Wenn die Privatwirtschaft entscheiden darf, wen sie reinlässt und wen nicht, soll es mir recht sein - ansonsten ist der Vergleich mit der falschen Kleidung halt fürn Hugo.
Umgekehrt könnten wir doch auch sagen, die vulnerablen Gruppen dürfen halt nichts mehr. Das ist aber pfui, oder? Die müssen nicht nur geschützt werden, wir alle müssen uns einschränken, damit ihnen so manches ermöglicht wird, obwohl sie viel geschützter wären, wenn sie drauf verzichten. Ich möchte den Aufschrei erleben, wenn ein Privatwirtschaftler keine Übergewichtigen mehr reinlässt, weil sie sich ja schwer infizieren könnten.
Also ICH habe mich nicht (nur) für die sogenannten „Alten“ eingeschränkt, sondern für uns alle. Wenn unser Gesundheitssystem zusammenbricht, weil massenweise mehr und mehr Leute intensivpflichtig werden (und je mehr Leute sich anstecken, desto mehr werden das, auch von den jüngeren), dann kann auch ich nicht mehr den gebrochenen Haxen richten lassen und das Nachbarskind nicht mehr den Blinddarm und meine Freundin keine Therapie mehr kriegen für ihren Brustkrebs. Wir tun das hier für uns alle. Und auch wenn die Kinder sehr wenig gefährdet sind durch Covid19, auch sie können keine ärztliche Behandlung mehr kriegen, wenn es keine freien Ärzte mehr gibt. Nicht umsonst wurden in der ersten Welle hier sämtliche fachfremden Ärzt*innen und Pflegekräfte in der Inneren angelernt, weil keiner wusste, ob wir bald Bilder haben wie in Bergamo. Und auch ich habe überlegt, ob ich aus der pädiatrischen Praxis wieder in die Innere gehen wöllte oder könnte, wenn nötig.
Also dieses „wir haben uns für die Alten eingeschränkt“ lässt mir jedesmal die Hutschnur hochgehen.