So. Jetzt bin ich wieder da.
Und hatte ja jetzt etwas Zeit, darüber nachzudenken und muss sagen - eigentlich weiß ich keine Antwort

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Es gibt kein Waldorf-Standardschema. Auch dort wird halt geschaut, was das Kind braucht und was man davon wie umsetzen kann.
Dass versucht wird, eng mit den Eltern zusammenzuarbeiten ergibt sich aus dem Konzept der Schule.
Insgesamt erlebe ich sehr viel Gelassenheit. Und gehe sogar soweit, dass es genau durch diese Gelassenheit - insbesondere in den ersten Jahren - gar nicht so viele ‚Verweigerer‘ gibt.
Die Kinder wollen üblicherweise mitmachen, mitarbeiten, mitwirken. Und wenn mal etwas ‚doof‘ ist gibt es genügend anderes, das Freude macht. Dass ein Kind an einem Waldorfschultag gar nichts positives findet ist glaube ich selten.
Kinder, die besonderen Förderbedarf mitbringen, fallen sicher manchmal durchs Raster - wobei es sehr auf die Art des „Defizits“ ankommt.
LRS-Kinder profitieren natürlich davon, dass Lesen und Schreiben Buchstabe für Buchstabe eingeführt wird, „mit allen Sinnen“ gelernt wird und Rechtschreibung lange zwar konsequent korrigiert, aber nie bewertet wird.
Kinder mit motorischen Schwierigkeiten sind auf der Waldorfschule sicher gut aufgehoben.
Kinder mit Schwierigkeiten im sozial-emotionalen Bereich oder mit anderweitigem Bedarf an enger Begleitung - also die, von denen so gerne die Geschichten mit „hat die Schule abgelehnt“ erzählt werden - werden eher nicht glücklich werden.
Das liegt aber nicht daran, dass man sie dort nicht will, oder gar an „Steiners Menschenbild“. Das liegt vielmehr daran, dass das Konzept zwar viel Struktur und auch einen engen Bezug zu den Lehrern vorsieht, aber dabei sehr viel Selbständigkeit und Selbstorganisation erfordert. In einer Klasse mit plus minus 30 Kindern
kann sich ein Lehrer nicht regelmäßig intensiv um ein und dasselbe Kind kümmern.
Der sogenannte Hauptunterricht geht 100 Minuten. Bei 30 Kindern sind das rein theoretisch 3,3 Minuten pro Kind. Im Sprachunterricht sitzen zwar dann nur 15 Kinder, aber auch da ist keine Kapazität, ein einzelnes Kind engmaschig zu fördern.
Jetzt nochmal zu Deiner Frage. Es gibt m.E. keine pauschale Antwort. Insgesamt ist der Umgang nach meiner Erfahrung von viel Gelassenheit geprägt.
Dass die Kinder in irgendwelche starren Formen gepresst würden, wie der Waldorfschule auch gerne vorgeworfen wird, begegnet mir an Regelschulen wesentlich ausgeprägter.
Dass man besonders gut mit „Problemkindern“ umgehen können müsste, gibt der Alltag genauso wenig her, wie der an staatlichen Schulen auch.