Es ist inzwischen schon einige Tage her. Aber da ich in der Zeit meiner Fehlgebut sehr viel darüber im Internet gelesen habe, wollte ich nun einmal berichten wie es mir ergangen ist. Und um euch zu zeigen, daß ein Fehlgeburt auch komplett ohne operativen Eingiff möglich ist.
Ich wurde gleich beim ersten Versuch schwanger. Wir waren im Urlaub und haben ganz bewußt die Kondome zuhause gelassen. Schon die letzten Tage bevor ich meine Periode bekommen sollte, dachte ich „irgenwie ist das anders als sonst“. Als meine Periode dann sechs Tage überfällig war, konnte das nicht mehr an Jetlag liegen. Außerdem habe ich ganz deutliche Veränderungen gespürt. Meine Brüste und Brustwarzen wurden größer, ich war sehr verpeilt, dauernd müde und mir war immer latent übel.
Für mich war sehr schnell klar, daß ich mich in der Schwangerschaft und bei der Geburt komplett von einer Hebamme aus dem Geburtshaus begleiten lassen wollte. Mit meinem Fraunearzt war ich sowieso seit längerem nicht mehr zufrieden. Außerdem erinnerte ich mich noch an Geschichten aus dem Freundeskreis, daß die betreuenden Frauneärzte eher das Bedürfniss haben einem pränatale Diagnostik aufzuschwätzen, die teuer ist und eine werdende Mutter mehr verunsichert als das sie hilft. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen (Frauen-)Ärzte. Wenn es mir schlecht geht, gehe ich auch zum Arzt. Und als meine Hebamme mich ins Krankenhaus schickte, war für mich klar daß ich da hin gehe. Aber grundsätzlich denke ich: eine Schwangerschaft ist etwas ganz normales im Leben einer Frau und keine Krankheit. Warum soll ich also zu Arzt wenn es mir gut geht und es keine Hinweise auf Komplikationen gibt?
Nach einem sehr netten Vorgespräch mit der Hebamme gab es in der 9. Schwangerschaftswoche die erste Vorsorgeuntersuchung. Trotz langem Suchen konnte die Hebamme keine Herztöne hören, was aber zu dem Zeitpunkt der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich ist. Ich meinte noch halb im Scherz zu ihre „irgenwie ist mir die letzten Tage gar nicht mehr so arg übel, ich vergess manchmal ganz daß ich schwanger bin“.
Genau eine Woche später, ich ging kurz vorm Feierabend am Freitagnachmittag nochmal zur Toilette, hatte ich ein wenige Blut im Urin. Das hat mich ziemlich schockiert. Weil ich wusste, daß meine Hebamme gerade im Geburtshaus Sprechstunde hatte, fuhr ich kurzerhand dort hin. Sie untersuchte mich und schickte mich dann ins Krankenhaus zum Ultraschall. Mein Freund und ich hatten einen Tag vorher Sex und die Blutung hätte auch daran liegen können. Aber sie und ich wollten sicher gehen.
Auf dem Weg zum Krankenhaus dachte ich noch „ gut, dann gibt es eben jetzt schon ein Ultraschallbild“. Eigenlich wollte ich erst zum 2. Ultraschall zur Frauenärztin, da die Hebammm im Geburtshaus einen Ultraschall braucht, um bestimmte Komplikationen auzuschließen.
Im Krankenhaus untersuchte mich ein netter junger Arzt. Er machte einen Ultraschall, und als er auf einmal fast nichts mehr sagte und nur etwas unruhig auf dem Ultraschallmonitor hantierte, wußte ich daß es mit dieser Schwangerschaft wohl nix war. Irgendwann sagte er dann, daß er keine Herztöne sehen kann und daß der Fötus viel zu klein ist für die 10. Woche. Er nahm mir dann noch Blut ab wegen dem BetaHCG-Wert und meinte er müßte die Bilder noch mal mit seinem Chefarz ansehen, aber daß der Fötus wohl nicht mehr lebe. Ich mußte noch ca. eine Stunde auf das Ergebnis des Bluttests warten.
Ich war traurig. Ich wußte daß im ersten Trimenon 20-50% aller Schwangerschaften nicht überleben. Und ich kenne einige Frauen, die schon mal eine Fehlgeburt hatten und danach weitere problemlose Schwangerschaften hatten. Deshalb war ich nicht am Boden zerstört. Aber ich fand es doch sehr gemein, daß das gerade mir bei der ersten Schwangerschaft passieren mußte. Das schlimmste war, auf der Gynäkologischen Station der Krankanhauses zu warten und die ganzen frischgeborenen Babys oder Frauen mit dickem Schwangerschaftsbauch zu sehen.
Inzwischen kam mein Freund und wir redeten gemeinsam mit dem Arzt. Der BetaHCG-Wert war zu niedrig und der Fötus nicht mehr am Leben. Er meinte ich sollte am nächsten Tag, Samstag, oder spätestens Montag unbedingt eine Ausschabung machen lassen. Er erklärte auch schon genau was da gemacht werden würde und welche Gefahren es geben würde, aber das es eben notwendig sei. Auf meine Frage, ob die Schwangerschaft auch auf natürliche Art und Weise abgehen könnnte, meinte er, in etwa: schon, aber es wäre sehr gefährlich, da Reste in der Gebärmutter verbleiben könnten, die sich dann entzünden könnten, und eigentlich sei eine Ausschabung unabdingbar.
Ich hatte in meinen Leben noch nie ein Operation und hatte auch nicht wirklich Lust darauf. Späte abends zuhause rief dann nochmal meine Hebamme an. Sie sagte mir daß es durchaus möglich ist, daß eine Schwangerschaft ohne OP abgeht, aber man solle dann später auf jeden Fall per Ultraschall untersuchen, ob auch alles abgegangen ist. Ich beschloß in Absprache mit der Hebamme und meinem Freund, daß ich erstmal das Wochenende abwarten wollte. Sollte es mir zu schlecht gehen, sollte es Komplikationen geben, hätte ich immer noch ins Krankenhaus gehen können.
Nach der folgenden Nacht war ich mir dann sicher, daß ich keine Ausschabung machen lassen würde. Sehr bald nachdem ich zuhause war fing es an. Es war wie eine Menstruationsblutung, nur mit viel mehr Blut, viel mehr Schmerzen und ein paar Tage länger. Ich schlief die Nacht nur immer mal wieder ein Stündchen. Ansonsten verbrachte ich viel Zeit auf der Toilette, da die Blutung schon enorm war. Zwischendurch hatte ich richtige Krämpfe; vermutlich Wehen. Am nächsten Morgen war mir klar, daß eine Ausschabung nicht mehr notwendig war. Ich hatte das Gefühl daß ein großer Teil der Schwangerschaft abgegangen war. Ganz ohne Operation. Das restliche Wochenende hatte ich immer noch starke Blutunngen und ich war müde. Kein Wunder, hatte ich doch kaum geschlafen und jede Menge Blut verloren. Aber es ging mir schon besser. Am darauffolgenden Mittwoch (4 Tage später) hatte ich einen Termin bei der Frauenärztin. Im Ultraschall war fast nichts mehr zu sehen. Sie meinete, ein „Bettchen“ sei noch da, das ging dann auch am folgenden Tag ab. Die Blutungen dauerten insgesamt eine Woche. Beim Ultraschalll zwei Wochen später war nichts mehr zu sehen.
In der Woche nach der Fehlgeburt rief mich meine Hebamme fast täglich an um sich nach meinem Zustand zu erkundigen und mir Tipps zu geben, damit ich mich wieder gut erhole. Sie kam auch einmal zu mir nach Hause. Ich fühlte mich bei ihr sehr gut aufgehoben mit der „Schwangerschaftsnachbetreung“, auch wenn die Schwangerschaft nicht wie gewünscht endete.
Inzwischen hatte ich schon einmal ganz normal meine Periode. Nicht nach 28 Tagen, wie sonst, sondern erst nach 33. Ich finde das ist nach einer Fehlgeburt doch schon wieder sehr nah an meinem Rhythmus. Und wir üben schon wieder fleissig...
Im Resultat kann ich für mich sagen, ich würde eine Fehlgeburt in den ersten 3 Monaten immer auf natürliche Weise abgehen lassen. Ich würde es auf jeden Fall versuchen. Sollte es zu Komplikationen kommen, würde ich dann auch ins Krankenhaus gehen.
Was mich sehr geärgert hat, ist die Aussage des Arztes in der Klinik, daß es eigenltlich nicht ohne Ausschabung geht. Er wollte mich schon fast dazu zwingen eine Ausschabung zu machen. Ich denke, wenn Fehlgeburten im ersten Trimenon so häufig sind, kann es die ja nicht erst geben, seit es die Möglichkeit von operativen Ausschabungen gibt. Unsere Urgroßmütter waren häufiger schwanger als wir heutzutage. Wahrscheinlich haben sie fast alle eine oder mehrere Fehlgeburtern im ersten Trimenon erlebt. Und viele von ihnen haben es überlebt, auch ohne Operation, und noch weitere Kinder belommen. Wenn er so „normal“ ist, daß die Natur in den ersten Wochen entscheidet, ob der Fötus lebensfähig ist oder nicht und ihn dann absterben lässt, dann hat die Natur auch die Mittel die Schwangerschaft auf eine natürliche Art und Weise abgehen zu lassen.
Meine Empfehlung an euch alle ist: lasst euch nicht zu einer sofortigen Abtreibung zwingen. Fühlt in euch hinein, frag euch: Will ich eine Operation? Will ich die Zeit, um mich mit der Situaion auseinander zu setzten? Will ich alles ohne äußere Eingriffe geschehen lassen?
Ich denke daß eine Operation meistens nicht sofort notwendig ist. Wenn dem so ist, nehmt euch die Zeit, um zu entscheiden, was ihr wollt. Und lasst euch zu nichts zwingen.
Liebe Grüße und lasst Euch nicht unterkriegen!