Okay, ich erläutere hier mal am Beispiel EINER meiner Klassen, wie es bei mir läuft:
Ich bereite den Unterricht für die 2 Wochenstunden vor wie immer (nur dass ich mir halt andere Formate überlege). In der Videokonferenz stelle ich die Aufgaben vor, bespreche die alten Aufgaben und höre mir an, was bei den SuS gut oder schelcht lief/läuft und beantworte Fragen.
Dann beantworten die SuS die Aufgaben, für die ich häufig Punkte vergebe, weil mir "bestanden"/"nicht bestanden" angesichts der sehr unterschiedlichen Qualität der Einsendungen zunehmend auf den Driss geht. Zumal dann irgendwann sehr gute SoMi-Noten eingefordert werden, weil "ich hatte doch immer alles bestanden".
Für die Punkte muss ich mir einen dezidierten Erwartungshorizont erstellen, den ich dann am Rechner ausfülle. Heißt: ich muss jede Schülerarbeit intensiv lesen (was ich mir insofern erleichtere, als ich ein zweites Gerät dazu benutze

) und die Häkchen/Punkte in mein Dokument eintragen, welches ich dann jeweils unter dem Schülernamen abspeichere. Zeitaufwand pro Schüler rund 30 Minuten. (x25)
Diese Woche habe ich dann -nach der Besprechung- als nächste Aufgabe gestellt, dass alle anhand des hochgeladenen Erwartungshorizontes ihre Arbeit selbst bewerten und mir ihr begründetes Ergebnis schicken. Das habe ich dann nochmal alles gelesen, mit meinen Ergebnissen verglichen und den individuellen Erwartungshorizont an die Schüler verschickt. Zeitaufwand nochmal rund 20-30 Minuten pro Schüler. (x25)
Im Präsenzunterricht gebe ich den Erwartungshorizont raus und lasse in Partnerarbeit vergleichen. Zeitaufwand zusätzlich zu meinen Unterrichtsstunden = 0, weil sie es ja in der Zeit machen und ich beobachten kann, OB sie es machen und die Ergebnisse im Anschluss mündlich auswerten kann. Im Distanzunterricht benötige ich schlicht andere Mittel um ferstzustellen, ob alle was getan haben. Und die sind tw extrem zeitaubend. Für Eltern und Schüler zuhause sieht es nur so aus:
Aha, Rückmeldung zur Aufgabe bekommen. Schön.
Gut, in einer Klasse mache ich es mir jetzt "einfach", die sollen Präsentationen vorbereiten, die nach dem Lockdown gehalten werden. Das reißt es trotzdem nicht raus.
Dazu kommt, dass ich mich natürlich weiterhin in die Raffinessen der Plattform einarbeite um festzustellen, was für Möglichkeiten die noch so bieten kann, von denen ich noch nicht weiß.
Die Mathelehrerin meines Sohnes hat gestern auf Mittwoch 6 Aufgaben mit Unteraufgaben aufgegeben, deren Ergebnisse per Foto geschickt werden sollen. Allein die erste dieser 6 Aufgaben sind 4 Seiten im Heft meines Sohnes. Die Arme tut mir Leid. Die gibt nämlich auch dezidierte Rückmeldung à la "in Aufgabe 2 hast du den Rechenweg verkürzt dargestellt".
Ich glaube einfach, viele Eltern, die jeweils persönliches Feedback fodern, sehen den Arbeitsaufwand dahinter nicht. Auch ich werde meine Arbeitsweise nicht bis ins Aschgraue fortsetzen.