Re: Gute Mutter - schlechte Mutter

Zitat von
heinzlmaennchen
Ich hab neulich einen Beitrag von Tüwa gelesen, da meinte sie, sie sei eine schlechte Mutter. Hm.... mein Eindruck war das jetzt gar nicht.
Wenn ich jetzt aber so drüber nachdenke, wann ist eine Mutter denn gut und wann schlecht?
Oje. Das lässt sich meiner Meinung nach gar nicht beantworten.
Ich glaube, fast jede Mutter hält sich manchmal für eine schlechte Mutter. Wenn sie genervt und ungeduldig ist. Wenn sie wenig Zeit hat. Wenn sie mal keine "Lust" hat, mit den Kindern zu spielen.
Und oft hält man sich für eine schlechte Mutter, wenn man viel arbeitet und die Kinder oft fremdbetreut sind. Geht mir in letzter Zeit auch oft so, klar. Neun Stunden KiGa am Tag
, das ist schon heftig (das wurde mir im Rahmen meines Praktikums so richtig bewusst!)...aber das macht mich ja im Prinzip nicht zu einer "schlechten" Mutter.
Für mich persönlich wäre allenfalls jemand eine "schlechte" Mutter, wenn das Kind vernachlässigt oder ausgesetzt würde. Wobei ich dann auch schon wieder darüber nachdenken würde, WARUM diese Mutter so gehandelt hat...was ihre ganz persönliche "Geschichte" ist.
Eine Mutter, die ihr Kind zur Adoption freigibt, ist in meinen Augen z.B. eine gute Mutter. Sie hat erkannt, dass sie es selbst nicht schafft, ihrem Kind das zu bieten, was es braucht. Ihr ist bewusst, dass es für ihr Kind besser ist, wenn es woanders aufwächst.
Eine gute Mutter ist eine Mutter, die das Wohl ihrer Kinder immer im Auge hat, aber auch loslassen kann, wenn es an der Zeit ist. Wenn das Einjährige zum ersten Mal allein loslaufen möchte. Wenn die Fünfjährige zum ersten Mal allein Brötchen holen möchte. Wenn der Dreizehnjährige zum ersten Mal zu einer Party möchte. Wenn die Achtzehnjährige sich zum ersten Mal Papas Auto leiht.
Sie ist eine gute Mutter, wenn sie sich und ihre Bedürfnisse nicht aus den Augen verliert. Ich hab mal ein Tageskind betreut, dessen Mutter ohne "zwingenden Grund" (also finanziell gesehen!) arbeiten wollte. Die Mutter war eine grandiose Mutter. Wenn sie den Jungen nachmittags bei mir abgeholt hat, war sie so ausgeglichen und voller Freude, ihren Sohn zu sehen, sie hat dann ganz viel wertvolle, bewusste Zeit mit ihm verbracht. Da hab ich mich zum ersten Mal gefragt, ob man automatisch ne gute Mutter ist, nur weil man drei Jahre zuhause bleibt, dabei aber oft total unzufrieden ist und sich isoliert fühlt...und dadurch auch ungeduldig den Kindern gegenüber ist.
Mh...etwas konfus, oder?
Aber ich glaube, dass das auch jeder anders sieht.
Die Generation meiner Eltern glaubt noch, dass Mütter, deren Kinder den ganzen Tag in die KiTa gehen und am Ende noch unter drei Jahre alt sind, "schlechte" und egoistische Mütter sind. ("Wofür schafft man sich denn dann Kinder an?"
).
Wir sehen das doch heute ganz anders...
Und "schlecht" kommen wir uns immer wieder mal vor, sagte ich ja schon...
ICH finde, dass ich meistens ne ganz passable Mutter bin.
Meine Güte, DU hast aber auch Fragen am Tag vor Heiligabend...waaaaaahhh, ich hab eigentlich gaaaar keine Zeit, hier so viel rumzutipseln...
Ach ja: und die Tüwa ist ganz sicher keine schlechte Mutter.
Die muss nur manchmal hier ihr schlechtes Gewissen erleichtern.
Ein Kind braucht deine Liebe am meisten, wenn es sie am wenigsten verdient.
(Erma Bombeck)