreizehn, habe in NRW gelebt. Ich habe heulend vor dem Fernseher gesessen, konnte nicht fassen was ich sah. Mein Vater hatte am selben Tag einen fast tödlichen Schlaganfall, lag auf der Intensivstation... Und ich war sauer, völlig durcheinander, weil ich nicht nach Berlin durfte (ich habe wirklich darum gebettet) und Angst um meinen Vater...
Der neunte November ist ein unglaublich heftiges Datum für mich.
Ich glaube, ich habe tatsächlich schon kapiert, was das für ein Wunder war.
Wenig später bin ich dann jährlich mehrfach in Berlin gewesen und konnte nicht fassen, dass ich einfach so überallhin konnte, daß alle frei waren... und die Mauer einfach weg war.
Sobald ich 18 war, bin ich nach Berlin gezogen.
Mein Kind gäbe es nicht, wenn die Mauer nicht gefallen wäre. Als die Mauer fiel saß sein Vater in Dresden mit seiner damaligen Frau und den 9 und 13jahrigen Töchtern (ja, seine Älteste ist so alt wie ich...) und konnte genauso wenig fassen, was da geschah.
Ohne den Mauerfall hätten wir uns nie getroffen!
Ich kann bis heute "Wind of Change" nicht hören oder Bilder von damals sehen ohne das mir die Tränen kommen.
Da ist einem Geschichte auf einmal sehr, sehr nahe.
Bitte Rechtschreibfehler verzeihen! Insbesondere ss wo ß hingehört, irgendwie akzeptiert meine Handytastatur diesen Buchstaben nicht. Genauso klappen ä, ö und ü nur sehr selten, warum auch immer. Wenn stattdessen a, o und u stehen wisst ihr jetzt warum.